Frank Schäffler vor dem Berliner Reichstag. © Pohlmeier
  • Von Oliver Lepold
  • 27.09.2019 um 11:06
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Pfefferminzia befragte FDP-Politiker Frank Schäffler zur Regulierung der Finanzanlagevermittler, zu neuen Vorschlägen, die private Altersvorsorge attraktiver für Bürger zu machen – und zu seiner Position in Sachen Provisionsdeckel.

Pfefferminzia: Die FDP hat sich jüngst für ein flexibles Renteneintrittsalter ab 60 ausgesprochen – welche Vorteile hätte dieses Konzept?

Frank Schäffler: Wir wollen, dass diejenigen, die ab 60 Jahren über Einkünfte oberhalb der Grundsicherung verfügen, ab diesem Zeitpunkt in Rente gehen können. Sie sollen unbegrenzt hinzuverdienen können. Denn die Erwerbsbiographien ändern sich. Diesem Umstand wollen wir Rechnung tragen. Manche Menschen können und wollen auch im Seniorenalter noch weiterarbeiten, andere müssen es vielleicht. Die Demographie und der Druck auf die gesetzliche Rentenversicherung werden in den nächsten Jahren massiv zunehmen. Da muss man sich zwangsläufig auch über andere Modelle unterhalten.

Glauben Sie, dass eine weitere Einschränkung der Provisionszahlungen für Vermittler wirklich hilfreich sind?

Nein, die Berechnungsgrundlage für den Provisionsdeckel, die als Grundlage für den bestehenden Gesetzentwurf gewählt wurde, ist grob fehlerhaft. Das darf einer Finanzaufsichtsbehörde nicht passieren. Man hat die Lebensversicherungsprovisionen und die Provisionen der Restschuldversicherungen im Kern zusammengefasst und nur in Richtung der Lebensversicherung interpretiert. Das führt dazu, dass die Maximalprovision bei Lebensversicherungen viel zu hoch angesetzt wurde. Die Ergebnisse des Evaluierungsberichtes sind völlig falsch. Daher müssen BMF und Bafin nun erst einmal ordentliche Datengrundlagen schaffen.

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Kann man die in der Finanzanlagenvermittlungsverordnung vorgesehene Taping-Pflicht, also der Aufzeichnungspflicht für Telefongespräche, dem Makler zumuten?

Nein. Daher bin ich auch froh, dass die nordrhein-westfälische Landesregierung im Bundesrat dieses Vorhaben nicht unterstützt hat. Generell haben wir alle nichts davon, wenn telefonisch überhaupt nicht mehr beraten werden kann. Dann legen die Menschen gar nichts mehr zurück oder agieren nur noch übers Internet. Die Reform der Finanzanlagevermittlungsverordnung ist ein großes Problem. Die Vermittler unter die Bafin-Aufsicht zu stellen, ist eines der größten Marktbereinigungsprogramme, das eine Regierung jemals aufgelegt hat. Ich rechne damit, dass die Bafin 300 neue Stellen schaffen wird. Das wird rund 40 Millionen Euro kosten, unterm Strich wird das dann auf die 37.000 Finanzanlagevermittler umgelegt. Da kommen ganz erhebliche Kosten auf den einzelnen Vermittler hinzu. Man gewinnt nichts und schafft nur mehr Bürokratie und mehr Kosten für die Beteiligten.

Wie ist Ihre Meinung zum Vorschlag einer verpflichtenden Deutschland-Rente, einem staatlich organisierten Standardprodukt der Altersvorsorge mit Opt-out-Modell?

Davon halte ich nichts. Ich glaube, dass man Menschen in die Lage versetzen muss, selbst das anzulegen, was sie für richtig halten. Und sie nicht in standardisierte Produkte zu zwingen, die sich die Politik ausgedacht hat. Denn dann werden sehr häufig sachfremde Dinge mit hineingepackt. Das war schon bei der Riester-Rente so, und das baden wir heute noch aus.

Zur Riester-Rente – abwracken oder verbessern?

Die Riester-Rente ist zu kompliziert. Eigentlich müssten Zulagen und all das, was gezahlt wird, über das Finanzamt erstattet werden. Wir schlagen vor, ein Altersvorsorgekonto zu schaffen, in dem die Rürup- und Riester-Rente vollständig aufgehen. Dort sollen die Menschen aber frei über die Anlageform entscheiden können – also ob sie nun Aktienfonds, ETFs, Mitarbeiterbeteiligungen oder Versicherungen haben möchten. Und das soll dann nachgelagert besteuert werden.

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Oliver Lepold

Oliver Lepold ist Dipl.-Wirtschaftsingenieur und freier Journalist für Themen rund um Finanzberatung und Vermögensverwaltung. Er schreibt regelmäßig für Pfefferminzia und andere Versicherungs- und Kapitalanlage-Medien.

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