Mitarbeiter im Volkswagen-Werk beginnen mit der Arbeit: Der Autokonzern hat die höchsten Pensionsverpflichtungen im gesamten Dax © picture alliance / Geisler-Fotopress | Nancy Heusel
  • Von Andreas Harms
  • 28.05.2025 um 15:45
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Ein aktueller Bericht von Aon wirft einen aufschlussreichen Blick in die Welt der großen betrieblichen Altersversorgung (bAV). Denn er wertet aus, was die Dax-Konzerne an Pensionen vorhalten müssen, wie gut sie das heute abgedeckt haben und welche Trends sie zurzeit erwarten.

Die jüngsten Ereignisse an den Kapital- und Finanzmärkten haben auch in den Dax-Konzernen Spuren hinterlassen. Und wenn es um die betriebliche Altersversorgung (bAV) geht, sind das gar nicht mal so schlechte Spuren. Denn die Lage hat sich ein gutes Stück verbessert.

Das fand das Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen Aon heraus, indem es bAV-Bilanzkennzahlen von 38 Unternehmen aus dem Aktienindex Dax unter die Lupe nahm. Es ist sozusagen die börsennotierte Elite Deutschlands. Von Zalando und Qiagen gab es keine auswertbaren Informationen.

Kernpunkt dabei ist das Verhältnis zwischen Pensionsverpflichtung (in der Zukunft) und heutigem Deckungsvermögen. Beide Werte haben sich verbessert.

Die Pensionsverpflichtungen sanken um 2,1 Prozent auf 325 Milliarden Euro. Und das, obwohl die Pensionsansprüche der Belegschaften um 6 Milliarden Euro gestiegen waren. Hauptursache dafür ist der unterstellte Rechnungszins, der zum Teil gestiegen ist. Damit können die Unternehmen ihre Verpflichtungen aus der Zukunft stärker in die Gegenwart abzinsen. Der heutige Barwert sinkt dadurch. Ein ähnlicher Effekt hatte im vergangenen Jahr auch die Solvenzquoten der Versicherer steigen lassen (das erklären wir hier).

Der Vollständigkeit halber müssen wir erwähnen, dass die Verpflichtungen zusätzlich um 2,9 Milliarden Euro sanken, weil im Dax zwei Unternehmen ausgetauscht wurden. Fresenius Medical Care kam für Covestro.

Hier sind jene Dax-Werte mit den höchsten Pensionsverpflichtungen:

  1. Volkswagen mit 45,5 Milliarden Euro
  2. Siemens mit 28,7 Milliarden Euro
  3. Allianz mit 22,3 Milliarden Euro
  4. BASF mit 22,0 Milliarden Euro
  5. Mercedes-Benz mit 21,6 Milliarden Euro

Die aktuellen Rechnungszinsen liegen durchweg über 3 Prozent. Den niedrigsten nutzt der Pharma- und Laborzulieferer Sartorius mit 3,17 Prozent. Der höchste findet sich in der Commerzbank: 3,80 Prozent. Im Vorjahr betrug die Spanne 3,10 bis 4,60 Prozent.

Im Gegenzug stieg das für die Pensionen reservierte Deckungsvermögen von 260 auf 264 Milliarden Euro, also um 3 Prozent. Geholfen hatten die stabilen Kapitalmärkte (Aktien und Anleihen gleichermaßen) und zusätzlich zugeschossene Beträge der Konzerne. Der Dax-Wechsel drückte die Summe.

Unterm Strich haben die Dax-Konzerne ihre bAV-Verpflichtungen nun zu 81 Prozent ausfinanziert. Ein Jahr zuvor waren es noch 78 Prozent. Die höchsten Werte erreichen:

  1. Commerzbank mit 111 Prozent
  2. Deutsche Bank mit 107 Prozent
  3. Mercedes-Benz mit 104 Prozent
  4. BMW mit 104 Prozent
  5. Siemens mit 101 Prozent

Bemerkenswert ist insbesondere, wie sich der bAV-Markt wandelt. Inzwischen sprechen nur noch 6 von 38 Dax-Konzernen feste Leistungszusagen aus (wie es jahrzehntelang eigentlich üblich war). „Defined Benefit“ nennt sich das auch auf internationalem Parkett. Der Rest sagt lediglich bestimmte Beiträge zu („Defined Contribution“).

Nachteil am Defined Contribution ist, dass die späteren Rentner keine konkrete Pension mehr zugesagt bekommen. Vorteil daran ist aber, dass die Beiträge risikoreicher und damit rentabler angelegt werden können, denn es steht keine Garantie mehr im Raum. Im Idealfall fällt die Pension somit höher aus als mit Garantieversprechen.

Zwei weitere Kennzahlen sagen einiges über das aktuelle Preisumfeld aus und spiegeln die deutlich gesunkene Inflation wider. Der Rententrend sagt aus, was die Unternehmen erwarten, wie die Betriebsrenten künftig steigen. Er fiel im vergangenen Jahr im Dax-Durchschnitt von 2,19 auf 2,07 Prozent.

Der Gehaltstrend sagt dazu passend aus, was die Unternehmen über die künftig steigenden Gehälter denken. Dieser Wert sank von 2,95 auf 2,84 Prozent.

Die gesamte Studie mit vielen Zahlen können Sie hier herunterladen.

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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