Tobias Haff: Der Betriebsgeschäftsführer des Insurtechs Mass-up erklärt in seiner Kolumne, warum Ruhestandsplanung heutzutage nicht allzu einfach ist. © Mass-up
  • Von Redaktion
  • 24.05.2018 um 08:31
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Mit der Ruhestandsplanung ist es wie mit Tippspielen, findet Vertriebsexperte Tobias Haff. In Zeiten niedriger Zinsen, unsteter Lebenswege und einer tendenziell sinkenden gesetzlichen Rente, sei eine verlässliche Planung über Jahrezehnte hinaus ein äußert schwieriges Unterfangen.

Sie machen Ruhestandsplanung? Respekt. Sie wissen, worauf Sie sich dabei eingelassen haben? Es gab früher auf dem Nachrichtensender N­-TV ein Tippspiel. Zu Beginn der Woche sollte der Stand des Deutschen Aktienindex Dax am Freitagmittag vorhergesagt werden. Beliebt war auch die Prognose für den Jahresendstand.

Tendenziell lag ich öfters richtig. Genau getroffen habe ich nie. Mit der Ruhestandsplanung ist es wie mit diesen Tippspielen. Aus der Altersvorsorge, dem altehrwürdigen Klassiker im Versicherungsvertrieb, ist eine hochkomplexe Veranstaltung geworden. Die Vergangenheit hat uns verwöhnt. Lebenswege waren planbar, die Rente absehbar, es gab zumindest halbwegs sichere Zinserträge.

Inzwischen wird von staatlicher Seite alles dafür getan, die in den Nachkriegsjahrzehnten entstandenen Rahmenbedingungen verschwinden zu lassen. Die Niedrigzinsphase wird über viele Jahre eine Schramme in der Entwicklung der Vorsorgeprodukte hinterlassen. Die gesetzliche Rente ist zum Spielball politischer Klientelinteressen verkommen. Notfalls wird in den Steuertopf gegriffen, um Versprechungen einzuhalten. Oder alles wieder anders gemacht. Es mangelt an einer klaren Ausrichtung, an der sich die Bürger mit ihren Vorsorgebemühungen orientieren können.

Glückwunsch, wenn Sie die heute in den Ruhestand eintretende Generation beraten. Sie haben es mit denjenigen Kunden zu tun, die die planvollen Jahrzehnte erleben durften. Für die nachfolgenden Generationen bleibt davon wenig übrig.

Gründe für Abweichungen gibt es viele

Ruhestandsplanung klingt hier nach einem Ausweg. Es ist sinnvoll, die Wünsche und Vorstellungen der Kunden in den Mittelpunkt zu stellen. Falsch ist es, die Sicherheit eines ausgeklügelten Plans anzunehmen. Digitalisierung, Zinsentwicklung, veränderte Arbeitswelt – Gründe für Abweichungen gibt es viele. Von politischer Orientierungslosigkeit ganz zu schweigen.

Wer heute den Plan für den Ruhestand verspricht, muss mit den Reaktionen der Kunden umgehen können. Spätestens wenn klar ist, dass die Planungssicherheit nur Illusion war. Wenn sich die Rahmenbedingungen nicht ändern, wird es in Zukunft wieder „nur um Altersvorsorge“ gehen. Darum, dass jeden Monat etwas für später auf die Seite gelegt wird. Ganz ohne großen Plan dahinter.

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