Anzeigentafel der Deutschen Börse in Frankfurt: Selbst mit dem schlechtesten Fonds hätte man auf lange Zeit mehr verdient als mit dem Sparbuch. © Getty Images
  • Von Redaktion
  • 23.09.2015 um 17:50
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Jedes Jahr flattert einem die Renteninformation zur gesetzlichen Rente ins Haus. Die Werte darauf sehen mitunter vielversprechend aus. Eine trügerische Wahrheit, findet Altersvorsorge-Experte Frank Breiting. Welche Fragen man stellen muss, um wirklich zu des Pudels Kern vorzudringen und wie man vorsorgen sollte, sodass man nicht 1.000 Euro monatlich beiseite legen muss, lesen Sie hier.

Ist es nicht beruhigend, wenn man jedes Jahr die Renteninformation der Deutschen Rentenversicherung Bund bekommt, die einem avisiert, wie viel Rente man in Euro im Moment des eigenen Rentenbeginns bekommt? Auch im Bekanntenkreist oder in der Verwandtschaft hört man hier immer wieder, dass sei eine gute Grundlage und „nur“ für den persönlichen Luxus müsse man privat oder betrieblich zusätzlich etwas tun.

So weit so trügerisch. Denn wenn man sich die Renteninformation einmal genauer anschaut, sieht das schon etwas anders aus. Nehmen wir mal an, der Brief, den Sie sich vornehmen, sähe einen Renteneintritt im Jahr 2037 vor. Er sähe vor, dass sie bei ununterbrochener Fortzahlung ihrer Beiträge 2.050 Euro Rente erhalten würden – und das ist ja schon ein sehr ordentlicher Betrag.

Das ist er – solange, bis man beginnt, vier einfache Fragen zu stellen.

Wie viel Steuer wird fällig? Denn künftige Rentner-Generationen müssen zunehmend Steuern auf ihre Rente zahlen. Im Fall des zukünftigen Rentners, den wir uns hier vornehmen, wären das rund 200 Euro, bleiben als 1.850 Euro.

Wie viel Krankenversicherungsbeitrag ist zu zahlen? Bei privat Versicherten ist die Spanne der möglichen Beiträge im Alter recht groß und die Leistungen sehr unterschiedlich – insbesondere, da sich die Kostenentwicklung des Gesundheitssystems schwer voraussagen lässt. Die aktuellen Beitragssätze der gesetzlichen Krankenversicherung sind in der Regel niedriger als bei einer privaten Versicherung. Wenn als Einkommen nur die staatliche Rente Grundlage des Beitrag wäre, fallen selbst mit dieser optimistischen Annahmefallen erneut etwa 200 Euro an. Es bleiben rund 1.650 Euro.

Was macht die Inflation mit dem Geld? Die Kaufkraft der verbliebenen 1.650 Euro ist in 22 Jahren geringer als heute. Bei einer angenommen Geldentwertung von 2 Prozent kann man sich in 22 Jahren für die verbliebene Rente noch Waren und Dienstleistungen im Gegenwert von 1.067 Euro kaufen. Ernüchternd, aber es wird noch drastischer.

Denn der Vergleich mit einem Hartz-IV-Empfänger zeigt eine erschreckende Wahrheit: 391 Euro Regelleistung, 600 Euro Mietzuschuss (kalt), 100 Euro Heizkosten. Macht 1.091 Euro.

Dieses irgendwo bei uns im Hinterkopf existierende „gesellschaftliche Problem“, gewinnt plötzlich eine konkrete und sehr greifbare Bedeutung und Brisanz. Die staatliche Rente wird nicht viel mehr als eine Grundsicherung leisten können – schon heute und das bei einem nicht gerade schlecht verdienenden Beispielrentner.

Alleine die Tatsache, dass es immer weniger Beitragszahler und immer mehr Leistungsbezieher gibt, erzwingt dies. Natürlich kann man darauf hoffen, dass die Renten auch weiter erhöht werden, wie dies in Ihrer Rentenmitteilung angedeutet wird, aber sich darauf zu verlassen, dass unsere wenigen Kinder und Enkel die permanente Mehrbelastung ihrer Haushaltsbudgets über die kommenden Jahrzehnte klaglos ertragen, ist ziemlich mutig.

Zuwanderung lindert das Problem zum Teil

Die Zuwanderung, die wir aktuell erleben, kann einen Teil dieses Problems lindern, allerdings kann sie es nicht beseitigen. Zumal man ja auch laufende Ausgaben wie Strom, Wasser, Versicherungen, GEZ, Reparaturen und so weiter bezahlen muss, bevor man an Dinge wie Urlaub oder Hobbys denken kann. Sollten Sie dieses kleine Experiment mit sich selbst durchgeführt haben, sind sie schon einen erheblichen Schritt weiter als der große Teil Ihrer Mitmenschen.

Oft hört man dann noch die Aussage: „Naja, ich hab ja da dieses Rentendings über die Firma.“ Manchmal existiert auch ein „privates Rentendings“. Aber auch hier ist meist die Erkenntnis, um was es sich da handelt (Rentenversicherung, Direktzusage, Pensionsfonds, altersvorsorgewirksame Leistung, Direktversicherung) eher wenig ausgeprägt und oft ist das Guthaben „nur“ ein paar zehntausend Euro.

Was auf den ersten Blick nach einer Menge Geld ausschaut muss aber möglicherweise auf 20, 30 oder mehr Jahre verteilt werden. Selbst wenn sich diese 50.000 Euro bis zur Rente noch verdoppeln, geht auch hier die Inflation ab. Aufgeteilt auf 240 oder 360 Monate bewegt man sich zwar vom Lebensstandard Grundsicherung etwas weg – aber für den Lebensabend, den wir uns alle erträumen, genügt auch das nicht wirklich.

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