Der Schauspieler Nick Wilder mimte lange Jahre den Versicherungsvertreter Günter Kaiser. © dpa/picture alliance
  • Von Redaktion
  • 25.04.2016 um 09:31
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Insurtechs mischen die Versicherungsbranche hierzulande auf. „Es herrscht Goldgräberstimmung“, schreibt Redakteur Maik Klotz auf dem Portal T3N. Statt die neuen Anbieter ernst zu nehmen, würde die Branche aber nur wild um sich treten, kritisiert er.

Einen durchaus amüsanten Nachruf auf den allseits bekannten Versicherungsvertreter Günter Kaiser, hat Maik Klotz, Redakteur der Portals T3N, verfasst: „Fast 40 Jahre lang begrüßten wir unseren Lieblings-Versicherungsvertreter mit ‚Hallo Herr Kaiser‘. Der stets freundliche und hilfsbereite Günter Kaiser war der Versicherungsvertreter der Herzen und immer für uns da.“ Fast jeder habe ihn gekannt, genauer 86 Prozent der Deutschen. Dann schickte ihn die Ergo 2009 in Rente. #

„Untätig war Herr Kaiser auch als Pensionär nicht und entwarf Versicherungs-Maskottchen wie zum Beispiel Marten den Mader der Allsecur oder Pferdi der LVM“, schreibt Klotz weiter. Das erste Mal mit Insurtechs soll Kaiser bei der Suche nach einer Kleinstversicherung für sein Fahrrad in Kontakt gekommen sein. „Diese Begegnung sollte eine tiefe Lebenskrise auslösen, von der er sich nicht mehr erholen sollte. Nur wenige Monate später starb Herr Kaiser im Kreise seiner Versicherungsvertreter. Er hinterlässt eine Unfallversicherung und zwei Fahrzeug-Insassenversicherungen.“

Hintergrund dieses Nachrufes ist der tatsächliche Angriff von Insurtechs auf die alt eingesessenen der Versicherungsbranche. Aktuell gebe es knapp 20 Insurtechs. „Es herrscht Goldgräberstimmung“, so Klotz. „Alleine 2015 wurde in der Versicherungsbranche ein Umsatz von rund 1,4 Milliarden Euro erwirtschaftet. Es ist also kein Wunder, dass die Startup-Szene den Bereich gerade für sich entdeckt.“

„Erschreckend wenig Mehrwert“

Ein großer Teil der neuen Insurtech-Unternehmen seien dabei aber nichts anderes als klassische Versicherungsmakler. Die Kunden legen ihre vorhandenen Versicherungsverträge in einer App ab und bekommen im Gegenzug eine Übersicht über ihre bestehenden Versicherungen. Klotz: „Die meisten Lösungen bieten dabei erschreckend wenig Mehrwert, die Verträge werden gebündelt dargestellt, mehr nicht. Einmal abgeschlossen, ändert sich bei einer Versicherung nichts und von einer Alltagsrelevanz kann keine Rede sein.“

Trotzdem reagiert die Branche heftig. Helge Lach, Vorstand der Deutschen Vermögensberatung (DVAG), warf in einem Blogbeitrag den neuen Konkurrenten beispielsweise Intransparenz und unsaubere Geschäfte vor. Diese Reaktionen zeugten von der Angst der Branche, den Zugang zum Kunden zu verlieren. Während es zwischen Banken und Fintechs nun eine Annäherung gebe und die neuen Anbieter ernst genommen würden, trete die Versicherungs-Branche wild um sich. Klotz: „Das, was Fintech für die Deutsche Kreditindustrie bedeutet, ist Insurtech für die Versicherungsbranche. Mit dem Unterschied, dass wir beim Insurtech erst am Anfang einer Bewegung stehen. Herr Kaiser wird sich noch im Grabe rumdrehen.“

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