Garantie ist nicht alles: Zwei Rentnerpaare gehen gemeinsam einkaufen. © picture alliance / Fotostand | Fotostand / Dostmann
  • Von Juliana Demski
  • 15.03.2021 um 17:06
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Das Institut für Finanz- und Aktuarwissenschaften (Ifa) hat die Auswirkungen von Garantien im Rahmen der betrieblichen Altersversorgung (bAV) und der Riester-Rente untersucht. Zentrales Ergebnis: Wegen der anhaltenden Niedrigzinsen seien die hohen Garantieanforderungen derzeit „sehr kritisch zu sehen“. Hier kommen die Details.

In einer aktuellen Studie des Instituts für Finanz- und Aktuarwissenschaften (Ifa) in Zusammenarbeit mit der Investmentgesellschaft Union Investment kommen Garantien in der betrieblichen Altersversorgung (bAV) und der Riester-Rente gar nicht gut weg. „Insgesamt zeigen unsere Analysen sehr deutlich, dass die hohe Garantieerfordernis bei Riesterprodukten und in der betrieblichen Altersversorgung im aktuellen Zinsumfeld sehr kritisch zu sehen ist“, heißt es im Studienpapier.

Und weiter: „Bei einer Diskussion zukünftiger Anforderungen bei staatlich geförderten Produkten sollte daher unbedingt berücksichtigt werden, dass ein moderates Absenken der Garantieerfordernis beim aktuellen Zinsniveau besonders viel Renditepotenzial bewirkt und das inflationsbereinigte Risiko – wenn überhaupt – nur in geringem Umfang erhöht.“ Im Klartext: Unterm Strich fahren Altersvorsorge-Sparer ohne teure Garantien auf lange Sicht besser, so die grob vereinfachte Sichtweise der Ifa-Wissenschaftler.

Damit nicht genug fordern die Studienautoren einen grundsätzlich anderen Blick auf die private Vorsorge: „Auch bei nicht staatlich geförderter Altersvorsorge ist eine höhere Akzeptanz von Produkten mit geringeren Garantien erstrebenswert“, schreiben die Studienautoren.

Zum Ablauf der Studie:

Insgesamt seien für die Untersuchung „drei marktübliche Altersvorsorgeprodukte in einem Kapitalmarktmodell mit stochastischer Entwicklung von Aktien, Zinsen und Inflation“ beobachtet worden. Die Erkenntnis daraus sei gewesen, dass im aktuellen Zinsumfeld der „Preis“ einer Garantie (also die Reduktion der Chance) real ähnlich hoch sei wie nominal. Der „Nutzen“ der Garantie (also die resultierende Risikoreduktion) falle hingegen real deutlich geringer aus als nominal. Bei einer nominalen Betrachtung werde daher das Risiko, das aus einer Absenkung von Garantien resultiere, überschätzt. „Insbesondere können im aktuellen Zinsumfeld Produkte mit abgesenkter Garantie auch für sicherheitsorientierte Verbraucher bedarfsgerecht sein“, so die Studienautoren.

Insgesamt sei für die Studie vor allem ein „grundlegender Zusammenhang“ von zentraler Bedeutung gewesen – nämlich, dass „die Gesamtrendite von Aktien über einen langen Zeitraum“ eine „positive Korrelation mit der Inflation über denselben Zeitraum“ aufweist.

Bei der Wirkung von Garantien (in Euro) auf das Risiko in Bezug auf die Kaufkraft der Leistung gebe es daher zwei gegenläufige Effekte: „Hohe Garantien reduzieren das Risiko, das aus Schwankungen der Aktienmärkte resultiert, erhöhen aber im Gegenzug das Risiko, das aus der Inflation resultiert.“ Eine nominale Betrachtung berücksichtige indes nur den ersten, ignoriere aber den zweiten Effekt. Die risikoreduzierende Wirkung von Garantien falle jedoch real (also inflationsbereinigt) und damit geringer aus als bei einer nominalen Betrachtung. „Sicherheit und Garantie ist daher nicht dasselbe“, betonen die Ifa-Experten.

Abgesenkte Garantie auch für sicherheitsorientierte Verbraucher geeignet

Das bedeute wiederum auch, dass im aktuellen Zinsumfeld Produkte mit abgesenkter Garantie „auch für sicherheitsorientierte Verbraucher bedarfsgerecht“ seien. Denn betrachte man „die für den Verbraucher relevanten Chancen und Risiken in Bezug auf die Kaufkraft der Leistung“, so führe „eine Absenkung von Garantien zu einer starken Erhöhung von Chancen bei relativ geringer (in manchen Fällen sogar gar keiner) Zunahme des Risikos“, heißt es in der Studie weiter.

>>> Hier geht es zum vollständigen Studienpapier.

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Juliana Demski

Juliana Demski gehörte dem Pfeffi-Team seit 2016 an. Sie war Redakteurin und Social-Media-Managerin bei Pfefferminzia. Das Unternehmen hat sie im Januar 2024 verlassen.

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