Dirk Bohsem, Leiter Marktmanagement beim Finanzdienstleister MLP. © MLP
  • Von Lorenz Klein
  • 18.03.2020 um 11:02
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Haben Verbraucher in der Corona-Krise noch den Kopf frei für eine Finanzberatung? Und welche Rolle kann die Video- und Online-Beratung auf kurze und lange Sicht spielen? Dirk Bohsem, Leiter Marktmanagement beim Finanzdienstleister MLP, spricht im Interview mit Pfefferminzia über die Herausforderungen und Chancen in einem so noch nie dagewesenen Umfeld.

Pfefferminzia: Laut einer aktuellen Studie berichten nur 23 Prozent der Vermittlerkunden, dass ihr persönlicher Berater auch eine Online-Beratung anbietet. Warum scheuen immer noch so viele Vermittler vor einer Online-Beratung zurück?

Dirk Bohsem: Viele, insbesondere kleinere Markteilnehmer sind anscheinend noch nicht so weit, auch weil sie die Investitionen in eine Online-Beratung scheuen oder nicht stemmen können. Hinzu kommt, dass in der Beraterschaft auch eine grundsätzliche Offenheit für die ergänzende Videoberatung bestehen muss, wenn man eine solche einführen will. Bei uns ging es bei dem Thema im Grunde nur um das „Wie“ – und als großes Haus mit einer klaren und konsequent umgesetzten Digitalisierungsstrategie hatten wir ohnehin gute Voraussetzungen für die Einführung bereits geschaffen. Das Angebot einer umfassenden Videobetreuung durch unsere Berater haben wir bereits vor der Corona-Krise eingeführt.

Angesichts der Corona-Krise müssen viele Vermittler ihre für die nächsten Wochen geplanten Vor-Ort-Beratungsgespräche stornieren. Inwieweit macht sich dieser Effekt auch bei MLP bemerkbar?

Gerade jetzt in der Corona-Krise haben unsere Kunden und Interessenten viele Fragen – von der Geldanlage bis zur Sachversicherung, aber auch weiterhin über ihre Altersvorsorge, Finanzierung oder Immobilien zur Kapitalanlage. Wir haben einen Großteil unserer Beratung auf die in diesem Jahr eingeführte Videoberatung beziehungsweise eine telefonische Beratung umgestellt. So sind wir intensiv für unsere Kunden da – obwohl die Anzahl der persönlichen Gespräche vor Ort drastisch reduziert ist.

Wie steht es hier um die Akzeptanz bei Beratern?

Wie gesagt, unsere Videoberatung wird in diesen Tagen zu einer deutlich stärker nachgefragten Alternative – das stellen auch einige unserer Berater fest, die sich ansonsten vielleicht nicht so schnell dem Thema geöffnet hätten.

Gibt es Überlegungen, Ihre Videoberatung auch dem Markt zur Verfügung zu stellen – etwa als White-Label-Lösung?

Diese Frage stellt sich für uns nicht: Die technische Basis für unsere Videoberatung ist eine vom IT-Unternehmen Flexperto entwickelte Lösung, die auf MLP angepasst wurde.

Ein Ausblick in diesen Zeiten ist sicherlich schwierig. Versuchen wir es trotzdem: Hat die Corona-Krise das Potenzial, der Online-Beratung im Finanzbereich zum Durchbruch zu verhelfen?

In gewisser Weise schon – viele, die Videoberatung jetzt ausprobieren, werden diese als flexible Alternative kennenlernen und sie vermutlich auch später zu schätzen wissen, wenn die Krise vorbei ist. Das gilt für Kunden wie Berater gleichermaßen.

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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