Wachsende Konkurrenz für Youtube und Co.: Das chine­sische Kurz­video­portal TikTok hat bei Jugendlichen rasant aufgeholt. © Postbank Jugend-Digitalstudie 2022
  • Von Lorenz Klein
  • 29.08.2022 um 12:56
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Youtube, Whats­App und Instagram – so lauten die meistgenutzten Social-Media-Plattformen unter Jugendlichen. Doch TikTok macht den etablierten US-Anbietern zunehmend Konkurrenz. Facebook, das vor allem bei Versicherungsvermittlern beliebt ist, hat bei den 16- bis 18-Jährigen hingegen völlig den Anschluss verloren. Das zeigt eine aktuelle Studie der Postbank.

„TikTok – muss ich da jetzt etwa auch noch mitmachen?“, hieß es kürzlich in einem Beitrag, der auf Pfefferminzia erschienen ist. Nun, zumindest könnten Versicherungsmakler, die sich gerade erst mühsam mit Facebook angefreundet haben, bald dazu gezwungen sein, neu zu denken – jedenfalls, wenn sie junge Menschen in den sozialen Medien auf sich aufmerksam machen möchten.     

Denn: Facebook, einstiger Gigant der Social-Media-Branche hat bei Jugendlichen komplett den Anschluss verloren. Zu diesem Fazit kommt die „Postbank Jugend-Digitalstudie 2022“. Dafür ließ das Kreditinstitut 1.000 Jugendliche im Alter zwischen 16 und 18 Jahren repräsentativ befragen.

Demnach steht Facebook nur auf Platz 10 der meistgenutzten Netzwerke und nur wenige Prozentpunkte vor Telegram – Tendenz fallend: Nur noch 15 Prozent der Jugendlichen, nach zuvor 17 Prozent, erklärten, dass sie auf Facebook unterwegs sind. Zudem nutzen „die wenigen Verbliebenen“ die Plattform immer weniger dazu, anderen einen Einblick in ihr Leben zu gewähren. Der Anteil der Nutzerinnen und Nutzer, die dort persönliche Informationen preisgeben sank laut Postbank von 47 auf 38 Prozent.

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Ein wesentlicher Grund hierfür ist offenbar, dass Jugendliche den Informationen misstrauten, die sie über Facebook erhalten: Nur sechs Prozent der Befragten halten die Plattform für eine seriöse Nachrichtenquelle, wie die Studienautoren mitteilten.

Die Online­-Präsenzen etablierter Medienmarken hingegen genießen das Vertrauen von 43 Prozent der Jugendlichen. Bei TV-Kanälen sind es immerhin 36 Prozent. Der vertrauenswürdigste Online-Kanal ist mit 28 Prozent Youtube – der Videoplattform glauben die Jugendlichen somit „sogar eher als ihren Lehrerinnen und Lehrern“, wie die Autoren unter Verweis auf den geradezu niederschmetternden Glaubwürdigkeitsgrad der Lehrkräfte von 23 Prozent anmerken.

TikTok treibt US-Konkurrenz vor sich her

Doch auch Youtube kann sich dem eigenen Erfolg nicht dauerhaft sicher sein – genauso wenig, wie die übrigen angestammten Social-Media-Platzhirsche aus den USA: Zwar sind Youtube, Whats­App und Instagram nach wie vor die meistgenutzten Plattformen unter Jugendlichen – mehr als drei Viertel der 16- bis 18-Jährigen verwenden sie. Das chinesische Kurzvideoportal TikTok schließe jedoch „rasant auf“, wie die Autoren zu berichten wissen: Mittlerweile betrachten 63 Prozent der jungen Befragten dort Clips oder erschaffen sogar selbst Inhalte (siehe Grafik). Bei Mädchen ist der umstrittene Dienst dabei mit 70 Prozent erheblich populärer als bei Jungen (56 Prozent). „TikTok ist somit der klare Aufsteiger der Pandemiejahre“, konstatieren die Autoren. So nutzten Anfang 2020 nur ein Viertel der Jugendlichen die Plattform.

Allerdings: Nach einem rasanten Sprung im Vorjahr hat sich TikToks Wachstumsgeschwindigkeit wieder normalisiert – von 2020 bis 2021 schoss die Nutzerzahl noch von 27 auf 58 Prozent aller Jugendlichen in die Höhe. Von 2021 bis zur aktuellen Befragung gewann sie dann nur noch fünf Prozentpunkte hinzu – was aber immerhin zwei Prozentpünktchen mehr sind als Youtube vorweisen kann. Instagram stagnierte hingegen und WhatsApp verlor sogar.

Wachstumsgewinner aus der zweiten Reihe

Und so lauten die aktuellen Wachstumsgewinner: Discord konnte sich um sechs Prozentpunkte von 29 auf 35 Prozent steigern. Auch das bei Erwachsenen längst etablierte Netzwerk Twitter gewinnt für Jugendliche an Attraktivität – es legt ebenfalls um sechs Punkte von 17 auf 23 Prozent zu. Pinterest stieg von 23 auf 28 Prozent, hat also gut ein Fünftel mehr Nutzer als noch im Jahr davor.

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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