Warnstreik für höhere Löhne im Oktober 2022: Die nominalen Löhne stiegen 2022 rekordverdächtig stark © picture alliance/dpa | Christoph Soeder
  • Von Andreas Harms
  • 07.02.2023 um 17:03
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Was die Einkommen in Deutschland betrifft, sorgte das vergangene Jahr für zwei Rekorde zugleich. Noch nie seit Beginn der Datenreihe stiegen die nominalen Löhne so stark, und noch nie gingen die realen Löhne derart zurück.

Im Jahr 2022 verzeichnete Deutschland eine seit langem nicht mehr zu beobachtende Lohnschere. Und zwar nicht zwischen Gut- und Schlechtverdienern, sondern zwischen nominalen und realen Löhnen. Erstere Kennzahl gibt an, wie sich die Gehälter und Löhne in diesem Land in Euro ausgedrückt entwickeln. Die realen Löhne wiederum bereinigen die nominale Kennzahl um die Inflation. Sie gibt also an, was sich die Menschen von ihrem Geld kaufen können.

Beide Lohnarten misst das Statistische Bundesamt (Destatis) anhand von Indizes. Und die grätschten im Jahr 2022 ersten Schätzungen zufolge ein gutes Stück auseinander. Während die nominalen Löhne um 3,4 Prozent anzogen – die Menschen hatten mehr Geld in der Tasche –, ging es mit den realen Löhnen um 4,1 Prozent hinab – die Menschen konnten sich also trotzdem davon weniger kaufen als im Vorjahr. Das lag daran, dass die Preise im vergangenen Jahr im Durchschnitt um 7,9 Prozent stiegen, das ist eine ebenfalls lange nicht mehr verzeichnete Inflationsrate.

Damit sorgte 2022 gleichzeitig für zwei Rekorde: Die Zeitreihen von Destatis reichen bis 2007 zurück. In dieser Zeit sanken die realen Löhne noch nie so stark wie jetzt. Andererseits stiegen die Nominal-Löhne so kräftig wie nie seit 2007.

Die realen Löhne gingen damit zum dritten Mal in Folge zurück, allerdings aus unterschiedlichen Gründen. 2020 lag es noch daran, dass wegen der Pandemie- und Lockdown-Krise viele Menschen in Kurzarbeit gesteckt wurden und damit Einkommen einbüßten. Im Jahr darauf ging es zwar mit den Löhnen wieder aufwärts, dafür begann aber die steigende Inflation, an ihnen zu nagen.

Im folgenden Diagramm haben wir die verfügbaren Zeitreihen per Ende 2007 auf einen Indexwert von 100 justiert. Anhand der jetzt verkündeten Entwicklungen von 2022 haben wir die Indizes anschließend weiterberechnet. Die endgültigen Ergebnisse will Destatis Anfang März verkünden.

Indizes für reale und nominale Löhne in Deutschland (Quelle: Destatis, eigene Berechnung)
Indizes für reale und nominale Löhne in Deutschland (Quelle: Destatis, eigene Berechnung)
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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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