Wachsendes Finanzpolster: Nur noch drei statt bisher neun Lebensversicherer erreichten ohne Übergangsmaßnahmen eine Bedeckungsquote von 100 Prozent nicht, wie der Map-Report meldet. © picture alliance / Zoonar | JIRI HERA
  • Von Lorenz Klein
  • 24.05.2023 um 15:29
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Die Eigenkapitalausstattung der Lebensversicherer hat sich verbessert und auch die privaten Krankenversicherer hinterließen einen soliden Eindruck. Zu diesem positiven Fazit kommt der aktuelle Map-Report auf Basis der aktuellen SFCR-Berichte. Allerdings gibt den Analysten eine „außergewöhnlich hohe Unsicherheit“ im Markt zu denken.

Die deutschen Versicherer haben Anfang April ihre aktuellen SFCR-Berichte vorgelegt. Und was die Autoren des Map-Reports darin vorfanden, stimmt sie grundsätzlich positiv. So ergab die Analyse der Solvabilitätsquoten nach dem Solvency-II-Regime, dass nur noch drei statt bislang neun Anbieter eine Bedeckungsquote von 100 Prozent (ohne Übergangsmaßnahmen) verfehlten.

In der Neuauflage der Map-Report-Analyse haben die Autoren die Entwicklung der Eigenmittelquoten über die vergangenen zehn Jahre grafisch dargestellt (siehe unten). Dadurch können beispielsweise Vermittler besser nachvollziehen, wie jedes Unternehmen im Verhältnis zu den Mitbewerbern bedeckt ist, um daraus mögliche Empfehlungen abzuleiten.

Solvenzquoten der Lebensversicherer auf breiter Front gestiegen

Die aufsichtsrechtlich relevante SCR-Quote der LV-Branche für das Geschäftsjahr 2022 beläuft sich laut Map-Report auf 711,2 Prozent. Gemeint sind damit die anrechenbaren Eigenmittel der Branche im Verhältnis zum SCR der Branche (inklusive Übergangsmaßnahmen). Im Vergleich zum Jahresende 2021 (516,6 Prozent) sei die Kennzahl damit um rund 195 Prozentpunkte gestiegen.

Maßgeblich für diese positive Entwicklung sei das gegenüber 2021 noch einmal deutlich gestiegene Zinsniveau, wie die Map-Reporter erläutern. Dies habe zu deutlich reduzierten Solvenzkapitalanforderungen geführt. Wichtig: In diesem Durchschnittswert nicht enthalten sind Lebensversicherer, die auf Übergangsmaßnahmen verzichten.

„Die Spannweite zwischen den einzelnen Anbietern ist dabei noch immer sehr breit“, teilen die Studienautoren weiter mit. So notierten zehn Gesellschaften über dem Zehnfachen der geforderten Bedeckung. Den höchsten Wert verzeichnete danach die Signal Iduna mit einer Quote von 1.441,5 Prozent, gefolgt von R+V a.G. (1.416,0), Condor (1.408,8), SV SparkassenVersicherung (1.310,3), Provinzial Rheinland (1.210,7), Münchener Verein (1.183,9), VPV (1.150,2), DEVK Eisenbahn (1.128,2), LVM (1.046,8) und Debeka (1.013,2).

 

Die niedrigsten Quoten unter Berücksichtigung sämtlicher Übergangsmaßnahmen veröffentlichten Gothaer (326,4 Prozent), Öffentliche Oldenburg (342,1) und Mylife (348,8). „Im vergangenen Jahr lagen die geringsten Bedeckungsquoten noch deutlich unter 300 Prozent“, wissen die Experten hier zu ergänzen.

„Wie schon in den Vorjahren haben die Übergangshilfen den Solvenzquoten der Lebensversicherer deutlichen Auftrieb gegeben“, stellen die Autoren weiter fest. Dies sei maßgeblich beeinflusst durch die Wirkung der Übergangsmaßnahme bei den versicherungstechnischen Rückstellungen. Vielfach betrage der Unterschied zwischen der Basisquote – sprich: ohne Volatilitätsanpassung (VA) und/oder Übergangsmaßnahmen (ÜM) – und dem aufsichtsrechtlichen Nachweis mehr als 300 Prozentpunkte. Nicht selten liege die Differenz sogar bei weit über 500 bis hin zu knapp 1.300 Prozentpunkten. Marktdurchschnittlich lag die Abweichung laut dem aktuellen Report bei 394,0 Prozentpunkten.

Drei Lebensversicherer unterliefen zum Jahresende 2022 die Bedeckungsquote ohne Hilfs- und Übergangsmaßnahmen von 100 Prozent. Immerhin: Ende 2021 waren es noch neun Gesellschaften, deren Bedeckung unter 100 Prozent lag. Bei der erstmaligen Berichterstattung nach Solvency II zu Ende 2016 waren es noch 21 Gesellschaften, denen es nicht gelang, eine SCR-Bedeckung von 100 Prozent zu erzielen. „Doch genau für diese Situation wurden die Hilfsmaßnahmen erarbeitet, um den Gesellschaften den Übergang vom alten ins neue Aufsichtsregime zu erleichtern“, wie die Autoren betonen.

Seite 2: PKV solide, Leben-Neugeschäft angeschlagen

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Lorenz

Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

kommentare
M. Leitz
Vor 11 Monaten

Der Titel ist irreführend, da die Lebensversicherer höhere Eigenmittel haben und sicherlich nicht das Eigenkapital gestärkt wurde. Die höheren Eigenmittel sind auf den Zinsanstieg zurückzuführen, welcher über die “barwertigen” Bewertungsmodelle den Zeitwert der Verpflichtungen verringert hat.

    Lorenz
    Vor 11 Monaten

    Lieber Herr Leitz,

    ich stimme Ihnen zu, dass Sie den Zins-Mechanismus, der die Eigenmittel nach oben treibt, richtig beschrieben haben. Nur geht aus den SFCR-Berichten der Lebensversicherer, auf die sich Franke und Bornberg bezieht, eben auch hervor, dass die Gesellschaften ihr Eigenkapital durchaus gestärkt haben, Beispiel LV 1871, Seite 75: https://www.lv1871.de/lv/wp-content/uploads/2023/04/SFCR_LV1871_2022.pdf

    Zitat: “Das HGB-Eigenkapital der LV 1871 beträgt zum 31.12.2022 145,000 Mio. Euro
    (2021: 139,000 Mio. Euro). Die Eigenmittel unter Solvency II betragen 906,310 Mio. Euro (2021: 920,533 Mio. Euro).
    Diese setzen sich zusammen aus dem HGB-Eigenkapita
    l sowie dem Überschussfonds in
    Höhe von 298,510 Mio. Euro (2021: 326,933 Mio. Euro), der Reconciliation Reserve in Höhe
    von 407,596 Mio. Euro (2021: 389,066 Mio. Euro) sowie nachrangigen Verbindlichkeiten in
    Höhe von 55,204 Mio. Euro (2021: 65,535 Mio. Euro).”

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M. Leitz
Vor 11 Monaten

Der Titel ist irreführend, da die Lebensversicherer höhere Eigenmittel haben und sicherlich nicht das Eigenkapital gestärkt wurde. Die höheren Eigenmittel sind auf den Zinsanstieg zurückzuführen, welcher über die “barwertigen” Bewertungsmodelle den Zeitwert der Verpflichtungen verringert hat.

    Lorenz
    Vor 11 Monaten

    Lieber Herr Leitz,

    ich stimme Ihnen zu, dass Sie den Zins-Mechanismus, der die Eigenmittel nach oben treibt, richtig beschrieben haben. Nur geht aus den SFCR-Berichten der Lebensversicherer, auf die sich Franke und Bornberg bezieht, eben auch hervor, dass die Gesellschaften ihr Eigenkapital durchaus gestärkt haben, Beispiel LV 1871, Seite 75: https://www.lv1871.de/lv/wp-content/uploads/2023/04/SFCR_LV1871_2022.pdf

    Zitat: “Das HGB-Eigenkapital der LV 1871 beträgt zum 31.12.2022 145,000 Mio. Euro
    (2021: 139,000 Mio. Euro). Die Eigenmittel unter Solvency II betragen 906,310 Mio. Euro (2021: 920,533 Mio. Euro).
    Diese setzen sich zusammen aus dem HGB-Eigenkapita
    l sowie dem Überschussfonds in
    Höhe von 298,510 Mio. Euro (2021: 326,933 Mio. Euro), der Reconciliation Reserve in Höhe
    von 407,596 Mio. Euro (2021: 389,066 Mio. Euro) sowie nachrangigen Verbindlichkeiten in
    Höhe von 55,204 Mio. Euro (2021: 65,535 Mio. Euro).”

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