PWC-Senior-Manager Alexander Mäsch hat die Versicherungsbranche in Hinblick auf das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz abgeklopft © PWC
  • Von Redaktion
  • 12.06.2025 um 09:29
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Das wird eng: Bis zum 28. Juni muss die Versicherungsbranche das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) umgesetzt haben. Doch bei PWC hat man nun festgestellt, dass 94 Prozent die Anforderungen noch nicht erfüllen. PWC-Senior-Manager Alexander Mäsch erklärt in seinem Gastbeitrag, woran es hakt und wie die Versicherer Aufschub bekommen könnten.

In der heutigen digitalen Welt ist Barrierefreiheit weit mehr als nur eine regulatorische Verpflichtung. Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) gewährleistet, dass digitale Inhalte für alle Menschen zugänglich sind, insbesondere für diejenigen mit Beeinträchtigungen. Ein aktueller Marktvergleich zeigt, wie sich Versicherer in Deutschland hinsichtlich dieser Anforderungen aktuell positionieren und welche Herausforderungen sie auf dem Weg zur Erfüllung der BFSG-Kriterien bewältigen müssen.

Im Rahmen einer umfassenden Analyse von 53 Versicherern, darunter die führenden Allspartenversicherer, Schaden-/Unfallversicherer, Krankenversicherer und Lebensversicherer, wurden die digitalen Inhalte auf ihre Barrierefreiheit untersucht. Es wurden dabei nur Versicherungsunternehmen mit Privatkundengeschäft berücksichtigt, da das BFSG nur auf Produkte für Privatkunden zutrifft.

Mithilfe automatisierter Tools wie Lighthouse und Narrator bewertete die Studie die Zugänglichkeit digitaler Inhalte, wobei der Fokus auf Kontrastfähigkeit, Tab- Navigation, Bildschirmleser-Kompatibilität und PDF-Bildschirmleser-Funktionalität lag. Diese Elemente sind entscheidend für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen oder motorischen Einschränkungen, um digitale Inhalte unabhängig nutzen zu können.

Die Ergebnisse der Lighthouse-Bewertungen zeigten eine Verteilung, bei der 11 Prozent der Versicherer zwischen 0 bis 70, 4 Prozent zwischen 71 bis 80, 34 Prozent zwischen 81 bis 90, 32 Prozent zwischen 91 bis 95 und 19 Prozent zwischen 96 bis 100 Punkten erzielten.

Wie viele Versicherer erfüllen die internationalen Standards zur barrierefreien Gestaltung von Internetangeboten (Web Content Accessibility Guidelines, WCAG)? (Quelle: PWC)
Wie viele Versicherer erfüllen die internationalen Standards zur barrierefreien Gestaltung von Internetangeboten (Web Content Accessibility Guidelines, WCAG)? (Quelle: PWC)

Nur 36 Prozent der Versicherer erfüllten die internationalen Standards zur barrierefreien Gestaltung von Internetangeboten (Web Content Accessibility Guidelines, WCAG) in Bezug auf Kontrastfähigkeit.

Bei der Bewertung der Tab-Navigation waren nur 19 Prozent der Versicherungsunternehmen WCAG-konform. Ähnliche Ergebnisse weist die Bewertung der Bildschirmleser-Kompatibilität (nur 2 Prozent Konformität) und die PDF-Bildschirmleser- Funktionalität (nur 10 Prozent Konformität) auf. Diese Ergebnisse verdeutlichen erheblichen Aufholbedarf bei der Erfüllung von Barrierefreiheitsstandards.

Mehrere Ursachen erschweren die Umstellung

Die Tatsache, dass 81 Prozent der Versicherer keine WCAG-Konformität in Bezug auf Tab-Navigation haben, zeigt die dringende Notwendigkeit für umfassende Anpassungen der digitalen Zugangspunkte.

Die Untersuchung identifiziert mehrere Gründe für die negativen Ergebnisse bei der Barrierefreiheitsbewertung. Die Komplexität der Umsetzung von BFSG-Anforderungen stellt eine Herausforderung dar, da zahlreiche Kundenkontaktpunkte, Dokumente und IT-Systeme betroffen sind. Technische Einschränkungen aufgrund veralteter IT-Infrastruktur, Abhängigkeit von externen IT-Anbietern und hohe Implementierungskosten erschweren den Prozess zusätzlich.

Seite 2: Welcher Paragraf Aufschub bringen könnte

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