Senioren beim Spaziergang. © dpa/picture alliance
  • Von Redaktion
  • 13.05.2016 um 09:54
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Die Mehrheit der Deutschen hat keine Lust mehr auf Altersvorsorge. Das Niedrigzinsniveau mache das langfristige Sparen zu unattraktiv. Martin Hock, Wirtschaftsredakteur der FAZ, kann das durchaus nachvollziehen. Er kommt zu dem Schluss, dass es rein ökonomisch gesehen auch mal besser sein kann, das Sparen für die Rente ganz zu lassen.

Weil die Zinsen im Keller sind, lohnt sich das Sparen für die Altersvorsorge nicht mehr. Das meinen aktuell 55 Prozent der im Berufsleben stehenden Deutschen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Axa (wir berichteten). Nur jeder zehnte will danach noch eine Renten- oder Lebensversicherung kaufen, oder die betriebliche Altersvorsorge nutzen.

Die Renten-Erhöhung im Juli halten 60 Prozent der Befragten für richtig. 18 Prozent befürworten ein vermehrtes Ansparen in der staatlichen Rentenkasse.

Schon ohne Nullzinsumfeld ist die Lust, fürs Alter vorzusorgen bei den meisten Bundesbürgern nicht hoch ausgeprägt. Jetzt ist sie noch geringer. Während man sicher nachvollziehen kann, dass man sich mit dem jetzt noch schwieriger gewordenen Thema nicht gerne befassen will, ist gar nichts mehr zu tun und sich auf den Staat zu verlassen eigentlich genau das Falsche. 

Manchmal sei in einer solchen Situation der Griff zum kleineren Übel eben doch die richtige Wahl, schreibt Martin Hock, Wirtschaftsredakteur bei der FAZ. Schaue man sich die Zinssituation genau an, stimme es sowieso nicht, dass Sparen keinen Ertrag mehr bringt. „Denn nach Abzug der Inflation sind die Zinsen derzeit sogar höher als etwa im Mai 2003 oder im Februar 1999. Und auch damals stiegen sie wieder“, so Hock weiter.

Verteilung von Einkommen und Nutzen

Trotzdem gehe es bei der Altersvorsorge rein ökonomisch gesprochen um die Verteilung von Einkommen und Ausgaben sowie Nutzen und Kosten über eine Lebenszeit. Es geht um eine mögliche Diskrepanz zwischen den Bedürfnissen im Hier und Jetzt und in einer fernen Zukunft.

Genau deswegen führe kein Weg daran vorbei, sich intensiv mit seiner Altersvorsorge auseinanderzusetzen. Wer es genau wissen wolle, komme ohne Modellrechnungen nicht aus. „Wie hoch könnte der Bedarf sein? Woher soll ich das wissen? Man muss sich hineindenken, Zeit aufwenden – wofür? Der Bedarf ist ja (noch) nicht da, der (nicht unbeträchtliche) Aufwand sehr wohl“, schreibt Hock.

Am Ende der Analyse könne auch einfach der Schluss stehen, nichts zu tun. Sparen fürs Alter bedeute Verzicht im Jetzt und Hier, ohne dass klar sei, ob dies tatsächlich einen Nutzen bringe. „Deswegen ist es durchaus rational, das Problem zu delegieren. Es kann aufgrund der Unsicherheit sogar rational sein, auf die gesetzliche Rente zu setzen. Denn es ist nicht gesagt, dass diese am Ende nicht doch ausreicht. Schließlich ist der spätere Bedarf nicht klar“, so Hock.

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