Redakteur Andreas Harms: Lieber mal 'nen Geldmarktfonds © Pfefferminzia
  • Von Andreas Harms
  • 29.03.2023 um 12:37
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Zinsen über dem Nullpunkt – wer hätte das gedacht? Leider zieren sich Banken, auf Tagesgeldeinlagen die Sätze mal höherzuschrauben. Sollte man jetzt auf Konditionenjagd gehen? Nein, lieber mal überlegen, ob man sich einen guten alten Geldmarktfonds zulegt. Denn dort ist die Zinswende schon präsent. Ein Kommentar von Redakteur Andreas Harms.

Es ist wie so oft – man kann sich über alles aufregen. Auch über Spareinlagen. Früher auf Sparkonten, heute auf Tagesgeldkonten. Und so richtig dolle sind die ja nicht: Sie sind (nur) bis 100.000 Euro über den Einlagensicherungsfonds versichert, falls die Bank krachen geht. Und man kriegt nur die Zinsen, die die Bank einem gönnerhaft hinwirft. Das Sparerportal Weltsparen.de weist den höchsten Satz auf Tagesgeld mit 1,75 Prozent aus (Stand: 29. März 2023). Bei einer italienischen Bank. Nun ja.

Ich selbst habe dort jetzt zum ersten Mal reingeschaut. Mache ich sonst nie. Denn nachdem die Zinsen der Zentralbank wieder über null kletterten, setzte bei mir ein alter Reflex ein: Ich griff zu einem Geldmarktfonds, um (zunächst entbehrliche) Teile meiner Barschaft mit Zinsen zu parken.

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Der Gedanke dahinter: Wenn irgendwo die höheren Zinsen sofort durchschlagen, dann bei diesen Fonds. Sie enthalten ausschließlich eine Barquote, Kontoguthaben von Banken untereinander (Geldmarktguthaben) und sehr, sehr kurz laufende fest- oder variabel verzinsliche Papiere von guten bis sehr guten Schuldnern (was auch immer das heutzutage heißt).

Es ist ein sehr flüssiger, agiler Markt. Und der Hauptleitzins selbst ist das Maß dafür, welche Zinsen Banken für eine Woche Cash an die Zentralbank zahlen müssen. Zurzeit 3,5 Prozent. Wo Banken ihre Einlagenkunden also noch eine Weile zappeln lassen können, müssen sie am Geldmarkt mit angemessenen Zinsen rüberrücken – sonst sind sie raus aus dem Spiel.

Jetzt schon Zinsen von 1,9 Prozent p.a.

Geldmarktfonds mischen genau dort mit – und bekommen quasi in Echtzeit die Zinsen. Beispiel gefällig? Der DWS Vorsorge Geldmarkt (ISIN: LU0011254512) hat seit Jahresanfang 0,47 Prozent eingespielt. Aufs Jahr hochgerechnet macht das eine Rendite von 1,9 Prozent. Der Allianz Geldmarktfonds Spezial (DE0008476276) ist mit 0,5 Prozent Plus in ähnlichen Gefilden unterwegs. Es dürfte jedoch noch mehr werden, weil am Geldmarkt der Zins heute schon höher liegt als zu Jahresbeginn.

Der Umkehrschluss heißt aber auch, dass Geldmarktfonds jahrelang nur Minuszinsen einfuhren. Deshalb waren sie uninteressant – jetzt nicht mehr.

Der Investmentveteran und ehemalige Chefredakteur von Morningstar, Ali Masarwah, veröffentlichte auf dem Portal Envestor.de einen Text mit dem Titel: „Geldmarktfonds – ein sicherer und effizienter Weg zum Zinsglück“. Darin weist er auf genau diese erwähnten Aspekte hin. Und ja, er hat mich dazu gebracht, das auch hier mal aufzuschreiben.

Auch Geldmarkt-ETFs sind verfügbar

Er geht aber auch auf die Nachteile ein – denn auch die haben Geldmarktfonds. Wo sich die Bank bei Einlagen eine Zinsmarge einverleibt, verlangen Geldmarktfonds eine Managementgebühr. Beim Beispiel der DWS sind es 0,21 Prozent und bei der Allianz 0,14 Prozent im Jahr. Geht, finde ich, und von den oben genannten Renditezahlen sind sie schon abgezogen.

Trotzdem, für die Aktive-Fonds-Allergiker: Es gibt auch ETFs, die den Geldmarkt in unterschiedlichen Laufzeiten abbilden. Manche mit dem Titel „Overnight Rate“ bilden den Zins für Übernachtgeld ab und kosten nur 0,1 Prozent im Jahr. Andere enthalten Drei-Monatsgelder – insgesamt zählt das Portal Just-ETF sieben solcher Produkte (hier sind sie).

Allerdings schwanken Geldmarktfonds je nach enthaltenem Vermögen im Wert, wenn auch nur minimal. Als es im März bei den Banken schepperte, gab der Allianzfonds am 16. März 0,05 Prozent ab. Am nächsten Tag war alles wieder da. Masarwah beziffert den Maximalverlust von Geldmarktfonds in den vergangenen Jahren im Durchschnitt mit 1,75 Prozent.

Dafür bringen sie einen anderen großen Vorteil mit: Sie sind über viele verschiedene Geldhäuser gestreut. Viel breiter gestreut, als es ein Kontoanleger je hinbekommen wird. Und sollte es die Fondsgesellschaft selbst mal erwischen, interessiert auch das nicht. Fonds sind Sondervermögen, tauchen in den Bilanzen gar nicht auf (nur im Anhang) und fallen somit auch nicht in die Konkursmasse.

Wer also glaubt, dass das ganze Finanzsystem untergeht, der sollte auch von Geldmarktfonds die Finger lassen. Klar. Aber dann sind auch Kontoguthaben keine Alternative, sondern ein Berg Bohnensuppe in Dosen, Goldbarren und ein gut sortiertes Päckchen Medikamente.

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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