René Schoenauer ist ist Product Marketing Manager EMEA bei Guidewire Software. © Guidewire Software
  • Von René Schoenauer
  • 09.02.2017 um 15:30
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 03:10 Min

Telematik-Produkte und Connected Insurances sind im Kommen und auf dem Weg, die Versicherungsbranche zu revolutionieren. In Deutschland stecken die neuen Produkte noch in den Kinderschuhen, aber die Entwicklung nimmt zügig an Fahrt auf, schreibt René Schoenauer, Product Marketing Manager EMEA bei Guidewire Software, in seinem Gastbeitrag.

Der Vorreiter für Telematik und digitale Innovationen weist derzeit etwa eine Marktdurchdringung von 15 Prozent im Bereich der Telematik-basierten Kfz-Versicherungen auf und heißt: Italien. Durch die deutlichen Einsparungen gegenüber den vergleichsweise hohen Beiträgen konventioneller Kfz-Tarife waren die italienischen Versicherungsnehmer sehr offen, sich für die günstigeren Telematik-Tarife zu entscheiden.

Auch deutsche Versicherer erkennen mehr und mehr die Chancen hinsichtlich individualisierbarer Produkte und nehmen – vor allem im Kfz-Bereich – Telematik-basierte Angebote in ihr Portfolio auf. Die Möglichkeit eines günstigeren Beitrags macht das Angebot besonders für junge Fahrer, die auf keinen oder einen nur geringen Schadenfreiheitsrabatt zurückgreifen können, attraktiv. Neben der Belohnung für umsichtiges und defensives Fahrverhalten versprechen sich die Versicherer auch einen erzieherischen Effekt und demzufolge sinkende Unfallzahlen.

Vorreiter Italien

Italien ist das Vorreiterland bei Telematik-Produkten. Es ist daher kaum verwunderlich, dass dort bereits erste Schritte unternommen werden, die positiven Erfahrungen aus dem Kfz-Bereich auch auf andere Versicherungssparten wie Gesundheits-, Lebens- oder Immobilienversicherungen zu übertragen.

Die Einrichtung von Think Tanks wie dem „Observatory on Telematics, Connected Insurance & Innovation“ soll diese Entwicklung unterstützen. Im Observatory haben sich 30 Versicherer und drei Rückversicherer, der Verband italienischer Versicherer ANIA und die italienische Versicherungsaufsichtsbehörde IVASS sowie Technologie- und Softwareanbieter wie Guidewire zusammengeschlossen.

Ziel ist es, eine Innovationskultur innerhalb der Versicherungsbranche zu schaffen, die es erlaubt, zukunftsfähige Produkte wie „Connected Insurance“ oder Telematik-Tarife zu entwickeln, von denen Versicherungen und Versicherungsnehmer gleichermaßen profitieren.

Trotz dieser ersten Schritte in Richtung Telematik-Tarife steht Deutschland noch am Anfang der Entwicklung. Der Trend zu Telematik-Produkten lässt sich jedoch kaum aufhalten. Spätestens ab 2018, wenn alle Neuwagen in der EU mit dem automatischen Notrufsystem eCall ausgestattet werden müssen, wird jedes Fahrzeug Daten übermitteln können. Die dann vorhandene technische Ausstattung der Fahrzeuge kann auch für die Übermittlung von Daten genutzt werden, die für Telematik-Tarife benötigt werden.

Vorteile für Risikoprüfer und Versicherungsnehmer

Für Versicherer ist einer der großen Vorteile von Telematik-Produkten auf Ebene der Risikoprüfung (Underwriting) zu finden. So verbessern die Daten den Underwriting-Prozess bereits in der Vorbereitungsphase deutlich. In Verbindung mit einer Predictive-Analytics-Lösung, die basierend auf historischen Daten durch intelligente Mustererkennung Vorhersagen über zukünftige Entwicklungen erstellen kann, wird eine fundierte individuelle Preisgestaltung mit maßgeschneiderten Vertragsoptionen möglich.

Das erlaubt eine flexible Tarifierung, die risikovermeidendes Verhalten in Form von günstigeren Beiträgen belohnt. Gleichzeitig reduziert es die tatsächlichen Risiken, da es zu defensiverem Fahrverhalten motiviert und damit direkten, positiven Einfluss auf Zahl und Höhe der Schäden hat.

autorAutor
René

René Schoenauer

René Schoenauer ist Produktmarketing-Manager beim US-amerikanischen Softwareanbieter für Schaden- und Unfallversicherer Guidewire Software.

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

kommentare

Hinterlasse eine Antwort