Ab ins ausländische Abenteuer – aber bitte mit der richtigen Reisekrankenversicherung. © tawatchai07/Freepik.com
  • Von Jens Lehmann
  • 30.06.2025 um 12:33
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Auszeit in Portugal, Studium in London, Workation in Wien: Immer mehr Deutsche zieht es für längere Zeit ins Ausland. Die Reisekrankenversicherung zieht nach – mit flexiblen Produkten, die zur modernen Mobilität passen.

Die Deutschen – ein Volk von Globetrottern? Ganz so ist es nicht. Doch nach dem Ende der Corona-Pandemie hat die Reiselust der Bundesbürger wieder stark zugenommen. 2023 verzeichnete das Statistische Bundesamt ein Auslandsreise-Plus von 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr – immerhin 3 Prozent mehr als im Vorkrisenjahr 2019. Im laufenden Jahr planen laut ADAC-Tourismusstudie knapp 60 Prozent einen längeren Urlaub. Gemessen an der Einwohnerzahl bleiben die Deutschen damit unangefochtene Reiseweltmeister.

Das spüren auch die Anbieter von Reisekrankenversicherungen. „Die wieder gewonnene Reiselust nach Corona – sei es bei Urlaubsreisen, Workation, Sabbaticals oder Studienaufenthalten – sorgt für eine anhaltend hohe Nachfrage“, bestätigt ­Michael Dimmer, Leiter Produktmanagement und Marketing der Würzburger Versicherung. Das Risikobewusstsein sei durch die Pandemie gestiegen. Corona war ein „Booster“ für die Nachfrage.

Unter Reisenden spricht sich immer mehr herum, dass ein Auslandsaufenthalt ohne passenden Krankenversicherungsschutz keine gute Idee ist. Einer Online-Befragung der Hanse-Merkur zufolge hatten im Jahr 2022 zwei Drittel der Befragten eine Reisekrankenversicherung im Urlaubsgepäck.

Teure Krankenrücktransporte

Wie wichtig der Schutz ist, zeigt ein Blick auf die Kosten, die bei einem medizinischen Notfall im Ausland drohen. Zwar übernimmt die gesetzliche Krankenkasse innerhalb der EU, der Schweiz und der Türkei die Kosten für Behandlungen vor Ort. Allerdings nur in dem Umfang, wie es das dortige Sozialversicherungssystem vorsieht. Zusätzliche Kosten, zum Beispiel für Medikamente, bessere Versorgung oder Diagnostik, müssen Reisende aus eigener Tasche zahlen. Der Eigenanteil kann schnell über 10.000 Euro steigen. Im Rest der Welt bleiben Patienten ohne Reisekrankenversicherung in der Regel komplett auf den Behandlungskosten sitzen.

Noch teurer können Krankenrücktransporte nach Deutschland werden. Die Kosten dafür übernehmen die gesetzlichen Kassen grundsätzlich nicht, auch nicht innerhalb der EU. „Der Preis für einen Krankenrücktransport hängt von der Destination, dem Zustand des Patienten und vielen weiteren Faktoren ab“, sagt Katrin Rieger, Bereichsdirektorin Reisevertrieb Deutschland bei der Hanse-Merkur. „Es können durchaus Kosten im sechsstelligen Bereich entstehen“, warnt die Expertin. Angesichts dieses finanziellen Risikos raten nicht nur Verbraucherschützer, sondern auch das Auswärtige Amt dringend zum Abschluss einer Reisekrankenversicherung.

Doch welche Absicherung ist sinnvoll? Reisenden geht es häufig nicht mehr nur um den punktuellen Schutz für den zweiwöchigen Badeurlaub an der Adriaküste oder den Trip nach Kapstadt, sondern zunehmend auch um die adäquate Absicherung bei Langzeitaufenthalten im Ausland. „In den vergangenen Jahren haben sich verschiedene neue Lebens- und Arbeitsmodelle entwickelt“, so Sharif Sellab, Vertriebsdirektor bei Care Concept. „Immer mehr Menschen sind als digitale Nomaden, Influencer, Freelancer oder Weltumsegler rund um den Globus unterwegs.“

Die Deutschen entdecken die Welt für sich, arbeiten zunehmend ortsunabhängig dort, wo es ihnen gerade gefällt: irgendwo in Europa oder gar auf einem anderen Kontinent. Die fortschreitende Digitalisierung macht’s möglich. Und mancher Ruheständler verbringt mindestens die dunkle Hälfte des Jahres lieber im sonnigen Süden als im tristen deutschen Wintergrau. Lebensentwürfe, die vor 20 Jahren noch als exotisch galten oder „Aussteigern“ zugeschrieben wurden, sind heute völlig normal.

Kunden erwarten Maßgeschneidertes

Damit verändern sich auch die Anforderungen, die Kunden an ihre Reisekrankenversicherung stellen. „Sie erwarten maßgeschneiderte Lösungen, die zu ihrer jeweiligen Lebenssituation passen“, sagt Michael Dimmer. In den vergangenen Jahren sei Workation stark in den Vordergrund gerückt, ebenso sei nach der pandemiebedingten Pause „ein deutliches Comeback von Auslandsstudien und -praktika“ zu beobachten. „Diese Entwicklungen zeigen: Reisen wird vielfältiger, langfristiger und individueller.“ Deshalb muss die Absicherung im Ausland gut durchdacht werden, der „Schutz von der Stange“ passt in manchen Fällen nicht mehr zum Bedarf der Reisenden.

Folglich ist der Markt für die Reisekrankenversicherung in Bewegung gekommen. Die Anbieter reagieren mit neuen oder erweiterten Produkten auf die „Mobilitätswende“ der reisenden Kundschaft. Ein zentraler Punkt ist dabei die Geltungsdauer der Reisekrankenversicherung im Ausland. Standardmäßig sind über die meisten Verträge Auslandsaufenthalte von 42 bis 56 Tagen pro Reise versichert, im Premium-Segment sind auch 70 Tage drin. Doch viele Versicherer gehen mit ihren Angeboten darüber hinaus. Spezielle Langzeit-Reiseversicherungsangebote gelten für Auslandsaufenthalte von bis zu fünf Jahren.

Die Produkte kommen im Markt sehr gut an. „Wir verzeichnen einen konstanten Zuwachs im Neugeschäft der Langzeit-Reisekrankenversicherung“, bestätigt Alexander Machowetz, Leiter Unternehmenskommunikation beim ADAC.

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Jens Lehmann

Jens Lehmann ist diplomierter Publizist und Betriebswirt und arbeitet als freier Journalist und Autor in Hamburg. Er ist thematisch auf Wirtschafts-, Finanz- und Mobilitätsthemen spezialisiert. Seine Beiträge erscheinen in Publikationen großer Zeitungsverlage, Unternehmensveröffentlichungen sowie bei Pfefferminzia.

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