Felix Hufeld, Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht - Bafin (im Bild), stellte sich in dem Onlineformat #fredwagner den Fragen von Professor Fred Wagner. © Screenshot Youtube; Convista Consulting
  • Von Lorenz Klein
  • 14.07.2020 um 10:42
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Was sagt eigentlich Bafin-Präsident Felix Hufeld dazu, wenn seine Behörde in Zukunft die Aufsicht über die rund 38.000 Finanzanlagenvermittler übernehmen sollte? Im Gespräch mit dem Versicherungsökonomen Fred Wagner bezieht er ausführlich Stellung – und wehrt sich gegen Kritik an steigenden Aufsichtskosten. Und auch das wurde deutlich: So manche Äußerung Hufelds dürfte im Lichte des Wirecard-Skandals die Fronten eher noch verhärten.

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Unabhängige Finanzanlagenvermittler müssen weiter auf die Entscheidung warten, ob sie in Zukunft auch weiterhin von den Gewerbeämtern und den Industrie- und Handelskammern (IHKn) beaufsichtigt werden oder ob frühestens zum 1. Januar 2021 die Finanzaufsicht Bafin das Ruder übernimmt. Der Grund: Erst nach der parlamentarischen Sommerpause kommt das Streitthema der großen Koalition „Aufsichtsverlagerung für 34f-Vermittler“ wieder auf den Tisch (wir berichteten).

Wirecard fand nicht statt – und irgendwie doch

Ist das Thema nun womöglich sogar gänzlich vom Tisch? Diese Frage richtete der Versicherungsökonom Fred Wagner an keinen geringeren als an den Bafin-Präsidenten Felix Hufeld selbst. Hufeld war zu Gast in Wagners Internet-Talksendung #fredwagner.

Neben Themen wie Corona, Künstliche Intelligenz und Digitalisierung ging es zum Ende der 90-minütigen Sendung für gute 12 Minuten um die mögliche Rolle der Bafin beim Thema 34f-Vermittler-Aufsicht (im Video ab 1:06:25 bis 1:18:25).

Vorweg geschickt: Der Bilanzskandal beim Zahlungsdienstleister Wirecard, der die Bafin aktuell in ein, nun ja, unschönes Licht rückt, scheint zum Zeitpunkt der Interview-Aufzeichnung noch nicht hochgekocht zu sein – zumindest fand das Thema in der Sendung nicht statt.       

Ob jedenfalls das Thema 34f-Aufsichtswechsel nun angesichts des anhaltenden Widerstands von CDU/CSU vom Tisch sei, könne er nicht beurteilen, antwortet der Bafin-Chef seinem Gastgeber. „Das ist eine originär politische Debatte. Das muss sie sein, weil es hier um eine Abwägung von politischen Zielen geht, die bei dieser Frage zu beachten sind“, so Hufeld. Bereits vor fünf Jahren, also in der vergangenen Legislaturperiode, sei ihm im Finanzausschuss die Frage gestellt worden, wie er zu einer Verlagerung der Aufsicht über Finanzanlagenvermittler hin zur Bafin stehe – ob das gut oder schlecht sei? Und schon damals habe er immer gesagt:

„Lieber Herr Abgeordneter X, ich bin sonst bekannt für klare Positionierungen, aber hier handelt es sich um ein Thema, das tatsächlich eine originär politische Abwägung erfordert, weil es klare Argumente dafür und klare Argumente dagegen gibt. Und ich finde es nicht angemessen, dass die Behörde, die eine solche politische oder gesetzgeberische Willensbekundung anschließend umzusetzen hat, sich positioniert bevor der Gesetzgeber selbst gesprochen hat. Das finde ich nicht in Ordnung. Das gilt im Moment immer noch.“

Die Gewerbeämter und IHKn verfügten über jahrelange Erfahrung in der Prüfung von Finanzanlagenvermittler, leitete Wagner die nächste Frage an seinen Gast ein – ob die Bafin das denn besser könne? Nun legte Hufeld seine Zurückhaltung ab:

„Ich glaube die Art der Aufsichtstätigkeiten wandelt sich einfach“, entgegnete Hufeld. „Man darf nicht von einem statischen Modell ausgehen. Die klassischen Aufsichtstätigkeiten, die ganz wunderbar und traditionell und seit vielen Jahren von den Gewerbeämtern oder den IHKn ausgeübt werden“, hätten mit sehr klassischen Lizensierungsfragen, wie etwa der Erlaubniserteilung zu tun, „die selbstverständlich ein Gewerbeaufsichtsamt oder eine IHK genauso gut kann wie jeder andere auch“, sagte der Bafin-Chef.

„Es gibt aber, wie Sie genau wissen“, fuhr Hufeld an Wagner gewandt fort, „seit Jahren einen immer machtvoller werdenden Trend in der Regulierung“, den man im Fachjargon Verhaltensregulierung nenne – in der internationalen Regulierung auch als ,Conduct Regulation‘ geläufig. Diese Verhaltensregulierung umfasse „ein viel weiter gespannteres Netz von Verhaltensvorgaben, Dokumentationspflichten, Beratungspflichten und Produktdesignpflichten“, führte der Bafin-Chef aus. Und weiter:

„Was früher so ein schmales Brett war, ist ausgewachsen durch gigantische regulatorische Pakete wie MiFID II, PRIIPS und so weiter. Das heißt, wir reden über ein Anforderungskatalog von verhaltensbezogenen aufsichtlichen Pflichten, der nichts mehr, aber auch gar nichts mehr, zu tun hat mit diesen klassischen einzellizenzbezogenen Dingen, die wunderbar in den Händen eines Gewerbeamtes oder IHK zu Hause waren. Das ist ein so machtvoller Trend – und trotzdem ist er immer noch ein vergleichsweise junger Trend – und der dominiert unsere Wertpapier- und Kapitalmarktaufsicht total.“

Zugleich wachse dieser Trend immer stärker in klassische Bank- und Versicherungsvertriebsfragen hinein, so Hufeld. Von daher sei es auch kein Zufall, dass „in der überragenden Mehrzahl aller anderen Länder daraufhin längst die Konsequenzen gezogen wurden und von dieser eher einzelerlaubnisbezogenen Tätigkeit“ abgerückt worden sei.

„Das ist zumindest eine sehr legitime Debatte, die man führen muss“, kommentierte der Bafin-Chef den aktuellen politischen Diskurs um die Zukunft der 34f-Vermittler-Aufsicht. Es gehe dabei aber nicht um Kompetenz oder Inkompetenz, „sondern um einen sehr dynamischen Wandel“, was hier als Aufsicht zugrunde gelegt werde, beschwichtigte der Interviewte.

Hat die Bafin überhaupt genug Leute?

Anschließend wollte Wagner von seinem Gast wissen, ob die 100 zusätzlich geplanten Stellen bei der Bafin ausreichten, um die insgesamt rund 38.000 34f-Vermittler zu beaufsichtigen?

autorAutor
Lorenz

Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

kommentare
ebel.naumburg@web.de
Vor 4 Jahren

Beim lesen des Artikels stellt sich eine Klarheit ein das diese geplante Umstellung zur BaFin hin perspektivisch nichts mehr mit dem Wohl der einzelnen Menschen zu tun haben wird, was ursprünglich eigentlich Verbraucherschutz ausmacht.
Es sollen Massen von Menschen mit dieser Finanzindustrie bedient werden, kein Individualismus zu unseren Kunden mehr sondern nur noch ..Masse.. erzeugt werden !
Politisch schon lange im Auge gehabt und von unserem Finanzministerium , SPD geleitet, weiter forciert, voran getrieben.
Vom eigentlichem Geiste der SPD soweit entfernt wie es auch nur geht, weil man damit nicht nur Arbeitsplätze bereit ist zu opfern sondern auch den Geist der Freiheit des Individuum verrät und indirekt einen Teil der Gewerbefreiheit zerstört .., aufgibt.
Das hatten wir als Gesellschaft doch schon einmal bei der SPD erlebt unter Bundeskanzler Schröder. Den Abbau der Sozialpolitik haben wir als Gesellschaft bis heute nicht überwunden, weil sie ungleich über unsere Gesellschaft verteilt wurde.
Hier agiert die Vorbereitung dieser Maßnahme wieder ungleich, weil die Finanzindustrie bevorzugt wird und keinerlei Rücksicht auf das Wohlbefinden unserer Bevölkerung , Gewerbetreibenden, diesbezüglich genommen wird.
Wir alle sollen in das Gefüge der Großindustrie Finanzwirtschaft eingepresst werden. Es wird uns ein völlig anderes Bild und Hintergrund zu dieser bevorstehenden Maßnahme vorgegaukelt.
Es sollten sich dazu so viele wie möglich äußern, schreiben, ob wir das für richtig heißen, es wirklich hinnehmen wollen solange wir dazu noch etwas sagen können !
Fr. A. Ebel, Maklerin

Eurone
Vor 4 Jahren

Was soll man sagen, die Finanzindustrie stellt sich in den EU-Umverteilungsmonster-Koordinaten “Green-Deal” auf. Da sind zehntausende Einzelschicksale, Kundeninteresse oder auch Gewerbefreiheit keine relevante Größe. Es geht um Umbau der Finanzstrukturen genauso wie der komplette Umbau der Gesellschaft, der auf fragliche Art und Weise erfolgt. Und in der Sache muss man schon auch erwähnen, dass die Bafin nun im Tagesgeschäft nicht geradezu mit Problemerkennungs-, geschweige denn Lösungskompetenz glänzt, wie man am Komplettversagen in den Fällen P&R oder Wirecard und höchstwahrscheinlich nicht nur hier unschwer erkennen kann. Was wir hier sehen ist die Vorbereitung eines links-grün-lastigen kompletten Finanzmarkt-, u. Gesellschaftsumbaus, der mit einer sozialen und liberalen Marktwirtschaft nichts mehr gemein hat.

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Vor 4 Jahren

Beim lesen des Artikels stellt sich eine Klarheit ein das diese geplante Umstellung zur BaFin hin perspektivisch nichts mehr mit dem Wohl der einzelnen Menschen zu tun haben wird, was ursprünglich eigentlich Verbraucherschutz ausmacht.
Es sollen Massen von Menschen mit dieser Finanzindustrie bedient werden, kein Individualismus zu unseren Kunden mehr sondern nur noch ..Masse.. erzeugt werden !
Politisch schon lange im Auge gehabt und von unserem Finanzministerium , SPD geleitet, weiter forciert, voran getrieben.
Vom eigentlichem Geiste der SPD soweit entfernt wie es auch nur geht, weil man damit nicht nur Arbeitsplätze bereit ist zu opfern sondern auch den Geist der Freiheit des Individuum verrät und indirekt einen Teil der Gewerbefreiheit zerstört .., aufgibt.
Das hatten wir als Gesellschaft doch schon einmal bei der SPD erlebt unter Bundeskanzler Schröder. Den Abbau der Sozialpolitik haben wir als Gesellschaft bis heute nicht überwunden, weil sie ungleich über unsere Gesellschaft verteilt wurde.
Hier agiert die Vorbereitung dieser Maßnahme wieder ungleich, weil die Finanzindustrie bevorzugt wird und keinerlei Rücksicht auf das Wohlbefinden unserer Bevölkerung , Gewerbetreibenden, diesbezüglich genommen wird.
Wir alle sollen in das Gefüge der Großindustrie Finanzwirtschaft eingepresst werden. Es wird uns ein völlig anderes Bild und Hintergrund zu dieser bevorstehenden Maßnahme vorgegaukelt.
Es sollten sich dazu so viele wie möglich äußern, schreiben, ob wir das für richtig heißen, es wirklich hinnehmen wollen solange wir dazu noch etwas sagen können !
Fr. A. Ebel, Maklerin

Eurone
Vor 4 Jahren

Was soll man sagen, die Finanzindustrie stellt sich in den EU-Umverteilungsmonster-Koordinaten “Green-Deal” auf. Da sind zehntausende Einzelschicksale, Kundeninteresse oder auch Gewerbefreiheit keine relevante Größe. Es geht um Umbau der Finanzstrukturen genauso wie der komplette Umbau der Gesellschaft, der auf fragliche Art und Weise erfolgt. Und in der Sache muss man schon auch erwähnen, dass die Bafin nun im Tagesgeschäft nicht geradezu mit Problemerkennungs-, geschweige denn Lösungskompetenz glänzt, wie man am Komplettversagen in den Fällen P&R oder Wirecard und höchstwahrscheinlich nicht nur hier unschwer erkennen kann. Was wir hier sehen ist die Vorbereitung eines links-grün-lastigen kompletten Finanzmarkt-, u. Gesellschaftsumbaus, der mit einer sozialen und liberalen Marktwirtschaft nichts mehr gemein hat.

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