Ein überschwemmter Hof in Fischerdorf: Aufgrund der hohen Schäden durch Starkregen und Stürme kam es in den vergangenen Jahren zu deftigen Beitragserhöhungen in der Wohngebäudeversicherung. © Getty Images
  • Von Redaktion
  • 05.10.2016 um 12:30
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Nach Phasen mit hohen Schäden durch Starkregen, Stürme & Co. sind Beitragserhöhungen und Vertragskündigungen bei Wohngebäudeversicherern nicht unüblich, zeigen Erfahrungen aus der Vergangenheit. Wie hoch die Beitragsanpassungen in den letzten Jahren ausfielen, wie man einen stabil aufgestellten Versicherer erkennt und auf welche Punkte es bei einem möglichen Policen-Wechsel ankommt, erfahren Sie hier.

Laut vorläufiger Schätzungen des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) beliefen sich allein in der ersten Jahreshälfte 2016 die Schäden durch die Folgen schwerer Stürme und Starkregen auf rund 1,2 Milliarden Euro – davon rund eine Milliarde an Hausrat und versicherten Häusern, Gewerbe- sowie Industriebetrieben.

Aufgrund des immer wieder sehr hohen Schadenaufkommens im Bereich der Elementargefahren haben viele Versicherer bereits reagiert: In den vergangenen Jahren kam es sowohl zu Vertragskündigungen als auch zu deftigen Beitragserhöhungen.

Verdopplung der Prämien

Beispiel Ergo: Im Mai 2013 wurde bekannt, dass der Versicherer rund 120.000 Wohngebäude-Verträge kündigen will. Betroffen waren Policen, die vor 2006 abgeschlossen wurden und oft keine „adäquaten Prämien“ verlangten, so eine Ergo-Sprecherin. Die Kunden hatten die Wahl: Sie konnten sich einen neuen Versicherer suchen, oder höhere Prämien in Kauf nehmen. Im Schnitt sollte es um 14 Prozent nach oben gehen – in einigen Fällen verdoppelte sich die Prämie aber auch.

Auch bei der Sparkassen-Versicherung gingen die Preise nach oben. Rund 350.000 Kunden mussten für ihre Wohngebäudeversicherung tiefer in die Tasche greifen. Um 13,5 Prozent kletterten die Beiträge hier nach oben. Dass es noch wesentlich krasser geht, zeigt der Fall eines Mannes aus Bamberg. Er hatte sich 2001 bei der Versicherungskammer Bayern gegen Elementarschäden versichert und 79,14 Euro im Jahr bezahlt. Vor drei Jahren kam dann der Schock. Der neue Elementar-Beitrag sollte 620,56 Euro betragen – ein Plus von über 780 Prozent. Auch eine Selbstbeteiligung in Höhe von 5.000 Euro musste er nun verkraften.

Trend zur Sanierung ist noch nicht vorbei

Aber auch aus diesem Jahr gibt es entsprechende Beispiele. So beschwert sich etwa ein 69 Jahre alter Prignitzer in seiner Lokalzeitung, dass die Huk-Coburg seinen Jahresbeitrag von rund 400 auf etwa 710 Euro angehoben hat. Das Haus stehe in einem von Überschwemmungen gefährdeten Gebiet, so der Versicherer. „Dabei waren wir bisher nicht betroffen“, ärgert sich der Hausbesitzer.

Ist dieser Trend nun am Ende? Wohl eher nicht, wie eine Umfrage des Beratungsunternehmens 67rockwell Consulting unter 23 Wohngebäudeversicherern zeigt. Die befragten Unternehmen rechnen danach mit weiteren Beitragserhöhungen in der Wohngebäude- und Hausratversicherung.

Blick auf die Schaden-Kosten-Quote lohnt sich

„Die strukturellen Probleme sind in der Breite des Marktes noch nicht gelöst, 70 Prozent der befragten Versicherer weisen auch 2015 noch versicherungstechnische Verluste auf“, sagt Ralph Elfgen, Associate Partner von 67rockwell Consulting. 42 Prozent der befragten Unternehmen geben etwa an, noch hohe Altvertrags-Bestände zu haben, die sie nach und nach reduzieren wollen.

Woher weiß man aber, ob ein Versicherer einer derjenigen ist, die „versicherungstechnische Verluste“ aufweisen, wie es in der Untersuchung heißt? Hier lohnt ein Blick auf die Schaden-Kosten-Quote beziehungsweise Combined Ratio der Unternehmen. Liegt sie unter 100 Prozent ist das ein gutes Zeichen, denn dann macht der Versicherer Gewinn.

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