- Von Andreas Harms
- 19.12.2025 um 12:25
Eigentlich gehen klassische Versicherungsanlagen und frischflotte Kapitalmarktinvestments in Deutschland nicht wirklich Hand in Hand. Umso interessanter ist es, wie sich Herbert Schneidemann, Vorstandschef beim Versicherer die Bayerische, zu so etwas äußert. Und welche Konsequenzen das für Kundenrendite, aber auch Solvenzquote hat.
Im Gespräch mit Pfefferminzia lässt Schneidemann zunächst durchblicken, dass er sehr gut gemischte Investments mag. „Ich bin ein Freund von Investmentfonds“, sagt er, „ich bin auch ein Freund von Immobilien, Staatsanleihen und Unternehmensanleihen. Ich bin aber auch ein Freund davon, direkt in Unternehmen zu investieren.“
Womit er die Brücke zum Sicherungsvermögen schlägt. „Es ist eine sehr gut gemischte Kapitalanlage. Zumindest bei all den Versicherern, die sich nicht nur nach ihrer Solvenzquote ausrichten“, erklärt Schneidemann und löst damit was aus.
Solvenz, hä? Da war doch was! Im jüngsten Map-Report von Franke und Bornberg landet die Bayerische mit ihrer Solvenzquote von knapp unter 300 Prozent zwar nicht weit, aber sichtlich unter dem Branchendurchschnitt. Der betrug 340 Prozent mit Übergangsmaßnahmen und 309 Prozent ohne.
Das Zeitalter von Solvency II hat nun wirklich begonnen
Übergangsmaßnahmen dürfen nicht als Zeichen von Schwäche verstanden werden
Stresstest: Eiopa findet Versicherungsbranche robust
Herbert Schneidemann ficht das offenbar nicht an. Er weist darauf hin, dass man hohe Solvenzquoten hauptsächlich dann erreicht, wenn das Sicherungsvermögen zu großen Teilen aus Staatsanleihen besteht. Fragen wir mal nach.
Pfefferminzia: Ich entnehme Ihren Worten, dass die Bayerische nicht so viele Staatsanleihen hält?
Herbert Schneidemann: Natürlich haben wir welche, aber deutlich weniger als die Branche. Das bringt zwar Risiken mit sich, aber auch Chancen. In den vergangenen 13 Jahren lagen wir in Bezug auf die Wertentwicklung branchenweit weit vorn.
Über wie viel reden wir da?
Schneidemann: 4 bis 5 Prozent, also nicht 9 Prozent, wie sie mit – den ex post richtig gewählten – Investmentfonds sonst erreichbar gewesen wären. Ich halte es für eine gute Idee, die Kapitalanlagekompetenz der Lebensversicherer mal wieder anzuerkennen und nicht immer nur auf ETFs zu schauen. Einfach nur einen Fonds zu nehmen und einen Versicherungsmantel drumherum packen – wo liegt denn da die Leistung?
Aber die Solvenzquote ist nicht allzu hoch.
Schneidemann: 200 oder 300 Prozent reichen völlig aus. Wir haben den Auftrag, für unsere Kunden Rendite zu erwirtschaften.
Warum ist die Quote dann so viel geringer als bei anderen?
Schneidemann: Die Solvenzquote ist das Verhältnis zwischen Risiken in der Kapitalanlage und den Versprechen aus den Verträgen. Kaufen wir nun eine Staatsanleihe aus der Europäischen Union, müssen wir für deren Spread-Risiken keine Eigenmittel hinterlegen.
Weil sie als risikofrei gilt?
Schneidemann: So ist es. Wenn wir dagegen zum Beispiel Wohnimmobilien in München kaufen, müssen wir die zu 25 Prozent mit Eigenmitteln unterlegen.
Nicht wenige Menschen warnen vor Eigentumswohnungen als Altersvorsorge.
Schneidemann: Wenn Sie eine einzelne eigene Immobilie als Altersvorsorge haben, dann ist das wirklich unsicher. Sie wissen nicht, was als Reparatur- und Sanierungskosten anfällt und so weiter. Wenn Sie aber die Objekte breit streuen und in bester Lage auswählen, wird die Anlage sicher. Wir machen das und übernehmen damit die Diversifikation für unsere Kunden. Immobilien machen derzeit in etwa 20 Prozent unseres Sicherungsvermögens aus.
Die Sie aber solvenztechnisch absichern müssen.
Schneidemann: Und das macht es schwierig. Wir haben außerdem Private Equity, also direkte Unternehmensbeteiligungen. Das läuft sehr gut, wir bekommen hohe Ausschüttungen. Wir müssen sie aber mit fast 50 Prozent Eigenmittel unterlegen. Es sind höhere Risiken, denen wir Eigenmittel gegenüberstellen müssen. Und damit sinkt die Solvenzquote. Wenn Sie dagegen 80 Prozent Staatsanleihen halten, haben Sie zwar kaum Verzinsung aber dafür eine enorm hohe Solvenzquote.
Aber höher ist doch besser, oder?
Schneidemann: Die Solvenzquote ist eine Resilienzquote. Sie soll anzeigen, wie widerstandsfähig Unternehmen in stürmischen Zeiten am Kapitalmarkt sind. 100 Prozent sind die Vorgabe, und wenn wir 180 oder 250 haben, dann reicht das völlig aus. Das ist super. Denn dann können wir den Kunden Mehrwerte in Form von Rendite bieten.
Und wir bedanken uns für die Auskünfte und Erklärungen.
Lesedauer: ca. 02:30 Min
















































































































0 Kommentare
- anmelden
- registrieren
kommentieren