Wirtschaftsweise Ulrike Malmendier (Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung) © picture alliance / dts-Agentur | -
  • Von Andreas Harms
  • 12.09.2025 um 12:38
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Die Wirtschaftsweise Ulrike Malmendier hat bekanntgegeben, wie sie sich eine gute Frühstart-Rente vorstellt. Dabei warnt sie vor Fehlern, die bei der Riester-Rente gemacht wurden. Nach dem Motto „Der Zweck heiligt die Mittel“ würde sie trotzdem gern erstaunlich viel vom Staat erledigen lassen.

Ökonomen können sich offensichtlich sehr für die Frühstart-Rente erwärmen, die die Regierung auf den Weg bringen will (die Idee erklären wir hier). Das lässt ein Arbeitspapier aus dem Hause des „Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung“ durchblicken. Dieser Rat ist besser bekannt unter dem Titel: „Die fünf Wirtschaftsweisen“.

Verfasst haben das Papier Ratsmitglied Ulrike Malmendier sowie Claudia Schaffranka und Milena Schwarz aus dem Wissenschaftlichen Stab. Sie stellen fest, dass die Frühstart-Rente tatsächlich „einen neuen Weg in der Altersvorsorge“ einschlagen und „eine ganze Generation frühzeitig an den Kapitalmarkt heranführen“ kann.

„Positive Erfahrungen mit dem Kapitalmarkt können das Anlageverhalten über Jahrzehnte prägen, die Aktienkultur in Deutschland stärken und damit langfristig auch die Eigenverantwortung in der Vorsorge erhöhen“, schreiben sie. Die Wirtschaftsweisen klingen regelrecht euphorisch.

Doch es gibt ein großes Aber: Denn … salopp ausgedrückt … darf die Regierung die gute Idee nicht durch ein schlechtes Konzept in den Sand setzen. Die drei Autorinnen erinnern in dieser Hinsicht an die Riester-Rente, bei der genau das passiert ist. Weshalb sie vier Punkte zur Pflicht erklären:

  • bürokratiearm umsetzen
  • automatische Teilnahme
  • renditestarke und kostengünstige Produkte
  • ein transparentes Standardprodukt

Wichtig sei außerdem, die Frühstart-Rente an die reformierte geförderte private Altersvorsorge (eben jene Riester-Rente) anzubinden. Dann können die jungen Erwachsenen aus der Frühstart-Rente nahtlos in die weitere geförderte Altersvorsorge hinübergleiten. Und zwar automatisch, was ganz wichtig ist. Ideen in diese Richtung gibt es bereits, wie wir berichteten.

Das alles sollte die Bildungspolitik begleiten. Sie soll zu geeigneten Zeitpunkten Kindern, aber auch deren Eltern Finanzkenntnisse verschaffen. Bei den Kindern kann das in der Schule geschehen, bei den Eltern über spezielle Kurse.

Vor allem der Punkt mit den Produkten scheint die Wirtschaftsweisen umzutreiben, denn sie schreiben unmissverständlich: „Zu viel Auswahl überfordert Familien, die Auswahl sollte daher auf einfache, kostengünstige und renditeträchtige Produkte beschränkt werden. Wichtiger als der Lerneffekt durch eine große Auswahl ist die Erfahrung mit einem guten Kapitalmarktprodukt.“

Das wiederum dürfte der Investmentbranche nicht sonderlich schmecken. Sie lehnt zentrale (vor allem staatliche) Standardprodukte grundsätzlich ab und setzt auf den Wettbewerb im freien Markt. Der wäre dann aber eingeschränkt.

In ihrem Papier werden die Ökonominnen äußerst konkret und verweisen dabei auf Erfolgsmodelle in anderen Ländern. Sie zeigen, dass Opt-out (Abwahlmöglichkeit) immer mehr Zugkraft hat als Opt-in (freiwillige Teilnahme). Weshalb man alle Kinder zwischen 6 und 18 Jahren automatisch erfassen und es nicht den Eltern überlassen sollte.

Um das aber hinzubekommen, sind neue Gesetze auf Länderebene nötig. Denn nicht überall gibt es Schülerdatenbanken. Und anschließend muss man die Daten von dort zur auszahlenden Behörde bringen – was in Deutschland offenbar nicht ganz einfach ist. Außerdem ist noch zu klären, wie man mit Kindern umgeht, die erst mit sieben Jahren eingeschult werden oder mit 17 Jahren die Schule verlassen.

Seite 2: Wie geeignete Produkte aussehen sollten

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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