- Von Hans Steup
- 28.05.2025 um 13:47
Es ist 2025, und manche Unternehmen in der Versicherungsbranche stecken – was die Personalstrategie angeht – noch tief in den 1990ern fest. Wenn ich höre, welche Gehälter manchmal angeboten werden, wundert es mich nicht, dass Bewerber nach dem ersten Gespräch einfach verschwinden – oder, wie man heute sagt: ghosten.

Beim Recruiting gibt es gute und schlechte Nachrichten
Mit ChatGPT übers Recruiting plauschen
Warum? Weil sie sich bei Gehaltsverhandlungen vorkommen wie auf einem Basar. So der O-Ton eines Kandidaten, der sich bei mir ausgeheult hat, weil sein Gegenüber im Vorstellungsgespräch mit ihm um 100 Euro gefeilscht hat. Was soll das?
Wer 2025 glaubt, eine ausgebildete Fachkraft in Vollzeit auf Mindestlohnniveau mit 2.500 Euro brutto abspeisen zu können, ignoriert die Realität – oder hofft auf verzweifelte Bewerber (wie gut die wohl arbeiten?).
Ja, es gibt Kandidaten mit überzogenen Gehaltsvorstellungen, die mal testen wollen, was so geht. Aber die meisten wollen einfach nur ihre Miete zahlen und all die anderen Rechnungen, ein- oder zweimal im Jahr in den Urlaub fahren und sich auch sonst mal etwas gönnen.
Recruiting ist keine Schnäppchenjagd
Wer will, dass seine Leute motiviert arbeiten, sollte dafür sorgen, dass sie auch gut leben können. Ein Mitarbeiter, der sich finanziell ständig einschränken muss, wird nie mit voller Energie bei der Sache sein – und wenn doch, dann nicht lange.
Und das bringt uns zum zweiten Geldproblem: Recruiting für lau. Viele Unternehmen wollen möglichst wenig Geld ins Recruiting stecken – und wundern sich dann, dass sie keine Mitarbeiter finden. Das zeigen auch Gespräche mit Kollegen, die plötzlich öfter über Budgets sprechen müssen als früher. Obwohl der Arbeitsmarkt angespannter ist denn je, sparen Unternehmen heute noch mehr am Recruiting-Budget. Häh?
Wie soll das funktionieren? Umgekehrt wird ein Schuh draus. Glaubst du, deine zukünftigen Mitarbeiter kommen auf einem weißen Pferd angeritten, klopfen an deine Tür und rufen: „Nimm mich!“
Nein. Gute Leute müssen aktiv gefunden, überzeugt und fair behandelt werden. Sonst sind sie ganz schnell wieder weg oder kommen erst gar nicht. Kennst du das 15. Monatsgehalt? Das ist das Geld, das du deinem Mitarbeiter zwar nicht direkt auszahlst – das es dich aber kostet, ihn zu finden, einzuarbeiten und fortzubilden.
Wenn du nicht bereit bist, für jede Stelle mindestens ein Monatsgehalt für Recruiting und Weiterbildung zurückzulegen und beizeiten gezielt zu investieren, dann stell bitte keine Mitarbeiter ein. Ruf mich nicht an. Schreib mir keine E-Mail. Komm erst mal in der Gegenwart an! Nur hier können wir sprechen.

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