Michael Heidinger ist Direktor Business Development bei Aberdeen Standard Investments. © Aberdeen Standard Investments
  • Von Redaktion
  • 26.03.2021 um 11:07
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 03:40 Min

Welche Lehren kann man aus dem Anlagejahr 2020 ziehen und was steht Investoren in diesem Jahr bevor? Das fragten wir Michael Heidinger, Direktor Business Development bei Aberdeen Standard Investments. Ein Ergebnis: An den Trends zu Multi-Asset-Lösungen, zu nachhaltigen Fonds und günstigen Investments wird sich auf absehbare Zeit nichts ändern.

Pfefferminzia: Sicherlich haben Sie das abgeschlossene Investmentjahr 2020, das ganz im Zeichen der Corona-Pandemie stand, ausführlich analysiert. Welcher Anlage-Trend hat Sie am meisten überrascht und inwieweit wird dieser 2021 überdauern?

Michael Heidinger: Das Investmentjahr 2020 war ein absolut außergewöhnliches Jahr. Am meisten hat überrascht, dass sich die Börsen nach dem starken Einbruch enorm schnell erholt haben. Das haben wir in der Geschwindigkeit zuvor nicht gesehen. Wenn wir uns die Anlage-Trends anschauen, war im Jahr 2020 sehr viel Kontinuität zu sehen: ETFs standen unverändert hoch im Kurs. Und auch die Nachfrage nach Themenfonds – hier vor allem Technologie- und Healthcare-Fonds – war sehr groß. Und last but not least konnten Nachhaltigkeitsfonds sehr starke Mittelzuflüsse verzeichnen. Aus meiner Sicht werden diese Trends auch im Jahr 2021 anhalten. Der Fokus wird aber noch stärker auf das Thema Nachhaltigkeit gerichtet sein.

Wird die Corona-Krise, die nun schon ein Jahr andauert, zu speziellen Produktneuentwicklungen in der Kapitalanlage oder Altersvorsorge führen – oder hat sie das womöglich bereits?

Die Corona-Krise hat wie in vielen anderen Bereichen auch als eine Art Katalysator gewirkt, das heißt es wurden strukturelle Trends, die vorher schon im Gange waren, nochmals verstärkt. Folglich sollten die Maßnahmenpakete der Regierungen und Zentralbanken dafür sorgen, dass die Niedrigzinsen auf die kommenden Jahre zementiert bleiben dürften. Die Aussichten auf langanhaltende niedrige Zinsen haben gerade im Vorsorgemarkt schon zu starken Veränderungen geführt. Garantien stehen stark unter Druck, das Garantieniveau wird von vielen Anbietern gesenkt. Klassische Produkte spielen quasi keine Rolle mehr. Demgegenüber gewinnen Fondspolicen an Bedeutung.

Der zweite wichtige Punkt ist, dass bei niedrigen Zinsen deutlich mehr auf die Kosten der Produkte geachtet wird. Auch hier sehen wir im Markt bereits jetzt sinkende Fondskosten. In den Standard-Life-Policen sind beispielsweise unsere Multi-Asset-Fonds der MyFolio-Familien in der passiven Variante ab 0,14 Prozent Fondskosten und in der aktiven Variante für 0,34 Prozent verfügbar. Kunden erhalten also eine aktive Vermögensverwaltung zum ETF-Preis. Mit Blick auf die Fonds sollten Anleger darauf achten, welche Branchen von den Maßnahmenpaketen am meisten profitieren könnten. Hier kann ein Investment in einen entsprechenden Themenfonds sehr sinnvoll sein.

Laut dem aktuellen Ifo-Geschäftsklimaindex für Januar beurteilen die 9.000 befragten Managerinnen und Manager „den Ausblick für ihre Geschäfte und ihre Lage ungünstiger als zuletzt“, hieß es. Hauptgrund: Der Lockdown drückt den Entscheidern gehörig auf die Stimmung. Wird sich der getrübte Ausblick auch auf das Geschäft mit der Altersvorsorge negativ auswirken?   

Ich denke, dass wir weiterhin ein sehr ambivalentes Bild sehen werden. Es wird auch weiterhin zu Kurzarbeit kommen und wir werden auch eine größere Zahl von Insolvenzen sehen. Hier ist mit Beitragsreduzierungen oder -freistellungen zu rechnen. Auf der anderen Seite sehen wir aber auch, dass aktuell sehr viel Geld gespart wird und sich die Kunden verstärkt mit dem Thema Altersvorsoge und Erben & Schenken auseinandersetzen.

Auch wenn noch viel zu viel Geld auf Sparkonten liegt, ist es sehr erfreulich, dass viele Privatkunden im vergangenen Jahr auch die Aktie als Anlageform und passende Vorsorgelösungen entdeckt haben. Ich gehe davon aus, dass sich dieser Trend nicht nur fortsetzen, sondern auch verstärken wird. Dies ist auch gut so, denn in Zeiten niedriger Zinsen führt an Aktien kein Weg vorbei.

Welche Rolle für die Kapitalmärkte in 2021 wird die inzwischen vollzogene Machtübergabe in den USA voraussichtlich spielen?

Als einer der ersten Maßnahmen hat Joe Biden ein umfangreiches Maßnahmenpaket zur Unterstützung der amerikanischen Wirtschaft auf den Weg gebracht, das sich direkt sehr positiv auf die Aktienmärkte ausgewirkt hat und sich in den kommenden Monaten weiter positiv auswirken wird. Dass die USA dem Pariser Klimaschutzabkommen wieder beigetreten sind, zeigt die Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit. Ich bin davon überzeugt, dass Biden auch weiterhin das Thema vorantreiben wird und sich daraus für Anleger sehr gute Chancen ergeben könnten.

Auf der multi- und bilateralen Ebene zeigen sich unterschiedliche Tendenzen. Auf der einen Seite ist es positiv, dass Biden die Bedeutung der multilateralen Institutionen gestärkt hat und den Austausch sucht. Auf der anderen Seite zeigt sich aber auch, dass es in den bilateralen Beziehungen zu China, aber auch Russland auch weiterhin zu Problemen kommen könnte. Das könnte zu Unsicherheiten an den Kapitalmärkten führen.

Welche Rolle spielen insbesondere ESG-Kriterien für Anleger?

Zunächst einmal ist die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten in den vergangenen Jahren schon stark gestiegen. Kunden und Berater achten bereits jetzt auf ESG-Kriterien und werden dies auch weiterhin tun. Verstärkt wird diese Entwicklung natürlich auch durch die EU-Regulierung. Ich erwarte, dass Artikel 8 und 9-Fonds deutlich stärker im Fokus stehen werden. Gleichzeitig erwarte ich aber auch, dass es Anfang 2022 im Nachhaltigkeitssektor zu einer großen Zäsur kommen wird. Aktuell sehen wir viele Fonds als nachhaltig klassifiziert, die es aber eigentlich gar nicht sind. Dies wird und muss sich auch ändern. Als Konsequenz davon ist 2022 mit einigen Umschichtungen in „echte“ Nachhaltigkeitsfonds zu rechnen. Mit unserem Global-Equity-Impact-Fonds sind wir hier gut positioniert.

Welche Möglichkeiten haben Privatanleger heute, mit der gleichen hohen Streuungsbreite wie institutionelle Investoren zu investieren?

Privatanlegern fehlt gegenüber institutionellen Investoren lediglich in einigen illiquiden Märkten der Zugang. Beispielsweise im Bereich der Hedgefonds oder auch bei Private-Equity-Anlagen ist der Zugang schwierig. In den übrigen Anlageklassen ist die Streuungsbreite schon jetzt enorm hoch und die Kunden können sich sehr breit diversifizieren. Wichtig ist jedoch darauf zu achten, dass man als Privatanleger sich nicht unbeabsichtigt gewissen Klumpenrisiken aussetzt.

Das kann der Fall sein, wenn die Gewichtung einzelner Regionen oder Sektoren zu stark im Portfolio vorliegt. Ein prominentes Beispiel wären hier die fünf großen Technologiekonzerne in den USA oder auch deren asiatische Pendants. Bei diesen Portfolios ist der Erfolg der Anlage weniger vom Markt abhängig, sondern nur noch von einem einzelnen Faktor – und das hätte mit Diversifikation wenig zu tun.

Aus meiner Sicht ist es sinnvoll, ein Multi-Asset-Portfolio als Basisinvestment zu wählen und weitere Fonds als Satelliten einzusetzen. Das können Themenfonds, Smaller-Companies-Fonds oder auch ESG- und Impact-Fonds sein. Diese Core-Satellite-Strategie gewinnt auch im Bereich der Altersvorsorge immer mehr an Bedeutung.

kommentare
W.Strassnig@T-online.de
Vor 3 Jahren

Ein Vorstand, am besten, um den Zeitvorteil der Alleinstellung mit unserer Jahrhundertidee optimal ausnützen zu können, mit großem Vertrieb und international tätig, wird damit wahnwitzige Gewinne erzielen. Bestandsausbau,-das Unternehmen für viele Jahre an die Spitze führen, oder halten und zur Freude der Kunden, Mitarbeiter und Aktionäre erheblich beitragen.
Weshalb Fonds-auch Mischfonds nicht so interessant sind erfährt man dann ebenso, wie Renditen um 9%, -mit Förderung sogar höher, erzielbar sind und damit erstmals für 90% der Bürger Vorsorge leistbar ist, ebenfalls.
Es ist sicher nicht die beste Idee, abzuwarten bis die Konkurrenz, ihre Bestände-auch in Gruppenverträgen, erobert.
Richtig gefährlich wird es, wenn das Plattformgiganten mit ihrer Datenpower machen.
Man kann immer denken, es sowieso schon, oder bald, in der Pipeline zu haben. HABEN SIE NICHT UND WERDEN SIE NICHT.

W.Strassnig@T-online.de
Vor 3 Jahren

Im obigen Kommentar fehlt die Titelzeile.
Mit meiner Jahrhundertidee mit sicherer Rendite um 9%-schon ohne Förderung, erzielen Kunden, Vorstände bzw, STAATLICHE Programme die Ergebnisse die alle dringend benötigen. Damit sind sogar US/Norwegische Anleger RENDITEÄRMER:

Hinterlasse eine Antwort

kommentare
W.Strassnig@T-online.de
Vor 3 Jahren

Ein Vorstand, am besten, um den Zeitvorteil der Alleinstellung mit unserer Jahrhundertidee optimal ausnützen zu können, mit großem Vertrieb und international tätig, wird damit wahnwitzige Gewinne erzielen. Bestandsausbau,-das Unternehmen für viele Jahre an die Spitze führen, oder halten und zur Freude der Kunden, Mitarbeiter und Aktionäre erheblich beitragen.
Weshalb Fonds-auch Mischfonds nicht so interessant sind erfährt man dann ebenso, wie Renditen um 9%, -mit Förderung sogar höher, erzielbar sind und damit erstmals für 90% der Bürger Vorsorge leistbar ist, ebenfalls.
Es ist sicher nicht die beste Idee, abzuwarten bis die Konkurrenz, ihre Bestände-auch in Gruppenverträgen, erobert.
Richtig gefährlich wird es, wenn das Plattformgiganten mit ihrer Datenpower machen.
Man kann immer denken, es sowieso schon, oder bald, in der Pipeline zu haben. HABEN SIE NICHT UND WERDEN SIE NICHT.

W.Strassnig@T-online.de
Vor 3 Jahren

Im obigen Kommentar fehlt die Titelzeile.
Mit meiner Jahrhundertidee mit sicherer Rendite um 9%-schon ohne Förderung, erzielen Kunden, Vorstände bzw, STAATLICHE Programme die Ergebnisse die alle dringend benötigen. Damit sind sogar US/Norwegische Anleger RENDITEÄRMER:

Hinterlasse eine Antwort