Auch Eisdielen werden häufig als Franchise-Unternehmen geführt. © Pixabay
  • Von Anette Bierbaum
  • 02.07.2020 um 13:52
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Gründen mit erprobter Geschäftsidee: das ist Franchising. Gegen Gebühr an die jeweilige Franchise-Zentrale borgen sich Franchise-Nehmer einfach ein komplettes Geschäftsmodell – samt Markenauftritt. Rechtlich gesehen sind sie damit selbstständig, mit allen Rechten und Pflichten. Dazu gehört auch, persönliche und geschäftliche Risiken abzusichern.

Blumen- oder Burger-Laden, Schüler- oder Seniorenhilfe: Franchising boomt. Aktuell gibt es in Deutschland fast 1.000 Franchise-Systeme. Im Systemfinder des Deutschen Franchise-Verbandes können Interessierte sich die passende Branche herausfiltern, ihr Eigenkapital eingrenzen und sich das passende Franchise-Unternehmen mit Qualitätssiegel anzeigen lassen. So einfach, so beliebt. Laut KfW-Gründungsmonitor 2019 sind Franchise-Systeme angesagter denn je. 2018 stieg die Zahl der Franchise-Betriebe um 3,6 Prozent auf 128.000. 2019 gab es bereits rund 172.000 Franchise-Einheiten in Deutschland.

Vorteile gegenüber anderen Selbstständigen

Vorteile für Franchise-Gründer gibt es einige. Sie benötigen wenig bis gar kein Eigenkapital, das unternehmerische Risiko hält sich in Grenzen und sie können auf die Erfahrung der Muttergesellschaft bauen. Bei Personalfragen und anderen Problemen können sie sich durch die Franchise-Systemzentrale beraten lassen und verschiedene Aufgaben dorthin outsourcen.

Auf der anderen Seite gehören ihnen Inventar und Rendite nicht alleine. Und Franchise-Nehmer sind selbst verantwortlich für ihren unternehmerischen Erfolg, ihre Mitarbeiter und für die funktionierenden Abläufe im eigenen Betrieb.

Dazu gehört – wie für andere Selbstständige auch – persönliche oder existenzbedrohende Risiken im Blick zu haben und bestmöglich abzusichern. Welche Versicherungen Franchise-Nehmer im Einzelnen ergänzen sollten und welche weniger infrage kommen, hängt sehr von der Branche und dem einzelnen Modell ab. Angehende Franchise-Nehmer sollten sich daher umfassend von ihrem Makler beraten lassen. Wichtige Versicherungen haben wir im Folgenden zusammengefasst.

Der persönliche Versicherungsschutz:

• Auch wenn der Optimismus zu Beginn sicher groß ist – freiwillige Beiträge in die Arbeitslosenversicherung sollten angehende Franchise-Nehmer nicht gleich abtun. Wer sich nicht rechtzeitig kümmert und im Nachhinein – etwa bei schlechter Auftragslage – Arbeitslosengeld beziehen möchte, hat schlechte Karten.

• Eine Krankenversicherung – als freiwilliges Mitglied in der gesetzlichen Kasse oder bei einer privaten Krankversicherung – ist Pflicht. Da es keine Lohnfortzahlung durch einen Arbeitgeber gibt, empfiehlt sich außerdem eine Krankentagegeld-Versicherung. Und schließlich sollten Sie auch für den Fall einer Berufsunfähigkeit privat vorsorgen.

• Wichtig: die private Rentenversicherung. Auch wenn für Franchise-Nehmer in der Gründungsphase meist andere Dinge Vorrang haben, gehört das Thema Rente auf die Prioritätenliste. Sonst rückt die Vorsorge immer weiter nach hinten, bis es irgendwann zu spät ist, um Rentenlücken zu schließen.

Passende Gewerbeversicherungen für unternehmerische Risiken:

• Die Betriebshaftpflichtversicherung: Sie greift, sobald Dritte an Ihr Unternehmen Schadenersatzansprüche aus Personen- und Sachschäden stellen. Unberechtigte Ansprüche wehrt die Versicherung ab.

• Vermögensschadenhaftpflicht: Verursacht ihr Geschäft einen Vermögensschaden, müssen Franchise-Nehmer dafür geradestehen. Die Vermögensschadenhaftpflicht ist daher insbesondere für selbstständig arbeitende Berater, Prüfer und Gutachter ein Muss.

• Die Rechtsschutzversicherung: Selbstständige können sich meist für individuell geschnürte Pakete entscheiden. Zur Wahl stehen der persönliche Rechtsschutz, eine Berufsrechtschutzversicherung und der Firmenrechtsschutz, bei dem auch Mitarbeiter eingeschlossen sind. Beim Leistungsumfang kommt es auf die Zahl der Mitarbeiter, der Tätigkeit und die Unternehmensform an.

• Wer Waren und Vorräte, Hardware und Büroausstattung absichern möchte, sollte eine Inhaltsversicherung abschließen. Sie übernimmt bei Sturm, Feuer, oder Einbruch sowohl finanzielle Folgen durch Beschädigung als auch das Abhandenkommen der Betriebsausstattung und punktet mit einer umfassenden Allgefahrendeckung.

• Cyber-Versicherung: die Geschäftswelt wird immer digitaler. Immer wichtiger wird damit die Cyber-Versicherung. Sie übernimmt beispielsweise Folgekosten durch Cyber-Angriffe und Datenverlust, etwa vorübergehende Geschäftseinbußen, wenn die Kassensysteme abstürzen und über Tage stillstehen. Wichtig für den Abschluss einer solchen Police ist eine ausreichend sichere IT-Infrastruktur.

• Eine Rundum-Sorglos-Variante gibt es übrigens auch: Den Sammelvertrag. Hier ist der Franchise-Geber der Versicherungsnehmer und versichert seine Franchise-Nehmer einfach mit. Nachteile sind die zusätzliche Gebundenheit zum Franchise-Geber und der indirekte Leistungsanspruch. Außerdem haben Franchise-Nehmer keine Kontrolle darüber, ob und wie zuverlässig die Systemzentrale die Beiträge zahlt.

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Anette Bierbaum

Anette Bierbaum schreibt seit 2015 als freie Redakteurin für Pfefferminzia. Darüber hinaus unterstützt die gelernte PR-Fachfrau seit über zehn Jahren Medienhäuser, PR-Agenturen und redaktionell geprägte Content-Plattformen.

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