Mehr als 70 Prozent der Versicherer und Insurtechs halten wegweisende Kompetenzen im Datenmanagement für unverzichtbar. © Capgemini, Efma, "World Insuarance Report 2019"
  • Von Lorenz Klein
  • 07.10.2019 um 10:37
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Versicherer müssen stärker mit Insurtechs zusammenarbeiten, um die Beziehung zu ihren Kunden vertiefen zu können. Zu diesem Fazit kommt eine Studie des Beratungsunternehmens Capgemini. Der Grund: Die Insurtechs seien den Versicherern um einiges voraus, wenn es darum gehe, auf Datenbasis das Kundenerlebnis zu optimieren, berichten die Autoren des „World Insurtech Report“.

Eine intensive Zusammenarbeit mit Insurtechs sei unerlässlich, um den steigenden Erwartungen der Kunden gerecht zu werden. Denn die Kunden verlangten zunehmend personalisierte, flexible Angebote und verknüpfte Services.

Das ist das Ergebnis der Studie „World Insurtech Report“ des Beratungsunternehms Capgemini und des Branchennetzwerks Efma (Download hier). Die diesjährige Studie stützt sich auf Forschungsergebnisse aus Umfragen und Interviews mit traditionellen Versicherungsunternehmen und Insurtechs. Befragt wurden demnach über 75 Führungskräfte aus 20 Märkten weltweit, darunter auch Deutschland, die USA und China.

Ihre These unterfüttern die Autoren mit vier grundlegenden Veränderungen der Versicherungsbranche. Diese lauten so:

  • Der Fokus wandert vom Produkt zur Customer Experience: 70 Prozent der Versicherer und Insurtechs gaben an, dass die Fokussierung auf ganzheitliche Lösungen für Kunden entscheidend für den Aufbau des Versicherungsmarktes der Zukunft ist.
  • Daten entwickeln sich zum wichtigsten Kapital: Mehr als 70 Prozent der Versicherer und Insurtechs halten wegweisende Kompetenzen im Datenmanagement für unverzichtbar.
  • Ein Übergang vom exklusiven Besitz der Assets zur Sharing Economy zeichnet sich ab: Mehr als 35 Prozent der Versicherer und Insurtechs haben bereits erkannt, dass die gemeinsame Eigentümerschaft von Unternehmenswerten unerlässlich ist.
  • Partnerschaften mit Spezialisten gehen über den traditionellen „Build or Buy“-Ansatz hinaus: 90 Prozent der Insurtechs und 70 Prozent der etablierten Konzerne gaben an, dass sie zusammenarbeiten wollen. Sowohl die Versicherer als auch Insurtechs haben ein starkes Interesse an der Kooperation mit Unternehmen anderer Branchen wie Gesundheitsdienstleistern und Akteuren aus dem Reise-, Transport- und Gastgewerbe.

Die Versicherer erkennen den Autoren zufolge zwar die Bedeutung dieser grundlegenden Veränderungen, doch es bestehe eine erhebliche Lücke zwischen den Erwartungen und der aktuellen digitalen Reife: So halten 79 Prozent der Versicherer wegweisende Kompetenzen im Datenmanagement für wichtig, aber nur 37 Prozent verfügen über eine konkrete Strategie zur Digitalen Transformation. Auch gab mehr als ein Drittel (37 Prozent) an, dass der gemeinsame Besitz von immateriellen Vermögenswerten unerlässlich ist, aber nur 11 Prozent nutzen eine offene Architektur, um mit anderen Industrieunternehmen zusammenzuarbeiten.

Und: 68 Prozent der Versicherer sagen, dass Partnerschaften entscheidend sind, aber nur 32 Prozent arbeiten mit Ökosystem-Partnern zusammen, um Services mit Mehrwert anzubieten. „Ein digital integriertes Ökosystem wird die personalisierten Echtzeit-Erlebnisse, die Kunden sich wünschen, möglich machen“, erklären die Autoren.

„Versicherer müssen über traditionelle Rolle als Kostenträger hinauswachsen“

Die digitale Integration sei unverzichtbar für die Versicherer, da ihre Kunden mehr Komfort und nahtlosen Service erwarteten. Partnerschaften würden zwar eindeutig zur Befriedigung dieser Bedürfnisse beitragen, aber bis dahin bleibe noch viel zu tun: „Weniger als 40 Prozent der etablierten Versicherer wollen eine technologische Infrastruktur aufbauen, die für eine offene Zusammenarbeit mit Insurtechs geeignet ist“, merken die Autoren kritisch an. Mehr als 60 Prozent der Insurtechs dagegen möchten mit Versicherern zusammenarbeiten, um eine solche Basis zu schaffen.

„Durch die Entwicklung des Versicherungsmarktes müssen die Versicherer über ihre traditionelle Rolle als Kostenträger ihrer Kunden hinauswachsen: Sie werden als Partner Risiken managen und verhindern – und sie werden nicht mehr nur bei Versicherungsfragen umfangreich weiterhelfen, sondern auch in damit verknüpften Belangen“, so das Fazit von Gunnar Tacke, Managing Business Analyst bei Capgemini.

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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