Viele Versicherungsmakler wollen sich digital neu erfinden, doch die Herausforderungen, die sich dabei stellen, machen sie auch nachdenklich. © picture alliance / Zoonar | Robert Kneschke
  • Von Lorenz Klein
  • 23.06.2020 um 11:43
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Drei Viertel der Versicherungsmakler in Deutschland wollen ihr Geschäft auf digitale Beine stellen. Zugleich muss dafür aber eine wichtige Bedingung erfüllt sein – nämlich der Zugriff auf verlässliche Kunden- und Vertragsdaten, wie 80 Prozent der Makler in einer Umfrage meinen. Diese zeigt auch, wovor sich Makler fürchten und was ihnen die Arbeit erschwert.

75 Prozent der Versicherungsmakler wollen digitaler arbeiten, doch um dies auch wirklich tun zu können, sind 80 Prozent der Makler der Ansicht, dass sie auf verlässliche Kunden- und Vertragsdaten zugreifen können müssen (siehe Grafik am Ende des Beitrags). 14 Prozent sind in der Frage unentschieden. Nur 4 Prozent stimmen (eher) nicht zu.

Das sind einige Ergebnisse der Online-Umfrage „Der digitalisierte Makler“, die die Brokertech-Plattform Mobilversichert zum zweiten Mal in Folge in Kooperation mit der Fachzeitschrift „AssCompact“ durchgeführt hat. Den Angaben zufolge nahmen daran 396 Makler vom 20. bis 24. April teil.

„Nur mit einer soliden Datenbasis können Makler die enormen Potenziale heben, die die Transformation mit sich bringt“, interpretiert Mario Herz, Geschäftsführer von Mobilversichert, die Zahlen. Hier brauche es den Einsatz von professionellen Bestandsanalysen, automatisierten Vertriebsaktivitäten und smarten Services für den Kunden, so Herz.

Corona treibt Digitalisierung voran

Die befragten Makler räumen dabei ein, dass der Wille zum digitalen Umbau ihres Geschäfts vor allem von außen – nämlich durch Corona – befeuert worden ist. So gehen rund drei Viertel der Makler (74 Prozent) davon aus, dass die Corona-Krise insgesamt zu einem Digitalisierungsschub in der gesamten Versicherungsbranche führen wird. Deutlich weniger, rund 19 Prozent, sind unentschieden in der Frage; und nur 6 Prozent sehen hier (eher) keinen Zusammenhang.

Verwaltungsaufwand verliert ein wenig Schrecken

Wie schon im Vorjahr wurden Vermittler nach den größten digitalen Herausforderungen und Chancen der Zukunft befragt. „Bei den größten digitalen Herausforderungen zeigen sich leichte Verschiebungen im Vergleich zu 2019“, stellten die Autoren fest.

Zwar liegt noch immer der Zeit- und Verwaltungsaufwand bei der Pflege von Bestandsdaten bei den meisten Maklern auf Platz 1 – dieser Anteil beträgt aktuell 32 Prozent (siehe Grafik), 2019 waren es 40 Prozent. Aber für beinahe ebenso viele (31 Prozent) stehen heute neue Kundenanforderungen an oberster Stelle (2019 waren es 21 Prozent). Online-Konkurrenten werden von 28 Prozent (2019: 31 Prozent), Robo-Berater von 10 Prozent (2019: 8 Prozent) als größte Herausforderung betrachtet.

Mit veränderten Kundenansprüchen mitzuhalten, stellt viele Makler vor Herausforderungen. Quelle: Mobilversichert

„Die Corona-Krise hat gezeigt, dass im Versicherungsvertrieb noch immer eine enorme Lücke zwischen den Kundenerwartungen und dem aktuellen Angebot klafft“, schlussfolgert Experte Herz und betont, dass Makler „dringend technologische Unterstützung“ bräuchten, wenn sie Kunden zeitgemäß beraten und betreuen und sich neben Online-Konkurrenten behaupten wollten.

Ökosysteme relevanter geworden

Weniger Verschiebungen gegenüber der Vorjahresbefragung gab es beim Thema „Zukunftschancen“. Eine Mehrheit von fast zwei Dritteln (59 Prozent) sieht demnach die größten Potenziale bei neuen digitalen Hilfsmitteln, beispielsweise um automatisiert Daten abzuholen, Vertriebsprozesse zu steuern oder Kunden smarte Services zu bieten. 2019 lag dieser Wert mit 61 Prozent kaum höher.

Die Bedeutung von digitalen Plattformen oder Ökosystemen ist im Vergleich zum Vorjahr hingegen von 15 auf nunmehr 19 Prozent etwas stärker gestiegen. Die Unterstützung durch Pools liegt mit rund 14 Prozent etwa auf dem Vorjahresniveau von 15 Prozent. Nur 8 Prozent gilt die Hilfe von Versicherern, etwa über Schnittstellen, als die größte Zukunftschance. 2019 stimmten hier noch 10 Prozent zu.

Darüber hinaus seien sich die Makler der Relevanz des Themas Daten für den eigenen Vertriebserfolg weiterhin bewusst, berichten die Autoren. Wie schon im vergangenen Jahr zeigten sich drei Viertel (74 Prozent) der Makler überzeugt, dass eine bessere Datenqualität und ein schnellerer Datentransfer zwischen Versicherern und Maklern ihren Vertriebserfolg steigern würde – 2019 waren es 76 Prozent. Rund 18 Prozent stehen der Frage neutral gegenüber (2019: 17 Prozent). Nur 6 Prozent glauben nicht, dass sie mit besseren Daten erfolgreicher wären, was dem Anteil aus dem Vorjahr entspricht.

Versicherungsmakler wollen digital aufrüsten. Insgesamt drei Viertel aller Befragten geben an, in Zukunft digitaler als heute arbeiten zu wollen. Quelle: Mobilversichert

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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