Kyle Nakatsuji (links) und Derek Brigham gründeten das Insurtech Clearcover: Einziger Deal über mehr als 100 Millionen Dollar im 4. Quartal 2022 © Clearcover
  • Von Andreas Harms
  • 06.02.2023 um 11:58
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Gestiegene Zinsen und knausernde Zentralbanken sorgen dafür, dass bei Investoren das Geld weit weniger locker sitzt als bisher. Ein Bericht zeigt nun, wie stark sich das bei Insurtech-Unternehmen bemerkbar macht. Und welche drei aus Deutschland noch Geld einwerben konnten.

Die Investitionsbeträge in digitale Versicherer, sogenannte Insurtechs, sind im vierten Quartal 2022 kräftig eingebrochen. Lediglich 1,01 Milliarden US-Dollar fanden ihren Weg in die aufstrebende Branche, im Vorquartal waren es noch 2,35 Milliarden Dollar. Das entspricht einem Rückgang um 57 Prozent. So eine schwache Phase gab es zuletzt im ersten Quartal 2020 (damals 912 Millionen Dollar), als Finanzmärkte und Wirtschaft wegen der Corona-Pandemie einbrachen. Das seitdem stärkste Quartal war indes das vierte im Jahr 2021 mit satten 5,30 Milliarden Dollar, also dem fünffachen Wert von Ende 2022.

Das berichtet der Rückversicherungs-Broker und -Berater Gallagher Re im Rahmen seines „Global Insurtech Report“. Darin deuten auch die Zahlen fürs Gesamtjahr auf harte Zeiten für Insurtech-Unternehmen hin. Denn 2022 steckten Investoren insgesamt 7,98 Milliarden Dollar in die Tech-Versicherer. Das ist fast die Hälfte des Vorjahres (15,80 Milliarden Dollar).

Ein weiterer Indikator dafür, wie knapp das Geld gerade wird: Im vierten Quartal 2022 verzeichnete Gallagher Re nur einen einzigen sogenannten Mega-Round-Deal. Unter so einer Megarunde versteht man einen Zufluss von 100 Millionen Dollar oder mehr. Und das erreichte nur der digitale Auto-Versicherer Clearcover aus Chicago mit einer Finanzspritze von 153 Millionen Dollar. Die stellte übrigens der kanadische Pensionsfonds Omers bereit.

Aus Deutschland konnten drei Insurtechs im vierten Quartal 2022 noch Geld einsammeln:

  • Omni:us aus Berlin erhielt von einer größeren Zahl Investoren (unter anderem die Württembergische Versicherung) insgesamt 49,8 Millionen Dollar. Das 2015 gegründete Unternehmen bietet Dienstleistungen, damit Schadensmeldungen automatisch ablaufen können.
  • Onpier aus München bekam von der LVM Versicherung einen im Bericht nicht genannten Betrag. Das 2021 gegründete Unternehmen betreibt eine Plattform für versicherungsfremde Dienstleistungen, mit denen Versicherer ihr Image verbessern können. Das soll ihre Kunden stärker an sie binden.
  • Taktile aus Berlin sammelte 24,7 Millionen Dollar von mehreren Investoren ein. Das 2020 gegründete Unternehmen verarbeitet Daten aus Unternehmen und von Kunden. Es bietet Dienstleistungen für Verbraucher- und Unternehmenskredite und fürs Underwriting von Versicherern.
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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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