Die Europäische Zentralbank in Frankfurt (vorne rechts im Bild zu sehen): Die niedrigen Zinsen sorgen weiterhin für deutliche Belastungen im deutschen Versicherungsmarkt. © picture alliance / Daniel Kubirski | Daniel Kubirski
  • Von Karen Schmidt
  • 02.12.2021 um 15:35
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 02:10 Min

Das Dauer-Niedrigzinsumfeld belastet die Versicherer hierzulande – wenn auch in unterschiedlichem Maße, wie der aktuelle Ertragskraft-Garantie-Check von Assekurata zeigt. Wie es um Zinszusatzreserve, Ertragslage & Co. steht, lesen Sie hier.

Die Rating-Agentur Assekurata hat bereits zum sechsten Mal die Ertragskraft der deutschen Lebensversicherer im angespannten Zinsumfeld unter die Lupe genommen. Die Kölner Analysten schauten sich hierzu Kennzahlen zu Ertrag, Sicherheit und Beständen von 71 Lebensversicherern im Ertragskraft-Garantie-Check (EKG-Check) an.

Das Ergebnis: Die extremen Zinsbedingungen belasten die Lebensversicherer unterschiedlich stark. Unter gleichbleibenden Zinsbedingungen sei aber davon auszugehen, dass die Versicherer auf Branchenebene den Großteil der abzuführenden Zinszusatzreserve bereits gestemmt hätten.

„Historisch niedrige Zinsen treffen Lebensversicherer in mehrfacher Hinsicht“, kommentiert Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata, die neuen Studienergebnisse, „denn sie können immer weniger laufende Erträge aus der Kapitalanlage vereinnahmen und müssen oft noch hohe Altgarantien in ihren Beständen erfüllen.“

Seit 2011 müssen die Lebensversicherer für Letzteres die Zinszusatzreserve (ZZR) bilden, die bis Ende 2020 marktweit auf rund 86 Milliarden Euro angewachsen ist. Trotz einer leichten Zinserholung ist der für die ZZR-Berechnung geltende Referenzzins 2021 weiter gefallen, was aus Sicht der Studienautoren in diesem Jahr zu einem neuerlichen Zuführungsbedarf von 11 Millionen Euro führen wird.

Grafik vergrößern

Quelle: Assekurata

Um die Anforderungen der ZZR auch für die Zukunft abschätzen zu können, haben die Analysten in der EKG-Studie die ZZR-Entwicklung für verschiedene Szenarien hochgerechnet. Demnach erreicht sie bei einem konstant niedrigen Zinsniveau ihren Höchststand im Jahr 2028 mit 130 Milliarden Euro (siehe obige Grafik). „Mit dem Ende 2021 aufgebauten ZZR-Bestand von rund 97 Milliarden Euro hätten die Lebensversicherer in diesem Szenario also bereits drei Viertel des Weges geschafft“, rechnet Lars Heermann vor.

Aber: „Je nach Bestandszusammensetzung und Einnahmenstruktur kann bei einzelnen Unternehmen der bisherige Ausfinanzierungsgrad deutlich geringer liegen und ein ZZR-Aufbau noch bis in die 2030er Jahre erforderlich sein.“ Wie stark die Altgarantien und ZZR-Zuführungen die Ertragslage der Lebensversicherer im Niedrigzinsumfeld belasten, lässt sich durch einen Abgleich der vereinnahmten Kapitalanlage-Erträge mit den Rechnungszinsanforderungen abschätzen, heißt es bei Assekurata. Durchschnittlich weise die Branche 2020 hier nur noch einen Ertragspuffer in Höhe von 0,37 Prozent der Deckungsrückstellung auf (siehe Grafik unten).

Quelle: Assekurata
autorAutorin
Karen

Karen Schmidt

Karen Schmidt ist seit Gründung von Pfefferminzia im Jahr 2013 Chefredakteurin des Mediums.

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

Pfefferminzia Logo rgb
Suche
Close this search box.
Zuletzt hinzugefügt
Wie die Zukunft der bAV aussieht
Handelsblatt Jahrestagung bAV 2024

Wie die Zukunft der bAV aussieht

Vermittler müssen und wollen sich weiterbilden
AfW-Vermittlerbarometer: Nachhaltigkeit

Vermittler müssen und wollen sich weiterbilden

Zuletzt hinzugefügt
„Honorarberatung ist hochflexibel“
„Lass mal reden“ mit Honorarkonzept

„Honorarberatung ist hochflexibel“

„In fünf Jahren sterben Online-Abschlussstrecken aus“
„Lass mal reden“ mit Ralf Pispers, Personal Business Machine (PBM)

„In fünf Jahren sterben Online-Abschlussstrecken aus“

Skip to content