Wirtschaftsweise Ulrike Malmendier (Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung) © picture alliance / dts-Agentur | -
  • Von Andreas Harms
  • 12.09.2025 um 12:38
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 03:20 Min

Die Wirtschaftsweise Ulrike Malmendier hat bekanntgegeben, wie sie sich eine gute Frühstart-Rente vorstellt. Dabei warnt sie vor Fehlern, die bei der Riester-Rente gemacht wurden. Nach dem Motto „Der Zweck heiligt die Mittel“ würde sie trotzdem gern erstaunlich viel vom Staat erledigen lassen.

Am Ende ist es sehr kompliziert. Deshalb sollte man die Frühstart-Rente nicht an den Schulbesuch, sondern ans Kindergeld koppeln, schlagen die Wirtschaftsweisen vor. Dann wären wirklich fast alle Kinder mit dabei.

Die Produkte

Kapitalgarantien lehnen die Wirtschaftsweisen angesichts der Laufzeit über mehrere Jahrzehnte als unnötig, teuer und renditeschädlich ab. Ebenso auch Einzelaktien, wegen des zu hohen Klumpenrisikos. Stattdessen sollen zugelassene Fonds breit (möglichst global) gestreut sein und mit unterschiedlichen Aktienquoten verfügbar sein. Zum Beispiel 50, 75 und 100 Prozent. Und sie könnten auf die Risikoklassen 3, 4 und 5 begrenzt sein (Die gesamte Risikoskala reicht von 1 bis 7).

Insgesamt sollte die Auswahl klein bleiben. Um das zu erreichen, könnte man:

  • klare Kriterien festlegen, um Fonds zu zertifizieren oder
  • Fonds über ein Ausschreibungsmodell auswählen

Zu den Kriterien könnte übrigens auch eine Obergrenze für Gebühren gehören.

Doch wie könnte ein Standardprodukt aussehen? Die Autorinnen nennen nur wenige konkrete Eigenschaften:

  • niedrigschwellig, gut erklärbar, leicht verständlich
  • Aktienanteil bei 100 Prozent (damit die Rendite stimmt)

Sehr treffend heißt es dazu: „Eine sinnvolle Lösung, die von den Stärken beider Optionen profitiert, wäre es, das Standardprodukt als staatlich verwaltete kollektive Anlage zu organisieren und zusätzlich eine gewisse Anzahl Fonds von privaten Anbietern zuzulassen, die alternativ gewählt werden können.“

Überhaupt erzeugt das Papier einen interessanten Eindruck, den man von so einem Rat nicht erwarten würde: nämlich, dass der Staat hier ruhig mal machen darf. Zentrales Standardprodukt? Kein Problem. Zentral verwaltete kollektive Anlage während der Ansparphase? Auch okay. Angebot einschränken und Fonds zulassen? Ja, gerne. Und alle Kinder automatisch erfassen und einbeziehen. Das ist eine ganze Menge Staat.

Die größten Fehler im Konzept würden nämlich ganz woanders liegen: Wenn teure und schlechte Produkte die ersten Erfahrungen am Kapitalmarkt versauen. Wenn Kinder nicht mitmachen, weil ihre Eltern das für unnötig halten. Wenn Bürokratie das ganze Konzept erstickt. Alles Fehler, die in der Riester-Rente passiert sind – und hier nicht passieren sollen.

Hier geht es nicht darum, dass sich die Wirtschaft verwirklich soll oder die Fondsindustrie das große Geld macht. Hier soll eine Aktienkultur entstehen, und da muss man eben auch mal fünfe gerade sein lassen. Und auf das Folgegeschäft schauen. Denn wer mit Aktienfonds gute Erfahrungen gesammelt hat, bleibt meist dabei.

autorAutor
Andreas

Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

pfefferminzia
Pfefferminzia Icon
login

Bitte loggen Sie sich ein.

Pfefferminzia Logo rgb