- Von Minzia Kolberg
- 04.07.2025 um 12:01
Viele deutsche Arbeitgeber führen zu wenig Sozialabgaben ab. Darüber berichtete kürzlich die „Neue Osnabrücker Zeitung“ (NOZ) in einem Beitrag. Die Deutsche Rentenversicherung entdeckte demnach im Jahr 2023 bei Betriebsprüfungen 840 Millionen Euro an fehlenden Beiträgen. Nach Abzug von 86 Millionen Euro, die Firmen zu viel gezahlt hatten, bleibt ein Netto-Defizit von 754 Millionen Euro. Diese Angaben gehen aus einer Antwort der Rentenversicherung auf eine Anfrage der NOZ hervor.
Betriebsprüfungen decken Fehler auf
Alle vier Jahre prüfen Kontrolleure der Rentenversicherung, ob Unternehmen ihre Lohnnebenkosten korrekt berechnet und abgeführt haben. Dabei nehmen sie nicht nur die Rentenbeiträge unter die Lupe, sondern auch Zahlungen zur Kranken-, Pflege- und Unfallversicherung, zur Künstlersozialkasse sowie die Meldepflichten zur Sozialversicherung.

Unternehmen fordern Entlastung bei Lohnnebenkosten
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„Was macht das Gewerbegeschäft so interessant?“
Stellen die Prüfer Abweichungen fest, fordern sie fehlende Beiträge nach. So verhindern sie, dass Forderungen verjähren und der Rentenkasse dauerhaft verloren gehen.
Künstliche Intelligenz hilft dabei, Fehler aufzuspüren
Die Rentenversicherung setzt seit Kurzem Künstliche Intelligenz ein, um Prüfprozesse effizienter zu gestalten. Die Software analysiert eingereichte Unterlagen automatisch und erkennt Auffälligkeiten – etwa ungewöhnlich hohe oder niedrige Beiträge oder fehlerhafte Angaben.
Fällt der KI ein Verdachtsfall auf, übernehmen menschliche Prüfer die genaue Kontrolle. Nach Angaben der Rentenversicherung erreicht das System eine Trefferquote von über 95 Prozent.
Prüfungen dauern von Stunden bis zu mehreren Monaten
Der Zeitaufwand für eine Betriebsprüfung ist sehr unterschiedlich. „Der individuelle Zeitaufwand der Prüfung variiert stark von wenigen Stunden, bis hin zu einigen Monaten“, erklärt eine Sprecherin der Rentenversicherung gegenüber der NOZ. Erst nach Beginn der Prüfung lasse sich abschätzen, wie umfangreich sie tatsächlich werde.
Fazit: Unternehmen sollten ihre Abrechnungen regelmäßig überprüfen. Fehlerhafte oder unvollständige Angaben können teuer werden – und lassen sich durch interne Kontrolle oft vermeiden.
Um die Lohnnebenkosten generell wieder in den Griff zu bekommen, fordern Unternehmen schon länger eine Reform der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung. Das hat eine aktuelle Umfrage des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) ergeben. Die Details lesen Sie hier.

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