Schwimmendes Solarkraftwerk der Weeze Kies GmbH in Nordrhein-Westfalen: Das Engagement für Umweltschutz könnte bei Großanlegern größer sein. © picture alliance/dpa | Oliver Berg
  • Von Andreas Harms
  • 21.01.2022 um 16:39
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Die gute Nachricht lautet, dass Großinvestoren das Thema Nachhaltigkeit noch stärker auf dem Bildschirm haben als noch in den vergangenen Jahren. Die schlechte Nachricht: Sie könnten ihr Druckmittel (Geld) besser nutzen, um manchen Unternehmen Dampf zu machen. Das zeigt eine aktuelle Studie.

Die großen Geldverwalter nehmen das Thema Nachhaltigkeit und Verantwortung zunehmend ernst. So kommen sie gut damit voran, klimabezogene Risiken zu messen und zu berücksichtigen. Das geht aus einer Studie der Beratungsfirma LCP hervor, an der 146 Investmentmanager teilnahmen. Der Großteil von ihnen stammt aus dem Vereinigten Königreich, es sind jedoch auch globale dabei.

Angesprochen auf Nachhaltigkeit (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung, kurz: ESG) gab nur noch ein Prozent an, dass das im Investmentansatz keine große Rolle spielt. Vor zwei Jahren waren es noch 8 Prozent. Auch die Gründe verschieben sich. Vor zwei Jahren berücksichtigten noch 24 Prozent ESG-Kriterien, weil ihre Kunden es erwarten. Heute gilt das nur noch für 9 Prozent.

Andersherum fügen Geldmanager ESG verstärkt in ihre Ansätze ein, um für ihre Kunden mehr zu erreichen, aber auch für die Gesellschaft als Ganzes. In diesem Jahr gaben 92 Prozent diesen Beweggrund an, 2020 waren es noch 85 Prozent. Folglich haben inzwischen 96 Prozent der Befragten die Prinzipien für verantwortliches Investieren (Principles for Responsible Investment, PRI) unterschrieben.

Es sind nur einige herausgepickte Beispiele dafür, wie sich das Thema ESG in den Anlegerstatuten breitmacht. Die Befragten haben ihre Kapazitäten hochgefahren, Leute eingestellt. Sie veröffentlichen verstärkt entsprechende Berichte und beobachten neu entstandene Risiken.

Auf Mängel stoßen die Studienautoren hingegen, wenn es ums Engagement geht. Schließlich können Investoren mit ihren Stimmrechten im Rücken Druck erzeugen, um Unternehmen zu beeinflussen. Immerhin mischen sich viele der Befragten regelmäßig ein, wenn es um die Effektivität der Chefetage geht (71 Prozent), Strategie und Zweck (63 Prozent) und die finanzielle Stärke (61 Prozent).

Deutlich geringer sind die Anteile der Engagierten hingegen bei Menschenrechten (44 Prozent), Umweltverschmutzung (34 Prozent) und Ungleichheit (27 Prozent). Ebenfalls enttäuschend sei es, dass 42 Prozent der Befragten keine Eskalationspolitik festgelegt haben. Die ist aber nötig, wenn sich ein Unternehmen stur stellt und man Ziele durchsetzen will. Etwas Luft nach oben ist somit noch vorhanden, trotz aller erfreulichen Fortschritte.

Die gesamte Studie können Sie hier in englischer Sprache herunterladen.

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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