Roman Goedeke ist Proposition Manager bei Standard Life. © Standard Life
  • Von Oliver Lepold
  • 17.09.2020 um 16:00
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lesedauer Lesedauer: ca. 02:50 Min

Standard Life hat die komplette Fondspalette auf provisionsfreie Fondstranchen, sogenannte Clean Share Classes, umgestellt. Zum Relaunch und den damit verbundenen Effekten für Makler und Kunden befragte Pfefferminzia Roman Goedeke. Als Proposition Manager kümmert er sich um den Kundennutzen der Fondsprodukte bei Standard Life Deutschland

Pfefferminzia: Welche Rolle spielen provisionsfreie Anteilsklassen, auf Neudeutsch Clean Share Classes, bei Fondspolicen in Deutschland?

Roman Goedeke: Bisher haben nur wenige Anbieter von fondsgebundenen Rentenversicherungen Clean Share Classes im Angebot. Wir sind zwar nicht die allerersten, aber wir gehören zu den ersten, die das Angebot konsequent und in vollem Umfang auf provisionsfreie Anteilsklassen umgestellt haben.

Gibt es einen Trend zu den kostensparenden Fonds?

Einen Trend gibt es, es gibt aber auch große Unterschiede zwischen den Anbietern. Je größer der Versicherer, desto schwieriger ist ein solcher Schritt. Und große Versicherer scheuen den Verwaltungsaufwand. Man muss praktisch seine Fondspalette verdoppeln. Möglicherweise ziehen mehr Versicherer nach, wenn der Trend noch stärker wird. Zurzeit ist das noch nicht spürbar.

Um welchen Faktor sind Clean Share Classes konkret kostengünstiger als die vergleichbaren Fonds, die noch Provisionen enthalten?

Das kommt immer auf die Fonds und auf die Fondsgesellschaft an.  Schauen wir uns beispielsweise den Flossbach von Storch Multiple Opportunities als Bestseller im Fondspolicen-Bereich an: Hier weist die Retail-Klasse 1,65 Prozent laufende Kosten auf, die Clean Share Class lediglich 0,9 Prozent. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei vielen anderen Fonds. In der Spitze liegt der Kostenvorteil in unserem Fondsuniversum bei 0,85 Prozentpunkten. Bei unseren gemanagten MyFolios, die wir mit Aberdeen Standard Investments aufgelegt haben, spart der Kunde sogar 90 Prozent der Fondskosten. Das bedeutet, dass unsere gemanagten Konzepte kostentechnisch auf ETF-Niveau angeboten werden können.

Inwieweit verbessert sich durch den Wegfall der Provisionen die Performance, die am Ende beim Kunden ankommt?

Über die lange Laufzeit wirkt der Zinseszinseffekt. Wir haben eine Berechnung für unsere MyFolio-Portfolios durchgeführt, die wir 2012 aufgelegt haben. MyFolio Active Balance hat seit 2012 in der bisher verwendeten nicht-cleanen, Variante 4,3 Prozent pro Jahr Performance erbracht. Mit Clean-Share-Fonds hingegen läge diese Performance bei 5,6 Prozent pro Jahr bis heute. Bei dem risikoreicheren MyFolio Chance Portfolio beträgt der Performance-Unterschied sogar  4,9 zu 6,4 Prozent.

Standard Life hat die gesamte Fondspalette auf Clean Share Classes umgestellt. Welche praktischen Herausforderungen waren damit verbunden?

Das war ein monatelanger steiniger Weg mit sehr intensiven Verhandlungen. Zunächst haben wir unsere komplette Fondsliste an unsere Depotbank geschickt – mit der Bitte, alle Fonds als provisionsfreie Anteilsklassen zu bekommen. Zurück kamen bei rund 100 Fonds nur drei cleane Fondstranchen. Dann haben wir jede einzelne Fondsgesellschaft kontaktiert, um genau zu klären, welche der vielen verschiedenen Fondstranchen für uns als Versicherer infrage kommen. Denn in der Praxis wird häufig unterschieden zwischen institutionellen und speziellen provisionsfreien Versicherungstranchen, da kann der Unterschied nochmal wenige Basispunkte betragen.

Und wie war die Reaktion der Fondsgesellschaften?

Einige sagten: Kein Problem, wir können Ihnen die gewünschte Tranche freischalten, dann war das innerhalb von zwei Tagen erledigt. Andere sagten, da haben wir noch nichts für Sie, wir müssen erst neu auflegen, das dauert dann drei bis vier Monate. Und wieder andere sagten, wir sehen kein ausreichendes Volumen im Moment, daher legen wir keine Clean Share Classes auf. Einige wenige Wunschfonds fehlen uns noch, dort bleiben wir dran. Der Umstellungsprozess dauert also nach wie vor an.

Ist die Fondsauwahl für den Anleger dadurch signifikant reduziert?

Nein, denn da, wo wir nicht weitergekommen sind mit den ursprünglich in unserer Fondspalette vertretenen Fonds, haben wir alternative provisionsfreie Fonds gefunden. Wir sind stolz, dass wir weiterhin alle Anlageklassen und alle Nischen anbieten können. Unser komplettes Fondsangebot ist nun provisionsfrei.

Was passiert konkret mit der Vergütung der Berater beim Wechsel zu Clean Share Classes?

Da ändert sich nichts, denn der Makler wird von uns mit einer Abschluss- und Folgecourtage bezahlt. Die Provisionen, die nun bei Clean Share Classes nicht mehr anfallen, hätten wir als Versicherer von der Fondsgesellschaft bekommen und an die Kunden in Form eines Kundenbonus weitergegeben. Für den Makler ändert sich durch die Umstellung bei der Vergütung nichts, er kann seinen Kunden aber jetzt ein moderneres und kostengünstigeres Investment bieten.

Wie ist das Feedback der Makler bis dato auf Ihren Produkt-Relaunch und speziell auf diese Änderung in der Fondspalette?

Bisher war das Feedback durchweg positiv. Die Kunden der Makler wünschen sich günstige Lösungen in Zeiten der Niedrigzinsphase. Die damit verbundene Transparenz begrüßen sie. Wir haben mit der Umstellung der Fondspalette auch unsere Website komplett erneuert. Kunde und Makler können dort Fonds einfach auswählen und erhalten immer auch die zugehörigen Kosten angezeigt. In Zusammenarbeit mit Aberdeen Standard Investments haben wir auch für die MyFolios viele Vergleichsberechnungen in Online-Seminaren für Makler erläutert, auch in unserem monatlichen Investmentupdate. Der erhebliche Effekt auf die Performance überzeugt immer.

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Oliver

Oliver Lepold

Oliver Lepold ist Dipl.-Wirtschaftsingenieur und freier Journalist für Themen rund um Finanzberatung und Vermögensverwaltung. Er schreibt regelmäßig für Pfefferminzia und andere Versicherungs- und Kapitalanlage-Medien.

kommentare
Wilfried Strassnig
Vor 3 Jahren

Einfach mal den Artikel “EIOPA bezeichnet die Verwaltungskosten und gerade NICHT die Vertriebskosten als zu teuer, lesen.
Ich kann mir nicht vorstellen das Verträge von Honorarberatern in diesem Bereich geringere Kosten aufweisen, eher im Gegenteil, da wesentliche Vorarbeiten von Maklern geleistet werden, die zum Teil bei Honorarverträgen von der Administration geleistet werden müssen.
Der Vorteil bei Vertragsabschlüssen über Makler ist gravierend:
Volle unbegrenzte Haftung für das BESTE Produkt des Marktes.
Da die Provisionskosten über viele Jahre gestreckt werden, schmälern die zu Beginn anfallenden Honorare die Rendite so stark, dass in aller Regel kein Vorteil für Kunden entsteht.
Die Historie beweist, trotz massiver Werbung in den Medien und gleichzeitigem Dauerbashing der Vertriebler, dass der Markt Honorarberatung NICHT akzeptiert.
Zuguterletzt gab es schon Gerichtsurteile, wonach Kunden, selbst bei schon stornierten Verträgen die Honorare weiterhin bezahlen müssen. Eine bessere fachliche Beratung, als über Makler ist schon wegen der Haftung nicht vorstellbar!
Nur ewig gestrige pochen unbelehrbar auf Honorarberatung. Viele Honorarberater, insgesamt existieren so ca. 300 in D gegenüber 40.000 Maklern, überleben nur da sie zweigleisig FAHREN und auch noch gegen Provision beraten.

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Wilfried Strassnig
Vor 3 Jahren

Einfach mal den Artikel “EIOPA bezeichnet die Verwaltungskosten und gerade NICHT die Vertriebskosten als zu teuer, lesen.
Ich kann mir nicht vorstellen das Verträge von Honorarberatern in diesem Bereich geringere Kosten aufweisen, eher im Gegenteil, da wesentliche Vorarbeiten von Maklern geleistet werden, die zum Teil bei Honorarverträgen von der Administration geleistet werden müssen.
Der Vorteil bei Vertragsabschlüssen über Makler ist gravierend:
Volle unbegrenzte Haftung für das BESTE Produkt des Marktes.
Da die Provisionskosten über viele Jahre gestreckt werden, schmälern die zu Beginn anfallenden Honorare die Rendite so stark, dass in aller Regel kein Vorteil für Kunden entsteht.
Die Historie beweist, trotz massiver Werbung in den Medien und gleichzeitigem Dauerbashing der Vertriebler, dass der Markt Honorarberatung NICHT akzeptiert.
Zuguterletzt gab es schon Gerichtsurteile, wonach Kunden, selbst bei schon stornierten Verträgen die Honorare weiterhin bezahlen müssen. Eine bessere fachliche Beratung, als über Makler ist schon wegen der Haftung nicht vorstellbar!
Nur ewig gestrige pochen unbelehrbar auf Honorarberatung. Viele Honorarberater, insgesamt existieren so ca. 300 in D gegenüber 40.000 Maklern, überleben nur da sie zweigleisig FAHREN und auch noch gegen Provision beraten.

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