Ist Leiter der Beratungsabteilung Versicherungen von Willis Tower Watson: Michael Klüttgens. © Willis Tower Watson
  • Von Juliana Demski
  • 12.04.2019 um 15:43
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Immer mehr Versicherer geben bestimmte Bestände auf und verkaufen diese an spezielle Plattformen. Dafür ernten sie häufig ordentlich Kritik, vor allem von Verbraucherschützern. Michael Klüttgens von der Unternehmensberatung Willis Tower Watson sieht das anders. In seinen Augen gibt es beim Thema Run-off auch Vorteile für die Kunden.

Das Thema Run-off ist in der Lebensversicherungsbranche umstritten. Dabei wissen viele Deutsche gar nicht, wie viele Versicherer eigentlich ihr Geschäft aufgeben oder umgestalten: „De facto befinden sich bereits mehr Versicherungsbestände im Run-off als öffentlich wahrgenommen“, sagt Michael Klüttgens, Leiter der Beratungsabteilung Versicherungen von Willis Tower Watson.

„So bieten viele Gesellschaften das klassische Geschäft mit Lebensversicherungen gar nicht mehr an, sondern haben Produkte mit alternativen, kapitalschonenderen Garantiekonzepten im Programm – der alte Bestand läuft aus“, so der Experte weiter. Ein vollständiger oder gar externer Run-off, bei dem die Bestände von einem anderen Unternehmen fortgeführt werden, sei dann gar nicht mehr so weit entfernt, so der Experte. An dieser Methode wird bislang viel Kritik geübt.

Nicht immer zu Recht, findet Klüttgens:

„Plattformen wie Viridium, Athora oder Frankfurter Leben argumentieren, dass sie deutlich effizienter arbeiten. So entstehen Kostenüberschüsse, die auch den Versicherungsnehmern ausgezahlt werden können.“ Die Kapitalanlage werde hier ertragsorientierter gestaltet.

„Auch davon profitiert der Versicherungsnehmer, da diese Überschüsse zum großen Teil an ihn weitergegeben werden“, so der Experte. „Die Nutznießer des externen Run-offs sind neben den Versicherern und den Plattformen vor allem auch die Kunden: Sie behalten die Sicherheit ihrer Garantien und haben darüber hinaus Chancen auf höhere Überschüsse.“

Klüttgens‘ Fazit:

„Ganz gleich, welche Run-off-Variante im Einzelfall gewählt wird: Am Ende stehen die Interessen des Versicherungsnehmers und der auszuzahlenden Garantien im Fokus. Um diese zu wahren, bedarf es in Zeiten von Niedrigzins, Kostendruck und zunehmender Zwänge durch Regulierung einer effizienten Strategie für das Bestandsmanagement. Und daher werden wir auch in Zukunft – nach dem jüngsten weitreichenden Schritt sicher vermehrt – weitere Transaktionen sehen, in denen sich einzelne Versicherer von Lebensversicherungsbeständen oder Teilen ihrer Bestände trennen werden.“

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Juliana Demski

Juliana Demski gehörte dem Pfeffi-Team seit 2016 an. Sie war Redakteurin und Social-Media-Managerin bei Pfefferminzia. Das Unternehmen hat sie im Januar 2024 verlassen.

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