Christian Monke, Leiter Ratings Gesundheit und private Risiken bei der Rating-Agentur Franke und Bornberg. © Franke und Bornberg
  • Von René Weihrauch
  • 07.10.2025 um 09:00
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Wie wirken sich PKV-Tarife mit niedrigen Beiträgen auf die Alterungsrückstellungen aus? Welche Risiken drohen Versicherten in späteren Jahren? Antworten auf diese und andere Fragen gibt Christian Monke, Leiter Ratings Gesundheit und private Risiken bei der Rating-Agentur Franke und Bornberg.

Pfefferminzia: Herr Monke, günstige Tarife sind für viele Kunden verlockend. Doch welche Risiken gehen sie damit hinsichtlich ihrer Alterungsrückstellungen ein? 

Christian Monke: Günstige Tarife mit niedrigem Leistungsniveau oder auch Tarifstufen mit hohem Selbstbehalt bilden zwar ausreichend Alterungsrückstellungen für genau diesen Tarif, wenn sie solide kalkuliert sind. Wenn man aber später einmal wechseln möchte in eine höherwertige Variante, muss man die niedrigere Alterungsrückstellung ausgleichen und quasi „nachzahlen“. 

Allerdings löst der Begriff „günstig“ in Zusammenhang mit einer privaten Krankenvollversicherung bei uns erst einmal Bauchschmerzen aus. Wie möchte man denn im Falle eines schweren Unfalls oder einer ernsten Erkrankung versichert sein? Wirklich möglichst günstig? Oder nicht lieber möglichst gut? Von daher sollte der Preis bei der Wahl einer Krankenversicherung nicht im Mittelpunkt stehen, sondern die Leistungen.   

Welche Rolle spielen Alterungsrückstellungen konkret bei der Beitragsentwicklung im Alter?  

Monke: Man muss hier zwischen verschiedenen Rückstellungen unterscheiden. Zunächst einmal gibt es die tarifliche Alterungsrückstellung, die dafür sorgt, dass die Beiträge nicht allein aufgrund des im Alter höheren Krankheitsrisikos ansteigen. Für den Aufbau dieser Alterungsrückstellung wird ein Teil des Beitrags einkalkuliert. Die Aktuare müssen dabei darauf achten, dass die erwartete Kostenentwicklung für den Tarif im Alter ausreichend steil angesetzt ist. Denn sollten sich die Krankheitskosten im Alter viel höher entwickeln als kalkuliert, fehlt Alterungsrückstellung, und die müsste durch höhere Beitragsanpassungen nachfinanziert werden.

Es gibt aber auch noch die Rückstellungen aus dem gesetzlichen Beitragszuschlag und aus Zuschreibungen aus Überschüssen. Diese können im Alter zur Milderung von Beitragsanpassungen oder gegebenenfalls. sogar zur Senkung der Beiträge eingesetzt werden. Hier gilt: Je höher die Rückstellungen, desto besser. Daher sollte man nicht zu spät in die private Krankenversicherung einsteigen, denn ansonsten hat man nicht mehr genug Zeit, diese zusätzlichen Spartöpfe aufzubauen. 

Was macht einen Tarif langfristig stabil – und woran erkennen Makler, ob ein Tarif heute zu günstig angesetzt ist? 

Monke: Grundsätzlich können die Mathematiker in der Produktentwicklung zwar gut rechnen, aber nicht zaubern. Wenn also ein Tarif mit einem vergleichbaren Leistungsniveau deutlich günstiger ist als der Durchschnitt der anderen Angebote, muss man sich fragen, wie das sein kann. Gibt es vielleicht doch versteckte Schwachpunkte im Tarifwerk, also zum Beispiel höhere Eigenbeteiligungen bei Arzneimitteln, Heil- oder Hilfsmitteln, Psychotherapie oder auch Transportkosten? Und natürlich kann es auch sein, dass die letzte Beitragsanpassung schon ein paar Jahre zurück liegt. Dann ist mit einer Erhöhung der Prämien in nächster Zeit zu rechnen. 

Es gibt aber auch Aspekte, die eine günstige Kostenentwicklung des Versichertenkollektivs unterstützen. Das sind beispielsweise großzügige Regelungen zur Beitragsrückerstattung bei Leistungsfreiheit. Oder eine strenge Risikoprüfung der Neugeschäftsanträge. Auch von umfassenden Angeboten im Rahmen des Gesundheitsmanagements versprechen wir uns in Zukunft sehr viel, zumal davon Kunde und Versicherer profitieren.  

Was sollten Vermittler aus Ihrer Sicht beachten, um Kunden vor späteren Beitragsüberraschungen zu schützen?

Monke: Wie bereits erwähnt, sollte grundsätzlich die Höhe des Beitrags nicht der ausschlaggebende Punkt bei der Wahl einer Krankenversicherung sein. Tarife, die von Anfang an „auf Kante genäht sind“, tragen ein hohes Risiko von deutlichen Anpassungen in der Zukunft. Gerade bei neu eingeführten Tarifwerken, die günstigere Prämien aufweisen als das vorherige, sollte man sich genau ansehen und auch einmal nachfragen, wie die Produktentwickler das geschafft haben. Bei Tarifen, die bereits zehn Jahre oder sogar länger am Markt sind, ist eine Einschätzung der Kalkulation besser möglich.  

Ein wichtiger Punkt für die Beitragsentwicklung sind zudem Risikozuschläge, die bei der Vertragsannahme für Vorerkrankungen vergeben werden. Diese Zuschläge werden bei einer Beitragsanpassung in der Regel mit angepasst. Hohe Risikozuschläge können daher später zu einer deutlichen Belastung werden. 

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René Weihrauch

René Weihrauch arbeitet seit 35 Jahren als Journalist. Einer seiner Schwerpunkte sind Finanz- und Verbraucherthemen. Neben Pfefferminzia schreibt er für mehrere bundesweit erscheinende Zeitschriften und international tätige Medienagenturen.

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