Das Logo von Amazon ist an einem Logistikzentrum des US-Internetkonzerns in Dortmund zu sehen. © dpa/picture alliance
  • Von Lorenz Klein
  • 13.11.2018 um 16:06
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 01:45 Min

Amazon ist ein Internetkonzern, doch das Netz ist für ihn nur Mittel zum Zweck. Aktuelles Beispiel: Der Onlineriese druckt in den USA Kataloge – genauer gesagt Spielzeugkataloge, die an den legendären Toys-R-Us-Weihnachtskatalog erinnern. Toys-R-Us ging pleite – Amazon hatte großen Anteil daran. Warum dies auch der Versicherungswirtschaft zu denken geben sollte, erfahren Sie hier.

Wenn man Dinge vergleichen möchte, die etwas weit hergeholt erscheinen, bedienen sich Autoren gerne dem Stilmittel der Parabel. Eine Parabel soll „durch die Herleitung des gemeinten Allgemeinen (Sachebene) den Leser zum Nachdenken und zu einer Erkenntnis bringen“ – so lautet die entsprechende Definition bei Wikipedia. Und weiter: Die Parabel ist eine „mit dem Gleichnis verwandte Form von Literatur, eine lehrhafte und kurze Erzählung“.

Nun, die folgende Erzählung ist ganz sicher keine Literatur, aber immerhin kurz. Ob sie auch als lehrhaft durchgeht, muss sich noch zeigen. Aber zur Sache:

Amazon druckt jetzt auch Kataloge – genau, die bücherartigen Dinger aus Papier. Das Management wolle mit dieser Maßnahme US-Kunden an sich binden, berichtet die Süddeutsche Zeitung (SZ). Und das geht in der Logik von Amazon ganz wunderbar auch offline. Denn: „Amazon definierte sich selber nie als reinen Internetkonzern“, schreibt die SZ. Das Internet sei immer nur Mittel zum Zweck gewesen.

Nun also Kataloge. Doch nicht irgendwelche. „Bei dem 70-Seiten-Werk handelt es sich um einen Spielzeugkatalog, in den Kinder vorn ihre Wunschliste für Weihnachten eintragen können – ganz im Stil des Katalogs des Anfang des Jahres in den USA pleitegegangenen Unternehmens Toys’R’Us“, heißt es.

„Das hat etwas Perfides“

Dazu muss man wissen: Der Toys’R’Us-Katalog, der traditionell in der US-Vorweihnachtszeit auf den Markt kam, war geradezu legendär. Dass Amazon nun diesen Brauch quasi übernommen hat, nachdem der Konkurrent „erledigt“ sei, habe etwas „perfides“ an sich, schreibt die SZ. Denn die Maßnahme bestätige die Ängste stationärer Händler gegenüber Amazon – und zwar:

„Dass der US-Konzern seine Stärke im Internet nur dazu nutzt, um am Ende ihr Geschäft zu übernehmen.“

Das ist der Schlüsselsatz des Beitrags. Denn auch wenn das Wort „Versicherung“ im SZ-Beitrag überhaupt nicht vorkommt und ein Maklerbüro nur sehr entfernt an einen „stationären Handel“ erinnert, so muss man doch unwillkürlich an die aufgeregten Debatten um den Einstieg Amazons in den Versicherungsmarkt denken – frei nach dem Motto: Bald seid ihr alle erledigt (womit Versicherer und Vermittler gemeint sein sollen).

Dass es tatsächlich irgendwann mal soweit kommen könnte, ist schwer zu glauben, denn persönliche Beratung lasse sich eigentlich „nicht wegdigitalisieren“, wie es Mobilversichert-Gründer Manuel Ströh jüngst in einem Interview mit Pfefferminzia ausdrückte.

Ansonsten könnte es womöglich helfen, wenn Versicherungsmanager und Vermittler ihre Wunschliste für Weihnachten in den Dauerauftragsmodus stellen – ganz oben nur ein Wunsch: „Zukunft“.

autorAutor
Lorenz

Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

kommentare

Hinterlasse eine Antwort