Berufstätige vor der Tower Bridge in London: In Großbritannien gibt es eine verpflichtende Betriebsrente bereits seit 2012. © dpa/picture alliance
  • Von Oliver Lepold
  • 06.09.2017 um 08:10
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 02:50 Min

Die sogenannte Nahles-Rente soll die betriebliche Altersvorsorge (bAV) flächendeckend in Deutschland verbreiten. In Großbritannien ist bereits eine weitgehend verpflichtende bAV erfolgreich umgesetzt. Was können wir daraus lernen?

Großbritannien im Jahr 2010, die Situation ist ernst: Die Inflation frisst an den staatlichen Renten, und Prognosen sagen voraus, dass die Bevölkerung über 65 Jahren um 60 Prozent in den nächsten zwei Dekaden zunehmen wird. Dem steht jeder zweite Bürger ohne Altersvorsorge und ein generelles Misstrauen langfristigen Sparformen gegenüber.

Was also tun?

In Großbritannien beruht die Altersversorgung wie in Deutschland auf drei Säulen und auch dort ist die Regierung auf die Idee gekommen, die zweite Säule gesetzlich zu stärken. Bereits vor fünf Jahren wurde daher auf der Insel eine verpflichtende betriebliche Altersvorsorge für Arbeitnehmer beschlossen.

Das sogenannte „auto-enrolement“ unterscheidet sich deutlich vom komplizierten Tarifpartnermodell der Nahles-Rente und besticht durch ein einfaches und konsequentes Konzept. „Es wurde schrittweise eingeführt, erst für große Unternehmen mit über 500 Mitarbeitern, dann für mittlere und seit 2016 auch für kleine Betriebe mit weniger als 50 Angestellten“, sagt Graeme Bell, Senior Propositon Manager von Standard Life UK.

80 Prozent aller Angestellten sind betroffen:

„Wer über 22 Jahre alt ist, in Großbritannien arbeitet und mehr als 10.000 Pfund (umgerechnet rund 10.920 Euro) pro Jahr verdient, nimmt automatisch am Programm teil, es sei denn er widerspricht mit der Opt-out-Option“, erläutert Bell.

Nur 12 Prozent ziehen Opt-out-Option

Man hat erwartet, dass jeder dritte Betroffene ablehnt, auf einen kleinen Teil seines Einkommens zugunsten seiner Altersvorsorge zu verzichten. „Da die geforderten Beiträge am Anfang sehr gering waren, haben aber bisher nur 12 Prozent der Angestellten diese Opt-out-Möglichkeit gezogen, das „auto-enrolment“ gilt daher als großer Erfolg“, so Bell weiter.

autorAutor
Oliver

Oliver Lepold

Oliver Lepold ist Dipl.-Wirtschaftsingenieur und freier Journalist für Themen rund um Finanzberatung und Vermögensverwaltung. Er schreibt regelmäßig für Pfefferminzia und andere Versicherungs- und Kapitalanlage-Medien.

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

kommentare

Hinterlasse eine Antwort