Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall. © IG Metall
  • Von Juliana Demski
  • 03.05.2018 um 16:11
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Die Zukunft der Rente bleibt ein umstrittenes Thema. Nun hat sich zum Start der neuen Rentenkommission auch die Gewerkschaft IG Metall zu Wort gemeldet: Sie will, dass das Rentenniveau in Deutschland wieder steigt – Rentenforscher Axel Börsch-Supan hält das für keine gute Idee.

Das Rentenniveau soll stabil bleiben – darauf hat sich die Große Koalition verständigt. Genauer: Union und SPD wollen das jetzige Rentenniveau von 48 Prozent bis 2025 beibehalten. Zugleich soll der Beitragssatz von derzeit 18,6 Prozent nicht über 20 Prozent steigen – Experten sprechen daher auch von einer doppelten Haltelinie.

Wie es danach weitergeht mit der Rente soll eine Rentenkommission klären, die nun von Bundessozialminister Hubertus Heil (SPD) eingesetzt wurde.

Der Gewerkschaft IG Metall gehen die Pläne für ein stabiles Rentenniveau allerdings nicht weit genug, vielmehr solle das Rentenniveau bald wieder steigen, fordert sie. Um das zu finanzieren, müssten die Kosten auf Arbeitgeber, Beschäftigte und öffentliche Haushalte aufgeteilt werden, findet IG-Metall-Vorstand Hans-Jürgen Urban. „Der Schlüssel für eine solide Finanzierung der Renten liegt im Arbeitsmarkt und in einer sozialstaatlichen Verteilungspolitik und nicht in der weiteren Privatisierung der Alterssicherung“, so der Gewerkschafter.

Der Rentenforscher Axel Börsch-Supan findet den Plan unbezahlbar, da künftig auf immer mehr Rentner immer weniger Beitragszahler kämen. In einem umfassenden Beitrag für die Süddeutsche Zeitung weist der Wissenschaftler darauf hin, dass allein die doppelte Haltelinie der Großen Koalition dazu führen würde, dass die Reserven der Rentenversicherung bereits 2025 aufgebraucht würden und die Rentenversicherung – technisch gesehen – „illiquide“ sei.

Haltelinien würden Steuerzuschüsse bis 2035 von über 80 Milliarden Euro pro Jahr bedeuten

„Um dennoch die Ausgaben der gesetzlichen Rentenversicherung in der versprochenen Höhe zu finanzieren, müssen Steuermittel im Umfang von knapp elf Milliarden Euro (inflationsbereinigt) zusätzlich erhoben werden“, prognostiziert der Forscher. Würde man das Versprechen der Koalition zu den beiden Haltelinien auch danach weiter einhalten wollen, so Börsch-Supan, stiege der Bedarf an Steuermitteln sehr schnell an. 2030 würden 45 Milliarden Euro erreicht, und bis 2035 würde die Summe auf über 80 Milliarden Euro pro Jahr anwachsen. „Diese Zahlen beruhen auf den Vorausschätzungen des Bundesarbeitsministeriums“, erklärt der Rentenforscher.

Das Rentenalter müsste demnach bis 2030 auf 69 und bis 2045 auf 71 Jahre steigen, wenn die Kosten der Haltelinien ausgeglichen werden sollten, sofern diese unverändert weiterbestehen sollten.

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Juliana Demski

Juliana Demski gehörte dem Pfeffi-Team seit 2016 an. Sie war Redakteurin und Social-Media-Managerin bei Pfefferminzia. Das Unternehmen hat sie im Januar 2024 verlassen.

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