Mark Ortmann: Chef des Instituts für Transparenz © ITA
  • Von Redaktion
  • 16.12.2015 um 11:54
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Wer sich als Makler weiterbilden und sich somit für die tägliche Beratungspraxis weiterqualifizieren will, kann Zusatzausbildungen machen. Eine davon ist die Weiterbildung zum Certified Financial Planner. Mark Ortmann, Geschäftsführer des Instituts für Transparenz (ITA) und ausgebildeter Certified Financial Planner, spricht über die Weiterbildung, seine Erfahrungen und gibt einen Branchenausblick.

Pfefferminzia: Der Certified Financial Planner, kurz CFP, gilt als die hochwertigste Ausbildung der Finanzdienstleistungsbranche. Die Zahl der CFPs in Deutschland stagniert aber seit einiger Zeit. Welchen Stellenwert hat die Ausbildung Ihrer Ansicht nach im Vertrieb und in der Branche – insbesondere außerhalb der Banken?

Mark Ortmann: Ich halte den CFP für die beste Ausbildung, die man als Berater erhalten kann. Bekanntheitsgrad und Stellenwert haben sich sicher verbessert in den vergangenen Jahren, sind aber immer noch zu niedrig. Solange es noch Strukturvertriebe und starke provisionsgetriebene Beratung gibt und die Kunden nichts anderes verlangen, bleibt es schwer. Eine so umfassende Ausbildung qualifiziert, Top-Kunden zu beraten. In diesem Segment hat der CFP auch einen höheren Stellenwert als zum Beispiel im Retail-Geschäft. Wenn Kunden für Beratung zahlen, werden sie sich viel genauer die Qualifikation des Beraters ansehen. Darin liegt der Schlüssel für einen noch höheren Stellenwert der Ausbildung

Wie haben sich Anforderungen der Branche an Fortbildungen ihrer Fachkräfte im Premium-Segment der Beratung in den vergangenen Jahren geändert?

Im Premium-Segment waren die Anforderungen immer hoch. Hier ist der CFP mittlerweile etabliert. Immer mehr Banken lassen ihre Berater ausbilden und zum CFP zertifizieren.

Wie läuft die Ausbildung zum CFP genau ab? Für wen lohnt sie sich?

Ich selbst habe damals an der EBS Business School zwei jeweils zweiwöchige Blockphasen absolviert plus zahlreiche Freitage und Samstage im Rheingau verbracht. Samstags werden häufig Klausuren geschrieben. Am Ende habe ich zusammen mit drei Kollegen einen Finanzplan erarbeitet. Mit der mündlichen Prüfung endet die Ausbildung dann.

Man lernt tatsächlich unglaublich viel. Mein Ziel war es, das Wissen zu Versicherungen, Kapitalanlagen, Immobilien, Recht und Steuern zu verbinden und mit allgemeinem Wissen – zum Beispiel Behavioural Finance und Portfoliotheorie – zu ergänzen. Der Plan ist aufgegangen. Die Qualifizierung lohnt sich für jeden Berater, der hohe Ansprüche an sich stellt und seine Kunden optimal beraten möchte.

Wie funktioniert die lebenslange Weiterbildung im CFP-Konzept?

Man muss alle zwei Jahre seine CFP-Lizenz erneuern lassen. Das gelingt nur, wenn man die erforderlichen Punkte – Credits genannt – nachweisen kann. Diese Credits müssen aus unterschiedlichen Themenbereichen kommen. Das ist strikt geregelt und wird auch sehr genau geprüft. Da kann man sich nicht durchmogeln.

Gibt es alternative Weiterbildungen, die ungefähr gleichwertig sind? Wäre ein leichter zu erringender CFP light mit geringerem Lernumfang sinnvoll?

Der CFP berät umfassend, also zu Wertpapieren, Kapitalanlagen, Immobilien und Versicherungen. Man könnte durchaus Qualifikationen mit entsprechenden Weiterbildungspflichten für einzelne Tätigkeiten entwickeln, zum Beispiel nur für Versicherungsvermittler.

Sie sind seit 2010 Dozent an der EBS Finanzakademie. Welche Inhalte lehren Sie? Wie haben sich die Erwartungen der Studenten verändert?

Ich halte eine Vorlesung im Rahmen der Ausbildung zum Honorarberater. Die Veranstaltung heißt „Honorarprodukte in der Finanzberatung“. Die Studenten dieses Lehrgangs wollen tatsächlich etwas anders machen, anders beraten. Sie waren und sind sehr aufgeschlossen und motiviert. Da sehe ich keine Veränderungen in den vergangenen fünf Jahren.

Ein Teil der CFPs berät nach ihrer Ausbildung gar nicht aktiv, sondern erstellt später in (Privat-)Banken hauptsächlich Finanzpläne ohne direkten Kundenkontakt. Wie sinnvoll ist das?

Das kann durchaus sinnvoll sein. Es gibt ja bekanntlich unterschiedliche Charaktere. Die einen lieben den Kundenkontakt, möchten sich aber nicht damit befassen, umfangreiche Ausarbeitungen zu erstellen. Bei anderen ist es genau umgekehrt. Warum also nicht Teams bilden, um die Stärken unterschiedlicher Kollegen optimal einzusetzen?

Inwiefern nimmt die laufende Regulierung Einfluss auf die Aus- und Weiterbildung von Maklern und Vermittlern?

Da aktuell ständig neue Vorschriften kommen, ist Weiterbildung unerlässlich. Wissen veraltet heutzutage schnell. Insofern hat die Regulierung auch einen Einfluss auf die Notwendigkeit der Weiterbildung.

Fortlaufende und verpflichtende Weiterbildung soll künftig branchenweit gelten – insbesondere auch für die über die Gewerbeordnung regulierten Vermittler. Für wie sinnvoll halten sie das von der Branche in Eigenregie gestaltete System „gut beraten?“

Die laufende Weiterbildung ist ein Muss. Insofern finde ich es klasse, dass sich „die Branche“ genau darum kümmert. Allerdings erlebe ich, dass die seit einigen Jahren nicht mehr besuchten Roadshows jetzt wieder voll sind – um gut-beraten-Punkte zu sammeln. Produktveranstaltungen sollten keine Punkte bringen. Da ist meiner Ansicht nach also eine kritische Betrachtung nötig.

Lesen Sie hier weitere Informationen: https://www.pfefferminzia.de/certified-financial-planner-was-erwarten-die-deutschen-von-ihrem-finanzberater-1448114574/

Das Interview führte Oliver Lepold

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