Containerschiff im Hamburger Hafen: 2022 ist ein teures Jahr für die Kreditversicherer. © picture all. / blickwinkel/S. Stefan Ziese
  • Von Juliana Demski
  • 14.12.2022 um 14:15
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Weltweit ächzen die Unternehmen unter der Inflation – auch in Deutschland. Keine gute Zeit für die Warenkredit- und Kautionsversicherer. Laut dem Branchenverband GDV müssen sie wegen Zahlungsausfällen für 2022 Schäden in Höhe von fast 700 Millionen Euro schultern. Die Kosten stiegen damit um fast 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Deutsche Unternehmen sind 2022 mit deutlich höheren Zahlungsausfällen konfrontiert als in den Vorjahren. Laut einer Rechnung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) müssen die Warenkredit- und Kautionsversicherer im laufenden Jahr Schäden in Höhe von 700 Millionen Euro bezahlen – das entspreche einer Steigerung von fast 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

„Wir spüren die toxischen Effekte gleichzeitiger Krisen“, kommentiert Thomas Langen, Vorsitzender der Kommission Kreditversicherung im GDV. „Der Ukraine-Krieg, die hohe Inflation und die pandemiebedingt immer noch angespannten globalen Lieferketten führen dazu, dass das Wachstum in Deutschland schwächelt und die Zahlungsmoral sinkt.“ So deute sich in Teilen der Wirtschaft „ein regelrechter Überlebenskampf entlang der Lieferketten“ an, so Langen weiter.

Tatsächlich sieht er die Risiken in nahezu allen Branchen erhöht: „Energieintensive Industrien wie Stahl oder Chemie sind hart und direkt von steigenden Preisen für Öl und Gas betroffen. Gleichzeitig schlägt die Inflation auf die Konsumlaune und die höheren Zinsen schaden der Baukonjunktur“, so der Experte vom GDV. In der Automobilindustrie erfordere der Strukturwandel hohe Investitionen bei steigenden Finanzierungskosten, was zu einem immensen Druck in der ganzen Wertschöpfungskette führe.

„Kein Horrorszenario“

Für das kommende Jahr erwarten die Kreditversicherer daher ein zweistelliges Wachstum der Unternehmensinsolvenzen: „Wir halten einen Anstieg von 15 bis 20 Prozent für wahrscheinlich. Dann würde die Zahl von derzeit rund 14.000 auf 16.100 bis 16.800 Insolvenzen steigen“, so Langen.

Gleichzeitig weiß er zu beruhigen: Das alles sei keine Insolvenzwelle, sondern eine Normalisierung nach Jahren mit ungewöhnlich wenigen Insolvenzen. „Der von uns prognostizierte Anstieg ist kein Horrorszenario, sondern natürlicher und notwendiger Bestandteil einer funktionierenden Wirtschaft“, erklärt Langen.

Ausfallrisikendeckung auf Rekordhoch

Laut dem GDV decken die deutschen Kreditversicherer 2022 mit 588 Milliarden Euro höhere Ausfallrisiken ab als je zuvor (plus 11 Prozent). Zum Deckungsvolumen der Warenkreditversicherung (510 Milliarden Euro) kommen weitere 78 Milliarden Euro aus Kautionsversicherungen, mit denen die Versicherer Bürgschaften und Garantien zur Verfügung stellen.

„Nach Schätzungen des GDV decken die Limite der Kreditversicherer unter anderem rund ein Sechstel der deutschen Ausfuhren und tragen damit auch wesentlich zur Sicherheit der deutschen Exportwirtschaft bei“, ergänzt die stellvertretende GDV-Hauptgeschäftsführerin Anja Käfer-Rohrbach.

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Juliana Demski

Juliana Demski gehörte dem Pfeffi-Team seit 2016 an. Sie war Redakteurin und Social-Media-Managerin bei Pfefferminzia. Das Unternehmen hat sie im Januar 2024 verlassen.

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