Solo-Selbstständige, vor allem Frauen, haben einer Umfrage zufolge während der Corona-Pandemie deutlich an Einkommen verloren. Hier protestierten Betroffene im Mai 2020 vor dem Bundeswirtschaftsministerium . © picture alliance/dpa | Jörg Carstensen
  • Von Manila Klafack
  • 21.09.2021 um 14:23
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 01:35 Min

Viele Selbstständige, vor allem solo-selbstständige Frauen, mussten während der Corona-Pandemie mit weniger Einkommen auskommen, stellt eine aktuelle Befragung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung fest. Daher sollte diese Berufsgruppe in die obligatorischen staatlichen Versicherungssysteme einbezogen werden, lautet das Fazit der Wissenschaftler.

Viele Selbstständige haben während der Corona-Krise Einkommen eingebüßt. Mehr als ein Drittel von ihnen ist laut einer aktuellen Befragung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung betroffen. Zudem sei der Anteil der Selbstständigen, die sich Sorgen um ihre Beschäftigung und wirtschaftliche Existenz machen, um rund 50 Prozent höher als unter abhängig Beschäftigten.

Insbesondere Solo-Selbstständige, die ohnehin oft unter prekären Bedingungen arbeiten, habe die Krise schwer belastet. „Die Erfahrung mit der Pandemie verdeutlicht, dass der Mangel an sozialer Absicherung für Selbstständige eine schwerwiegende und folgenreiche Lücke in den Sozialversicherungssystemen darstellt“, heißt es in der Studie.

Ein Drittel der Befragten habe den zeitlichen Umfang der Selbstständigkeit in der Corona-Krise reduziert. Über 40 Prozent der Betroffenen machen dafür „betriebliche Gründe“ verantwortlich, also zum Beispiel Auftragseinbrüche oder Lieferengpässe. Zwei Drittel derjenigen, die ihre selbstständige Tätigkeit zurückgefahren haben, führen, so die Umfrage, gesetzliche Vorgaben aufgrund der Corona-Pandemie an.

Corona-Krise führt bei Arbeitnehmern und Selbstständigen zu Einbußen

Mehr als jeder fünfte Selbstständige musste demnach wegen Corona-bedingter Einschränkungen seine Tätigkeit reduzieren. Demgegenüber blieb bei 55 Prozent der zeitliche Umfang ihrer Tätigkeit unverändert, 13 Prozent berichten von mehr Arbeit.

Dass sich die Corona-Krise negativ auf das Einkommen ausgewirkt hat, bejahen 21 Prozent der abhängig Beschäftigten und 37 Prozent der Selbstständigen in der Befragung des WSI. Unter den Solo-Selbstständigen seien es sogar 44 Prozent. Der Anteil derjenigen mit weniger als 1.500 Euro netto im Monat habe sich verdoppelt. Am stärksten betroffen seien hier solo-selbstständige Frauen, von denen aktuell 33 Prozent weniger als 1.500 Euro verdienen. Von den solo-selbstständigen Männern fallen 18 Prozent in diese Kategorie.

Die Ergebnisse zeigten, dass die Corona-Krise die sozialen Nöte vieler Solo-Selbstständiger weiter verschärft hat, stellen die Autoren Karin Schulze Buschoff und Helge Emmler fest. Um diese Nöte zu lindern, plädieren sie dafür, eine „sozialversicherungsrechtliche Gleichbehandlung von Selbstständigen und abhängig Beschäftigten“ anzustreben.

Der Arbeitgeberanteil könnte aus Steuermitteln kommen

Konkret sei eine allgemeine Altersvorsorgepflicht dringend nötig, und zwar in der gesetzlichen Rentenversicherung. Der fehlende Arbeitgeberanteil bei Selbstständigen lasse sich zum Teil durch Zuschüsse aus Steuermitteln kompensieren, so der Vorschlag. Bei der Krankenversicherung brauche es Beiträge, die sich am realen Einkommen orientieren. Im Hinblick auf die Arbeitslosenversicherung wäre nicht nur eine weitere Öffnung für Selbstständige wünschenswert, sondern eine Versicherungspflicht, um eine „negative Risikoselektion zulasten der Versicherungsgemeinschaft“ zu verhindern.

autorAutorin
Manila

Manila Klafack

Manila Klafack war bis März 2024 Redakteurin bei Pfefferminzia. Nach Studium und redaktioneller Ausbildung verantwortete sie zuvor in verschiedenen mittelständischen Unternehmen den Bereich der Öffentlichkeitsarbeit.

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

kommentare

Hinterlasse eine Antwort