Fred Wagner © Uni Leipzig
  • Von Redaktion
  • 01.06.2015 um 17:59
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Zum zweiten Mal fand am Dienstag und Mittwoch die Veranstaltung FinPro im Grandhotel Schloss Bensberg bei Köln statt. Ziel war es, Versicherer, Pensionskassen und Versorgungswerke auf der einen und Asset Manager auf der anderen Seite stärker ins Gespräch zu bringen. Fred Wagner, Professor am Institut für Versicherungslehre der Uni Leipzig und Schirmherr der Finanzmesse, über die Details.

Pfefferminzia: Mit welchem Ziel haben Sie die Veranstaltung FinPro ins Leben gerufen?

Fred Wagner: Die Versicherungswirtschaft und auch die Pensionskassen und Versorgungswerke stehen in der Niedrigzinsphase vor großen Herausforderungen. Sie müssen risikoverträglich Renditen produzieren, die sie ihren Kunden versprochen haben. Zusätzlich verändern sich die rechtlichen Rahmenbedingungen. Ich denke hier zum Beispiel an die neuen Eigenkapitalanforderungen, die das EU-Regelwerk Solvency II vorsieht, an die Rechnungslegungsanforderungen nach IFRS und an die Anforderungen des Asset Liability Management. Diese Ausgangspunkte sind sehr komplex.

Die Finanzhäuser auf der anderen Seite können mit ihren guten Leuten, der hohen Expertise und ihren Produktlösungen hilfreich sein. Allerdings ist die Wahrnehmung vielfach verbreitet, dass die Asset Manager oft sehr produktorientiert agieren. Mein Antritt war, die Finanzhäuser zu bitten, dass sie aus ihrer Asset-Manager-Sicht die Sorgen, Nöte und Herausforderungen der Versicherer, Versorgungswerke und Pensionskassen adressieren: Welche Herausforderungen sehen sie und wie kann man sie konzeptionell lösen?

Also geht es bei der Veranstaltung nicht in erster Linie um Produkte?

Genau. Es geht nicht um den Produktverkauf, sondern darum, konzeptionell und lösungsorientiert miteinander zu sprechen. Dass die Finanzhäuser dabei ihre Stärken bei bestimmten Produkten haben und diese auch vorstellen, ist natürlich auch klar. Aber es geht vor allem darum, den Austausch zwischen den beiden Marktseiten zu fördern.

Haben die beiden Parteien sich bisher nicht so gerne miteinander ausgetauscht?

Doch, aber vielfach nur bilateral oder auf eigenen Veranstaltungen der Finanzhäuser. Wir verstehen uns als neutrale Plattform, bei der Versicherungen, Pensionskassen und Versorgungswerke gleich mit mehreren kompetenten Asset Managern in anregender Atmosphäre zum Austausch kommen können. Die Finanzhäuser können zum einen Fachvorträge halten. Wir haben zum anderen aber auch ausreichend Zeit für vertiefende Gespräche reserviert. Hier können die Parteien nachfragen, sich austauschen und Wissen vertiefen. Und das ist unserer Ansicht nach auf keiner anderen Veranstaltung, die sich auf die anwesenden Branchen fokussiert, gegeben.

Warum reicht ein reiner Produktverkauf heute nicht mehr aus?

Die Rahmenbedingungen entwickeln sich weiter. Und auch die Akteure sind sehr unterschiedlich aufgestellt: Die Produktwelten der Versicherer, Pensionskassen und Versorgungswerke unterscheiden sich, aber auch innerhalb der Versicherungsbranche gibt es Unterschiede. Daher braucht es erstens individuelle Lösungen und zweitens dynamische Konzepte, die sich anpassen können. Weil eine gegebene Positionierung im Asset Management heute gut ist, heißt das nicht, dass es auch morgen noch passt.

Sie haben die Asset Manager, die auf die FinPro kommen, handverlesen eingeladen.

Ja. Wir wollten keine Massenveranstaltung mit 30 oder mehr Finanzhäusern und 500 Besuchern anbieten. Das würde dem Anspruch, konzeptionell miteinander zu sprechen, nicht gerecht. Der Markt der Versicherer, Versorger und Pensionskassen ist nicht klein, aber er ist überschaubar. Wir haben uns daher vorgenommen, eine Veranstaltung zu konzipieren mit etwa 100 bis 120 Besuchern, die aber allesamt Entscheidungsträger in ihren Häusern sind. Im Vorfeld der ersten Veranstaltung haben wir uns natürlich auch informiert, welche Finanzhäuser bei den Versicherungen eine Rolle spielen, und die haben wir gezielt angesprochen. Im vergangenen Jahr waren es 12 Asset Manager, dieses Jahr 14.

Wo sehen Sie die Branche in fünf Jahren?

Das ist schwierig zu sagen. Ich glaube nicht, dass die Niedrigzinsphase morgen vorbei ist. Sie wird auch in den nächsten drei Jahren nicht vorbei sein. Das bedeutet jetzt schon bei den Versicherern eine deutliche Veränderung der Produktwelten, an die sich natürlich auch die Kapitalanlageprodukte anpassen müssen. Während wir aktuell in der Lebensversicherung die langfristigen Zinsgarantien mit entsprechend flankierten Kapitalanlageprodukten über die Runden zu bringen haben, kommen künftig verstärkt hybride oder kapitalmarktnähere Versicherungsprodukte hinzu. Und auch bei den betrieblichen Versorgungswerken wird es Änderungen geben, Stichwort Nahles-Rente. Es bleibt also spannend.

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