Katharina Heder ©
  • Von Redaktion
  • 27.08.2014 um 18:14
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Sind Versicherungen gegen „Frauenkrebs“ wirklich überflüssig? Ja, meinte Kommentatorin Anette Weiß vor kurzem auf Pfefferminzia. Nein, sagt nun Versicherungsmaklerin und Social Media Managerin Katharina Heder. Welche Argumente sie hat, lesen Sie hier.

Vor kurzem erschien auf Pfefferminzia der Kommentar „Versicherung gegen Frauenkrebs“ von Anette Weiß. Darin verwies sie darauf, dass solche Versicherungen in ihren Augen keinen Sinn ergeben. Gerade weil dieses Urteil von einer Frau getroffen wird, ist es angebracht in ihrem Geld.Wert-Blog den ergänzenden Beitrag zu lesen.

Dieser geht auf die ursprünglichen Gedanken von Heilpraktikerin Helga Wiesmann ein. Dort erklärt Wiesmann, dass die umfangreiche Werbung für derlei Produkte sie skeptisch machen. Dabei verweist sie auf das durchaus vorhandene finanzielle Risiko einer Krebserkankung und argumentiert, dass die Krankenkasse für die anfallenden Kosten aufkäme.

Anette Weiß nimmt die Argumentation des finanziellen Risikos zwar in ihren Beiträgen auf, reduziert diese jedoch auf die Hochrechnung dessen, was man mit 50.000 Euro bezahlen könne und was man mit 25 Euro noch anfangen könne. Man kann ihr nur zustimmen, dass andere Versicherungen wie eine Berufsunfähigkeitsversicherung vor der Absicherung dieses speziellen Risikos stehen. Das heißt aber nicht, dass diese Sondervorsorge ein „schlechter Witz“ sei.

Welche Versicherung bei Krebs wann leistet

Frauenkrebsversicherungen haben ihre Rechtfertigung. Dies ergibt sich aus dem Ausschlussprinzip, wann welche Versicherung leistet. Die bekannteren Produkte besitzen die Leistungszusage binnen Tagen nach der Diagnosestellung zu leisten. Im Unterschied dazu leistet die angesprochene BU erst, wenn mindestens für mehr als sechs Monate eine Berufsunfähigkeit besteht. Wer damit gegen Krebs vorsorgt, schafft sich also selbst eine Versorgungslücke. Selbst wenn diese Hürde genommen ist, bedeutet dies nicht automatisch, dass man die versicherte Leistung erhält, wie die Klagequoten der Versicherer zeigen.

Die Krankenversicherung leistet mit Krankengeld oder Krankentagegeld – sofern überhaupt vorhanden – nach sechs Wochen beziehungsweise dem vereinbarten Leistungsbeginn. Was für Angestellte mit einer Lohnfortzahlung problemlos möglich ist, stellt selbstständige Frauen vor ein finanzielles Loch, dass gegebenenfalls nicht so einfach auszugleichen ist.

Führt man diesen Gedanken fort und überprüft die Entwicklung am Arbeitsmarkt, wird niemand den starken Anstieg der Anzahl selbstständiger Frauen bestreiten wollen. Dies belegen Zahlen des Familienministeriums. Die Zielgruppe und Notwendigkeit einer solchen Absicherung ist gegeben.

Nicht jede Therapie ist versichert

Anette Weiß argumentiert dabei vor allem gegen den versicherten Umfang von Frauenkrebsversicherungen. Dabei verkennt sie den inhaltlichen Zusammenhang zwischen Krebserkrankung und versicherter Leistung. Sie weist darauf hin, dass die Versicherungsleistung einer Frauenkrebsversicherung nur auf bestimmte Arten von Krebs bezogen ist. Versichert sind all jene Formen, welche die Organe einer Frau befallen. Dazu zählen Brust, Scham- und Gebärbereich.

Die Ausführungen zur Versicherung von Kosten für Dinge wie eine Chemotherapie von Helga Wiesmann sind richtig. Dabei berücksichtigt sie zwei Aspekte: Einerseits ist nicht jede mögliche Therapie versichert. Der Grundsatz der gesetzlichen Krankenkasse ist nach § 12 SGB V immer noch: wirtschaftlich, ausreichend, notwendig und zweckmäßig. So wird behandelt – und so wird auch erstattet. Wer also ein Spezialmedikament möchte, welches weniger Nebenwirkungen besitzt oder effektiver wirkt, muss es selbst bezahlen.

Kapital kann den Krankheitsverlauf beeinflussen

Andererseits sind die Versicherer nicht im Unrecht, wenn sie über Nachfolgekosten wie die Wiederherstellung einer Brust sprechen. Die wirtschaftliche Lösung sind Silikonimplantate. Die Anzahl der Frauen mit Problemen wie Kapselfibrosen wächst aber stetig an. 15 von 100 Frauen erleiden diese Spätfolgen, welche mit einem Austausch des Implantats einher gehen.

Die Alternative einer wirtschaftlichen Vorsorge ist der körpereigene Wiederaufbau der Brust durch den Rückenmuskel. Diese längerfristige Therapie birgt zwar auch Gefahren, allerdings erscheint die Aussicht alle zehn Jahre das Silikonimplantat ohnehin austauschen zu müssen, nicht jeder Frau als wirkliche Alternative zu den möglichen Komplikationen dieser Methode. Insofern kann Kapital durchaus den Verlauf einer Erkrankung beeinflussen.

Wer selbst spart, hat das Geld vielleicht erst zu spät zusammen

Neben den alltäglichen Kosten geht es bei der Frauenkrebsversicherung in erster Linie um die Sonderausgaben. Die Idee, dass die Prämie – wie von Frau Weiß vorgegeben – mit 25 Euro angespart oder in andere Produkte investiert werden kann, ist richtig.

Allerdings leistet die Versicherung im vereinbarten Umfang ab der Vertragsannahme. Wer also nicht erst am Ende seines Lebens die Diagnose Brustkrebs erhält, kann mit dem Abschluss eines solchen Vertrags, der häufig nach der Inanspruchnahme durch den Versicherer gekündigt wird, ein „gutes Geschäft“ machen. Selbst wenn das Risiko mit dem Alter ansteigt, sollte man die Fallzahlen unter 40 nicht vernachlässigen.

Für wen Versicherungen gegen Krebs Sinn ergeben

Wen die vorstehende Argumentation nicht überzeugt hat, kann sich dem Thema auch von einer anderen Seite aus nähern: Natürlich soll man eine Berufsunfähigkeitsversicherung haben. Auch die Dread-Disease-Versicherung besitzt durchaus ihre Vorteile. Sie versichern Versicherungsnehmer nicht nur gegen eine Ursache, sondern decken ein Spektrum möglicher Versicherungsfälle ab. Doch die eierlegende Wollmilchsau hat einen Haken: Beide Versicherungsformen zeichnen sich durch Verträge, die in nicht geringer Anzahl vollständig abgelehnt oder mit harschen Einschlüssen und Risikozuschlägen überhaupt policiert werden. Heißt im Klartext: Wer weiß, ob ich dort überhaupt einen Vertrag erhalte.

Bevor man also vollkommen ohne Schutz dasteht oder versucht, einen vernünftigen Vertrag für eine Berufsunfähigkeitsversicherung zu einem erschwinglichen Preis zu erhalten, sollte man Produkte gegen Frauenkrebs durchaus in Betracht ziehen. Dort gibt es oft nur zwei Gesundheitsfragen, die sich auf Vorerkrankungen von Krebs beziehen, wodurch die Annahmequote sehr hoch liegt.

Nur wenige neue Erkrankungen

Die Auszahlung funktioniert bei Bedarf höchst unproblematisch und der Versicherungsnehmer ist in der Lage aus der Situation heraus aktiv zu handeln. Langer und umfangreicher Schriftverkehr entfällt hierbei. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Argumentation von Anette Weiß gänzlich falsch ist.

Ihr Hinweis auf die geringe Anzahl neuer Erkrankungen ist richtig. Die versicherten Formen von Krebs betreffen nur Wenige, aber diese Wenigen müssen sich mit radikalen Maßnahmen wie der Amputation der Brust auseinandersetzen. Jede Frau muss für sich selbst entscheiden, ob sie damit leben kann.

Die geringe Anzahl der Erkrankungen nun als einen Indikator für die Bewertung als überflüssig heranzuziehen, erscheint an dieser Stelle jedoch falsch: Liebe Frau Weiß, bitte nehmen Sie es nicht persönlich, aber es gibt durchaus gute Gründe für diese Vorsorge und aus diesen Gründen möchte ich Frauen Mut machen, von einem produktbasierten Abschluss hin zu einem Vorsorgekonzept zu wechseln.  Dort werden eben solche Risiken ermittelt und mit einem ganzheitlichen Ansatz abgesichert – und zwar so, wie es dem Kunden passt.

Über die Autorin

Katharina Heder arbeitet als Versicherungsmaklerin und Social Media Managerin, dessen Studium Sie ergänzend zu ihrer Weiterbildung mit einem Master of Arts Betriebswirtschaftslehre abschließt. Ihr Schwerpunkt liegt auf der strategischen Beratung von Unternehmen und Unternehmern, die sich für den Einsatz von Social Media in der in- und externen Kommunikation interessieren. Dabei beschäftigt Sie sich mit der Digital Customer Journey, der Digitalisierung von Unternehmen und neuen Geschäftsmodellen im Internet.

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