Michael Heidinger ist Head of Wholesale Business Development für Deutschland und Österreich bei abrdn. © Aberdeen Standard Investments
  • Von Oliver Lepold
  • 15.11.2021 um 10:55
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Blick hinter die Kulissen: Michael Heidinger, Head of Wholesale Business Development für Deutschland und Österreich bei abrdn, erläutert, wie eine zielführende Titelauswahl für einen nachhaltigen Multi-Asset-Fonds abläuft.

Pfefferminzia: Welche Expertise weist abdrn im Bereich Nachhaltigkeit auf?

Michael Heidinger:
Unsere ESG-Erfahrung im Asset Management reicht bis ins Jahr 1992 zurück. Als langfristiger Investor halten wir die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitserkenntnissen als wesentlich. Daher bilden ESG-Kriterien eine von fünf festen Säulen im Unternehmensanalyseprozess. In einigen Nachhaltigkeitsbereichen zählen wir zu den Branchenpionieren. Etwa beim Thema Impact Investing, das auf messbare ESG-Effekte bei den Unternehmen abzielt. Unser Global Equity Impact Fund wurde bereits Ende 2017 als einer der ersten Fonds in diesem Bereich aufgelegt. Insgesamt verwaltet abrdn im Bereich Nachhaltigkeit mittlerweile mehr 21 Milliarden Euro.

Wie kombiniert Ihr Multi-Asset-Fonds Standard Life Multi-Asset (ESG) F und C nachhaltige Aktien und Anleihen?

Die eine Hälfte bilden wir über den Standard Life Global Equity Impact Fund ab. Dieser investiert ausschließlich in Aktien, deren Fokus auf der Erzielung positiver sozialer und ökologischer Auswirkungen liegt. Diese müssen belegbar sein, Geschäftsmodelle und Bilanzen aus Nachhaltigkeitssicht attraktiv sein. Gleichzeitig nutzen wir unser Aktienresearch, um die wirtschaftliche Attraktivität dieser Impact-Unternehmen zu beurteilen, damit unsere Kunden langfristig ein positives Kapitalwachstum erzielen können.  Die andere Hälfte komplettiert unser globaler Nachhaltigkeitsansatz für Unternehmensanleihen, der Global Corporate Bond SRI Fund C . Hier wird die Nachhaltigkeit des investierbaren Universums durch den Ausschluss einiger kontroverser Geschäftsbereiche sowie die Berücksichtigung individueller Unternehmensspezifika berücksichtigt. Ferner sind aber auch hier wirtschaftliche Aspekte bei der Auswahl von Anleihen zentral, um die Portfolios attraktiv aufzustellen.

Welche Ziele verfolgt der Fonds?

Wir verfolgen damit einen diversifizierten ESG-Ansatz mit einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Anlagen mit niedrigerem und höherem Risiko. Das Aggregat aus Aktien und Anleihen – insgesamt 400 Titel – soll einen kleineren CO2-Fußabdruck als Vergleichsindizes sowie geringere Risiken für Mensch und Umwelt aufweisen. Ziel ist ein langfristiges Kapitalwachstum durch eine Kombination aus Erträgen und Kapitalzuwachs. Und das bei äußerst günstigen Kosten. Die Managementgebühr liegt bei 0,25 Prozent pro Jahr auf Höhe eines ETFs.

Wie lautet die Einstufung gemäß der im März 2021 in Kraft getretenen Offenlegungsverordnung?

Der Standard Life Multi-Asset ESG Fund fällt insgesamt unter Artikel 8. Er investiert zu je 50 Prozent in zwei Fonds mit unterschiedlichem Nachhaltigkeitsansatz. Der Standard Life Global Corporate Bond SRI Fund C ist ein Artikel-8-Fonds der darauf abzielt, in Wertpapiere von Emittenten zu investieren, die Nachhaltigkeitsmerkmale aufweisen. Ein solcher Fonds wird im EU-Jargon als „hellgrün“ bezeichnet. Der Global Equity Impact Fund C ist hingegen ein Artikel-9-Fonds, der darauf abzielt, eine Nachhaltigkeitswirkung zu erzielen. Er gilt als „dunkelgrün“.

Wie arbeitet Ihr ESG-Expertenteam?

Wir setzen auf hochwertige Grund­lagenforschung, die unserer Ansicht nach eine nachhaltige Outperformance begünstigt. Unsere ESG-Expertinnen und -Experten sind in den Bereich Multi-Asset-Lösungen aktiv eingebunden. Das zentrale, über 20 Köpfe starke, ESG-Team stellt spezielles Research zu Themen wie ökologische Verantwortung, Klimawandel, Menschenrechte und Governance bereit und wirkt auch bei der abrdn-Arbeitsgruppe zum Klimawandel mit. Gleichzeitig setzen wir auf 30 ESG-Spezialisten in den einzelnen Investmentteams, die Nachhaltigkeitsgesichtspunkte direkt ins Titelresearch und die Portfoliokonstruktion einbringen.

Wie lauten Ihre ESG-Ausschlusskriterien?

Unternehmen, deren Geschäftspraktiken oder Branche eine langfristige Bedrohung für Mensch oder Umwelt darstellen, haben im Fonds nichts verloren. Das bedeutet, dass wir Investments in Unternehmen vermeiden, die kontroverse und konventionelle Waffen herstellen oder die UN-Standards in den Bereichen Menschenrechte, Arbeitsnormen, Umwelt und Korruptionsprävention nicht einhalten. Auch Tabakproduzenten oder Förderer von Kraftwerkskohle, Produzenten oder Förderer von unkonventionellem Öl und Gas sind ausgeschlossen.

Können Sie dabei Greenwashing ausschließen?

Der Schwerpunkt des Fonds liegt auf den drei globalen Herausforderungen zunehmende Ungleichheit, Klimawandel und nicht nachhaltige Produktion sowie nicht nachhaltiger Konsum. Dieser „Global Equity Impact“-Ansatz ist nicht nur explizit im Verkaufsprospekt verankert, sondern wurde im Rahmen der neuen Nachhaltigkeits-Regulatorik der EU nochmals verschärft. Dabei garantieren wir, dass der Fonds Unternehmen auf Grundlage von „UN Global Compact“-Kriterien ausschließt. Von Greenwashing kann also keine Rede sein.

In welcher Form nehmen Sie als Verwalter der Anlagen, in die der Standard Life Multi-Asset (ESG) Fund C investiert, Einfluss auf die Unternehmen?

abrdn besucht die entsprechenden Unternehmen, um nachzuvollziehen, wie sie geführt werden und welche Auswirkungen sie auf Mensch und Umwelt haben. Wir treten in einen aktiven Dialog, um zu verstehen, wie die Unternehmen ihre ESG-Risiken steuern. Dabei sprechen wir ESG-Aspekte in den Unternehmen auf oberer Managementebene an. Wir kooperieren mit den Unternehmen, um nachhaltige Geschäftspraktiken voranzutreiben und üben falls nötig auch Druck aus, damit sie Änderungen vornehmen. Wir nehmen dazu sowohl bei aktiven als auch bei passiven Strategien konsequent weltweit unser Stimmrecht wahr.

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Oliver Lepold

Oliver Lepold ist Dipl.-Wirtschaftsingenieur und freier Journalist für Themen rund um Finanzberatung und Vermögensverwaltung. Er schreibt regelmäßig für Pfefferminzia und andere Versicherungs- und Kapitalanlage-Medien.

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