- Von Andreas Harms
- 27.08.2025 um 11:57
Die Continentale Versicherung zieht sich aus einem Teilgeschäftsbereich zurück: Ab Oktober 2025 nimmt sie keine neuen Wohngebäudeversicherungen mehr über Makler und Mehrfachagenten an. Die Ausschließlichkeit ist davon nicht betroffen und bestehende Verträge will man weiterführen. Mehr über Umstände und Gründe lesen Sie hier.
Auf der Social-Media-Plattform Facebook trudelten daraufhin einige Kommentare zu unterschiedlichen Posts herein. Zwei Posts bezogen sich auf unseren Artikel gestern. Ein weiterer kommt von Andreas Schwarz, Bundesvorsitzender des Bundesverbands der Sachverständigen für das Versicherungswesen (BVSV), und bezieht sich auf einen Artikel, den das „Versicherungsjournal“ zum selben Thema vor uns veröffentlicht hatte.
Einige Verfasser äußerten Verständnis für den Schritt, anderen war er eher egal, und noch andere sehen darin den weiteren Teil eines größeren Trends. Übrigens – ungewöhnlich für Facebook – alles insgesamt sehr sachlich.

Continentale: Keine Wohngebäudeversicherung mehr über Makler
So steht es um die Wohngebäudeversicherung
Franke und Bornberg bewertet Wohngebäudeversicherungen
Da wären zunächst jene Leser, die den Schachzug verstehen und nicht allzu hoch gewichten. So stellt zum Beispiel Matthias Rogge von der RKB Finanz Nürtingen, fest: „Die Wohngebäudeversicherung der Conti ist für Makler nicht wirklich ein Verlust.“ Er gehe davon aus, dass der betroffene Geschäftsanteil vielleicht bei einem Prozent liegt, „also irrelevant“.
Ähnliches bemerkt Finanz- und Versicherungsmakler Ralf Schollmeyer vom RS-Finanzservice: „Werde ich nicht vermissen, Conti hat in Gebäude bei uns noch nie eine Rolle gespielt!“ Andere Makler pflichten ihm direkt bei oder äußern sich ähnlich. Das deckt sich übrigens auch mit der offiziellen Angabe der Continentale. Sie wies selbst darauf hin, dass „die Wohngebäudeversicherung in der Partnerschaft mit unseren Maklern und Mehrfachagenten in der Vergangenheit nie eine große Rolle gespielt“ habe.
So weit zur direkten Ebene. Doch es gibt noch eine weitere, die Facebook-Nutzer ansprechen: die Rolle der Vertriebswege.
So gibt Unternehmensberater Peter Schmidt von Consulting & Coaching Berlin zu bedenken, dass die Ausschließlichkeitsorganisationen (AO) oft bessere Schadenbilanzen haben als Makler. „Besonders das Geschäft über Pools sowie von Vertrieben hat augenscheinlich bei Wohngebäudeversicherungen andere Schadenquoten“, schreibt er.
Weitere Versicherer könnten sich zurückziehen
Allerdings sieht er die Produktgestalter der Versicherungsunternehmen in der Pflicht, Fragen, Selbstbeteiligung und Sublimits entsprechend anzupassen. Und dann fügt er eine Vorahnung hinzu: Noch mancher Versicherer könnte sich zurückziehen, wenn die Elementarschadenpflichtversicherung kommen sollte.
Eine Vorahnung, die Andreas Schwarz vom BVSV teilt: „Genau damit rechne ich sehr stark. Mal schauen, welche Versicherer dann das Geschäft (weg-)nehmen.“
Alessandro Attianese von Attianese Versicherungen findet es indes interessant, wie sich der Markt zurzeit entwickelt. „Als Makler bekommt man das Gefühl, dass man nicht mehr objektiv an die Sache dran gehen kann, wenn Unternehmen die Zusammenarbeit mit Maklern immer weniger schätzen“, schreibt er und zieht als Fazit: „Die AO hat bei den Gesellschaften einen höheren Stellenwert. Die machen Verlust mit den Sparten, aber erhoffen sich Neukunden, wenn die AO da aktiv ist.“
Nur wenig Verständnis für die Entscheidung hat Nico Streker, Geschäftsführer bei Asspick Versicherungsmakler. Zwar findet er es nachvollziehbar, dass die Wohngebäudeversicherung wegen der hohen Schäden branchenweit unter Druck steht. Doch die Konsequenz daraus bewertet er als „fatales Signal“.
„Makler brauchen keine Schönwetter-Partner“
„Wer so agiert, stellt nicht nur seine eigene Tarif- und Zeichnungspolitik infrage, sondern auch seine Rolle als ernstzunehmender Partner im Maklermarkt“, meint er und macht klar: „Makler brauchen keine Schönwetter-Partner, die nur dann an Bord sind, wenn die Zahlen stimmen. Wer bei ersten wirtschaftlichen Schwierigkeiten die Tür zuschlägt, zeigt: Auf diesen Versicherer ist in der Kundenbetreuung langfristig kein Verlass.“ Der im Original noch längere Beitrag bekommt 27 Likes.
Ist es wirklich ein Trend, dass Versicherer den Maklervertrieb kappen? Per Saldo wahrscheinlich nicht, denn andere Versicherer bauen ihn im Gegenzug bewusst aus. Gleichwohl bleibt die Frage, die ein anderer Facebook-Nutzer stellt: „Ich bin gespannt, welcher Versicherer der nächste ist.“
Die Continentale selbst wollte die Kommentare nicht kommentieren.

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