Michael Heinz ist Präsident des Bundesverbands Deutscher Versicherungskaufleute (BVK). © BVK
  • Von Lorenz Klein
  • 26.02.2021 um 12:41
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Der verbale Rundumschlag des CDU-Sozialpolitikers Karl-Josef Laumann gegen die Versicherungswirtschaft und deren Rolle in der privaten Altersvorsorge stößt auf Gegenwehr. So äußerte sich der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) „irritiert“ über Laumanns Aussagen, ohne den Politiker namentlich zu nennen.

Der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) hat sich am Donnerstagnachmittag in einer Pressemitteilung gegen „unsachliche Kritik an bewährter Altersvorsorge aus der Politik“ verwahrt. Demnach zeigt sich der BVK „verwundert“ und „irritiert“ über „aktuelle Äußerungen aus der Politik“, die der Versicherungswirtschaft „in toto absprechen, die private Altersvorsorge von Millionen von Riestersparern angemessen aufzubauen“.

Der BVK reagiert damit auf die jüngsten Äußerungen des NRW-Sozialministers Karl-Josef Laumann (CDU), welche die Versicherungswirtschaft in ein schlechtes Licht rückten, ohne allerdings Laumann namentlich zu erwähnen. „Das Geld, das wir heute für Zulagen ausgeben, wäre an vielen anderen Stellen besser aufgehoben – der Versicherungsbranche will ich es nicht mehr geben“, sagte Laumann der „Süddeutschen Zeitung“ (wir berichteten). Stattdessen sprach er sich gegenüber der Zeitung für ein staatlich organisiertes Standardvorsorgeprodukt „ohne Abschlusskosten“ und staatliche Zulagen aus.

Das Niveau der Abschlusskosten, wie sie aktuell bei der Vermittlung von Versicherungsverträgen für die Altersvorsorge anfallen, kritisierte Laumann als „immens“. Hinzu böten die Produkte „hohe Verwaltungskosten, nahezu wertlose Garantien und keine Rendite“, schimpfte der 63-Jährige. Damit nicht genug, verstieg sich der CDU-Politiker zu der Aussage, dass es derzeit „einen regelrechten Dschungel an Produkten“ gebe. Und weiter: „Da ist eine Menge Mist dabei.“

„Brauchen einen halbwegs auskömmlichen Verdienst“

BVK-Präsident Michael Heinz will all das nicht unwidersprochen hinnehmen: „Uns verwundern Aussagen, die die Versicherungswirtschaft in ein schlechtes Licht rücken und stattdessen für die Schaffung eines staatlichen Standardprodukts ohne staatliche Zulagen plädieren“, wird Heinz in der Mitteilung zitiert. „Diese Sichtweise verkennt, dass auch hier vermutlich weit höhere Kosten entstehen werden, weil neue Strukturen geschaffen werden müssen. Und das würde die Rendite schmälern und zu Lasten der Vorsorgesparer gehen, die sich dann mit einer geringeren Rente begnügen müssten.“ 

Zudem verwahrte sich Heinz dagegen, dass die Kritik an den Produktgebern „uns Vermittlern durch die Hintertür wegen angeblich zu hoher Abschlusskosten angelastet werden“. Der BVK-Präsident betonte weiter: „Bekanntlich arbeiten wir als Unternehmer und ehrbare Kaufleute nicht für umsonst und brauchen einen halbwegs auskömmlichen Verdienst. Professionelle und individuelle Beratung kann es nicht kostenlos geben!“

„Nur Kopfschütteln und Befremden“

Zudem dürfe es „nicht auf Kosten der Versicherungsvermittler gehen“, dass die Versicherer der Politik „kein überzeugendes Angebot zur Reform der privaten Altersvorsorge machen konnten“, so Heinz. Dass die harschen Vorwürfe Laumanns den BVK sichtlich zu schaffen machen, zeigt sich auch daran, dass der Verband die „sozialpolitische Aufgabe von Versicherungsvermittlern“ seitens der Politik als völlig unzureichend gewürdigt erachtet. „Nur dank der Versicherungsvermittler sorgen seit nunmehr fast zwei Jahrzehnten millionenfach Riestersparer vor und werden somit im Alter nicht auf die staatliche Grundsicherung angewiesen sein. Wer also die Axt an den Berufsstand legt, legt die Axt an den Sozialstaat!“, echauffiert sich Heinz.

Daher sei die Kritik aus der Politik „eher geeignet, das Vertrauen in die private Altersvorsorge von Riester-Versicherungen nachhaltig zu erschüttern“, beklagt der BVK, „sowie Zweifel am Sinn und der Notwendigkeit zu säen, privat für das Alter vorzusorgen“. „Bei mir lösen daher diese politischen Bemerkungen nur Kopfschütteln und Befremden aus“, resümiert BVK-Präsident Heinz betroffen.

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

kommentare
Krieger
Vor 3 Jahren

Für Produkte die nichts taugen, wie Riester usw. ist jedes Honorar bzw. Abschluss Prämie nicht gerechtfertigt. Die Versicherungsgesellschaft hat es versäumt positive Produkte für den Kunden zu schaffen, sie hat sich zusehr auf das Abzocken der Arbeitnehmer als Versicherer verlassen. Von der Politik bestärkt, ist dieses Vorgehen sträflich.

chrised@gmx.net
Vor 3 Jahren

dieser Bericht zeigt wieder, wie irrational die Verantwortlichen der Versicherungen und der Politik arbeitet. Die Medien lernen ebenfalls nicht dazu. Der Versicherte ist und bleibt die „Melkkuh“ der Nation.
Seit 2004 ist die Betriebliche Altersvorsorge zum Krüppel umgestaltet worden, das ist aber den Versicherungsgesellschaften und den Politikern „Wurst“… sie knüppeln weiter.
Eine Neuausrichtung der Renten und Pensionsgestaltung ist längst überfällig. Die junge Generation der Abgeordneten muss endlich den Druck erhöhen.
Wir liegen meilenweit zurück, da die derzeitige Koalition keinerlei Interesse zeigt, Neues in Angriff zu nehmen.
Nein, man verliert sich in dem alten Wirrwarr der unendlichen Reformgeschichte der Rente, Riester und sonstigen Verlustgeschäften für die Bürger. Die Verstrickung ist so enorm, dass keiner einen Durchblick hat. Das Stückwerk ist ein Fass ohne Boden. Nun will man erneut der Versicherungsbranche mit „Ersatz-Riester Modellen“ den Rachen füllen, auf Kosten der Bürger.
Rentenreform nach Schweden-Art, oder das System Österreich, oder….
Jetzt preschen einzelne Abgeordnete vor mit einer „gesetzlichen Aktienrente“, die sich am erfolgreichen Modell der Schweden orientiert, wo der staatlich organisierte AP7 jährlich Rendite von sieben bis neun Prozent generiert.

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Krieger
Vor 3 Jahren

Für Produkte die nichts taugen, wie Riester usw. ist jedes Honorar bzw. Abschluss Prämie nicht gerechtfertigt. Die Versicherungsgesellschaft hat es versäumt positive Produkte für den Kunden zu schaffen, sie hat sich zusehr auf das Abzocken der Arbeitnehmer als Versicherer verlassen. Von der Politik bestärkt, ist dieses Vorgehen sträflich.

chrised@gmx.net
Vor 3 Jahren

dieser Bericht zeigt wieder, wie irrational die Verantwortlichen der Versicherungen und der Politik arbeitet. Die Medien lernen ebenfalls nicht dazu. Der Versicherte ist und bleibt die „Melkkuh“ der Nation.
Seit 2004 ist die Betriebliche Altersvorsorge zum Krüppel umgestaltet worden, das ist aber den Versicherungsgesellschaften und den Politikern „Wurst“… sie knüppeln weiter.
Eine Neuausrichtung der Renten und Pensionsgestaltung ist längst überfällig. Die junge Generation der Abgeordneten muss endlich den Druck erhöhen.
Wir liegen meilenweit zurück, da die derzeitige Koalition keinerlei Interesse zeigt, Neues in Angriff zu nehmen.
Nein, man verliert sich in dem alten Wirrwarr der unendlichen Reformgeschichte der Rente, Riester und sonstigen Verlustgeschäften für die Bürger. Die Verstrickung ist so enorm, dass keiner einen Durchblick hat. Das Stückwerk ist ein Fass ohne Boden. Nun will man erneut der Versicherungsbranche mit „Ersatz-Riester Modellen“ den Rachen füllen, auf Kosten der Bürger.
Rentenreform nach Schweden-Art, oder das System Österreich, oder….
Jetzt preschen einzelne Abgeordnete vor mit einer „gesetzlichen Aktienrente“, die sich am erfolgreichen Modell der Schweden orientiert, wo der staatlich organisierte AP7 jährlich Rendite von sieben bis neun Prozent generiert.

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