Sebastian Heithoff leitet bei der auf Banken und Versicherungen spezialisierten Digitalagentur .dotkomm gesamtverantwortlich einen operativen Bereich. © Sebastian Heithoff
  • Von Redaktion
  • 10.10.2019 um 15:01
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In seinem neuen Buch „The end of Insurance as we know it“ (zu deutsch: Das Ende der Versicherung, wie wir sie kennen) geht Redner und Insurtech-Kenner Rob Galbraith auf aktuelle Probleme der Versicherungswirtschaft ein. Sebastian Heithoff von der auf Banken und Versicherungen spezialisierten Digitalagentur .dotkomm hat das Werk gelesen. Hier gibt er seinen Senf dazu.

Der US-Amerikaner Rob Galbraith, auch als der „Most Interesting Man in Insurance“ bezeichnet, bietet mit seinem Buch „The End of Insurance As We Know It“ nicht nur einen Aufsehen erregenden Titel, sondern kann auch mit Inhalt punkten. Auf dem Buchcover prangen hinter Galbraiths Namen die Kürzel CPCU, CLU und ChFC (ein Ausdruck der amerikanischen Vorliebe für Titel), weshalb ich meine Buchbesprechung auch mit einem Kürzel beginne: Rob Galbraith, HDGDL. Warum? Das belege ich in diesem Artikel.

Dafür gilt es zwei Dinge zu unterscheiden: Das Werk und dessen Botschaft. Beim Inhalt des Buches bin ich 1:1 d‘accord mit Galbraith und seinen Aussagen – die Form an sich ist in meinen Augen aber nicht ganz rund.

Beginnen wir mit dem, was schneller geht, der Form: Auf knapp unter 300 Seiten sind alle wichtigen Themen, die unsere Branche aktuell bewegen und bald bewegen werden, aufgenommen worden. Dabei wird viel Wortmenge aufgewendet, die es erschwert, die hervorragenden Kernaussagen zu synthetisieren, wenn man nicht aufmerksam liest.

Das Buch können Sie etwa bei Amazon bestellen

Mein Tipp:

Eine fünf- bis maximal zehnseitige Zusammenfassung der Inhalte erstellen und als Whitepaper anbieten. Dann werden sich auch obere Führungsebene und Vorstände der Assekuranz die Zeit nehmen, diese wichtigen Themen zu begutachten. Mit dem aktuellen Umfang wird in unserer Top-down-Kultur nicht genug Durchsatz erreicht werden, in der man sich die Zeit der Mächtigen verdienen muss. Der Inhalt Galbraiths hat Potenzial – für das Top-Level aber braucht es eine differente Form.

Zum Inhalt:

Für mich wichtigstes Element sind die sogenannten sieben zentralen Fehler der Assekuranz

  1. Policen sind vielfach zu teuer
  2. Vertragsbedingungen sind verwirrend
  3. Das System ist einfach auszutricksen
  4. Hohe Kapitalbindung durch Versicherungsbeiträge
  5. Nicht alle Schadenarten sind versichert
  6. Nicht alle Gegenstände sind versichert
  7. Nicht jede Person ist versichert

Eine kurze Erläuterung der „7 fatal sins“, wie Galbraith sie nennt, finden Sie hier als kostenfrei verfügbares PDF.

Anzumerken sind inhaltliche Zusammenhänge der sieben Punkte; es ist daher möglich, sie auf vier Punkte zu reduzieren:

  1. Teure, viel Kapital bindende Policen
  2. Verwirrende Vertragsbedingungen
  3. Einfach manipulierbares System
  4. Nicht allumfassende Deckung durch den Versicherungsvertrag

Spannend finde ich den Punkt, dass Galbraith im Buch anführt, dass eine alle Schadenarten umfassende Deckung für die allermeisten Versicherten schlicht zu teuer ist. Dies widerspricht der obigen Aufstellung nicht – denn bei den sieben zentralen Fehlern erläutert er im Buch deutlich, dass sie nicht einfach zu beheben sind, weil sie dem System innewohnen.

Millennials, Insurtechs und Venture Capital sollen gemeinsam dazu in der Lage sein, an einer oder mehrerer dieser Stellen erfolgreich anzusetzen. Eine echte Disruption ist aufgrund von Kapitalbedarf, Regulatorik und Marktbeschaffenheit nicht so einfach, wie es Branchenexterne oft ignoranterweise denken. Deshalb haben in den vergangenen Jahren viele Insurtechs erfolglos versucht, sich mit der Branche anzulegen – von den kompetitiven Insurtechs sind kaum welche übrig, es überleben fast ausschließlich die kooperativen. Für Galbraith ist die Versicherungspolice das perfekte digitale Produkt – wenn man dazu in der Lage ist, die zentralen Hürden dafür zu nehmen.

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