Isolation, Lockdown und Ansteckungsgefahr – die Corona-Pandemie löst bei immer mehr Menschen Ängste aus. © picture alliance / SvenSimon | Frank Hoermann
  • Von Achim Nixdorf
  • 04.02.2021 um 16:24
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Die Corona-Pandemie befeuert die Sorgen der Deutschen. Das zeigt eine aktuelle Umfrage der R+V Versicherung. Besonders die Annahme, dass die Bürger die Corona-Regeln zunehmend lax handhaben, löst bei vielen Menschen Ängste aus. Auch vor einer möglichen Erkrankung und einer drohenden Rezession fürchten sich viele. Gleichzeitig schwindet das Vertrauen in die Politik massiv.

In Deutschland hat die Angst vor der Corona-Pandemie in den vergangenen Monaten deutlich zugenommen. Das zeigt eine Extra-Umfrage der R+V Versicherung im Rahmen ihrer Langzeitstudie „Die Ängste der Deutschen“. Die deutliche Mehrheit der Befragten (60 Prozent) befürchtet demnach, dass immer mehr Menschen die Lockdown-Regeln missachten. Etwa die Hälfte der Bürger (48 Prozent) ist besorgt, dass das Virus sie selbst oder Angehörige und Freunde infiziert. Gegenüber dem Sommer 2020 ist das ein Anstieg um 16 Prozentpunkte.

Schlechte Noten für Krisenmanagement

Die Studie offenbart darüber hinaus, dass das Vertrauen in das Krisenmanagement der Politik massiv sinkt. 54 Prozent der Befragten glauben mittlerweile, dass diese mit der aktuellen Situation überfordert ist – ein Plus von vierzehn Prozentpunkten gegenüber der letzten Umfrage.

„Die von vielen Menschen als hochgradig kritisch eingestufte Impfsituation dürfte den Unmut über die Politik weiter in die Höhe treiben“, glaubt der an der Erhebung beteiligte Heidelberger Politikprofessor Manfred G. Schmidt. Und tatsächlich hellt der Impfstart die Stimmung in Deutschland nicht auf. 58 Prozent der Studien-Teilnehmer befürchten vielmehr, dass Lockdown auf Lockdown folgen wird, bis alle geimpft sind.

Eine Hauptsorge vieler Menschen gilt zudem der Stabilität der deutschen Wirtschaft. Mit 59 Prozent ist demnach die Furcht vor einem Konjunktureinbruch auf dem höchsten Wert seit zehn Jahren. Damals hatte die Finanzmarktkrise diese Angst auf Rekordwerte von weit über 60 Prozent getrieben. „Derzeit leidet ein erheblicher Teil der Wirtschaft unter der Last des fortwährend verlängerten Lockdowns“, sagt Manfred Schmidt. „Die umfangreichsten Finanzhilfen für die Wirtschaft in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland wirken jedoch dämpfend.“

Überraschend: Trotz steigender Arbeitslosenzahlen bleibt die Angst vor dem Verlust des eigenen Jobs auf einem niedrigen Stand (21 Prozent). Der Politikwissenschaftler führt dies auf das Kurzarbeitergeld zurück: „Dessen massenhafter Einsatz und die Garantie, die Kurzarbeit zu verlängern, wirken wie ein automatischer Konjunkturstabilisator. Das ist in den Augen des Großteils der Arbeitnehmer und der Gewerkschaften eine Beschäftigungsgarantie und stabilisiert die politische Lage in großem Umfang.“

Zweite Sonderbefragung zu Corona-Ängsten

Seit fast 30 Jahren untersucht das Infocenter der R+V Versicherung jeden Sommer mit der Langzeitstudie „Die Ängste der Deutschen“ die Sorgen der Bundesbürger. Bereits zum zweiten Mal wurde die Studie nun um eine Sonderbefragung zur Corona-Krise ergänzt.

Für die repräsentative Umfrage unter 1.049 Bürgern wurden vier Fragen aus der Standardumfrage und zwei neue Fragen ausgewählt. „Uns hat interessiert, wie groß die Angst vor weiteren Lockdowns ist, bis wir alle geimpft sind. Und ob die Deutschen befürchten, dass immer mehr Menschen die Lockdown-Regeln ignorieren”, erläutert Brigitte Römstedt, Leiterin des R+V-Infocenters.

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Achim Nixdorf

Achim Nixdorf ist seit April 2019 Content- und Projekt-Manager bei Pfefferminzia. Davor arbeitete er als Tageszeitungs- und Zeitschriftenredakteur mit dem Fokus auf Verbraucher- und Ratgeberthemen.

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