Eine Frau hält einen Baumsetzling in den Händen: Nachhaltige Fonds sind hierzulande beliebt. © picture alliance / NurPhoto | Creative Touch Imaging Ltd
  • Von Juliana Demski
  • 20.08.2021 um 17:04
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Die deutschen Anleger haben bereits einiges an Geld in nachhaltige Fondsanlagen gesteckt. Das zeigt eine Untersuchung des Deutschen Fondsverbands BVI. Insgesamt sind es rund 360 Milliarden Euro – und damit etwa 4.500 Euro pro Kopf.

Zur Jahresmitte 2021 verwalteten nachhaltige Fonds dem Deutschen Fondsverband BVI zufolge 361 Milliarden Euro. Rein rechnerisch hält jeder Deutsche damit im Schnitt knapp 4.500 Euro in Nachhaltigkeitsfonds – entweder direkt oder indirekt, zum Beispiel über Lebensversicherungen oder die betriebliche Altersversorgung (bAV).

Innerhalb der vergangenen drei Monate ist das Vermögen zudem um 8 Prozent gestiegen. Der Zuwachs stammte überwiegend von Publikumsfonds – auf sie entfallen laut dem BVI mit 251 Milliarden Euro inzwischen fast 70 Prozent des Gesamtvolumens. Spezialfonds kommen auf 110 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Ende 2019 lagen beide Gruppen noch gleichauf.

Als nachhaltig gelten seit dem Berichtsmonat März die von den BVI-Mitgliedern als Artikel-8-Fonds (Fonds mit Nachhaltigkeitsstrategie) und Artikel-9- Fonds (Fonds, die zu Nachhaltigkeitszielen beitragen) klassifizierten Produkte gemäß der am 10. März in Kraft getretenen EU-Offenlegungsverordnung (wir berichteten). Da einige Fondsgesellschaften ihre Datenlieferung an den BVI erst nach und nach an die neuen Regeln angepasst haben, enthält der Wert für das zweite Quartal Nachmeldungen von rund 80 Milliarden Euro. Aktuell lägen für etwa 85 Prozent des Gesamtmarktes Informationen zum Nachhaltigkeitsstatus der Fonds vor, schreibt der BVI.

„Große Bedeutung nachhaltiger Produkte“ für das Neugeschäft

Das Neugeschäft war laut dem Verband erneut von Zuflüssen geprägt. Anleger investierten im zweiten Quartal 10,2 Milliarden Euro netto in nachhaltige Fonds. Davon entfielen 9,3 Milliarden Euro auf offene Publikumsfonds. Mit einem Netto-Mittelaufkommen im ersten Halbjahr dieses Jahres von 22,2 Milliarden Euro übertreffen sie bereits den Wert für das Gesamtjahr 2020 (20,6 Milliarden Euro). „Die große Bedeutung nachhaltiger Produkte für die Anleger zeigt auch der Anteil am Neugeschäft aller Publikumsfonds“, so die BVI-Experten. Dieser habe sich in den vergangenen Quartalen zwischen 30 und 45 Prozent eingependelt – und habe zuletzt bei einem Drittel gelegen.

Nachhaltige Spezialfonds hingegen verzeichneten – wie in den Vorquartalen – nur vergleichsweise geringe Zuflüsse. „Die auf der Offenlegungsverordnung beruhenden Werte unterschätzen vermutlich aber die Verbreitung des Nachhaltigkeitsgedankens bei diesen Fonds für institutionelle Investoren deutlich“, kommentiert der Fondsverband die Entwicklung. Und da Anlagestrategien „ohnehin oft individuell ausgestaltet“ würden, gebe es „kaum einen Anreiz für die Fondsgesellschaften, Spezialfonds formal als Nachhaltigkeitsfonds gemäß Artikel 8 oder 9 zu klassifizieren“.

Ein weiteres Ergebnis der BVI-Untersuchung:  

Auch Fonds, die nicht als nachhaltig klassifiziert sind, berücksichtigen oft ökologische und soziale Kriterien sowie Fragen der guten Unternehmensführung („ESG“). Bei 70 Prozent des Gesamtvermögens von Publikums- und Spezialfonds, für das die täglichen Anlage-Entscheidungen in Deutschland getroffen werden, gelten Nachhaltigkeitsstrategien auf der Ebene der Fondsgesellschaft. Das können zum Beispiel der Ausschluss von Investitionen in Wertpapiere einzelner Emittenten oder die systematische Analyse von ESG-Risiken sein.

Die Voraussetzung sei allerdings, dass die Fondsgesellschaften diese Regeln in einer Nachhaltigkeitsstrategie veröffentlicht haben, ergänzt der BVI. Bei der Stimmrechtsausübung für die von Fonds gehaltenen Aktien sei zudem die Berücksichtigung von nachhaltigen Kriterien Standard in der Branche. Bei fast allen Fondshäusern seien sie in die Entscheidungsfindung mit eingeflossen.

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Juliana Demski

Juliana Demski gehörte dem Pfeffi-Team seit 2016 an. Sie war Redakteurin und Social-Media-Managerin bei Pfefferminzia. Das Unternehmen hat sie im Januar 2024 verlassen.

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