André Männicke, Geschäftsführer von Smart Insurtech, will mit seiner Plattform alle Marktteilnehmer miteinander vernetzen und eine gemeinsame Schnittstelle für den gesamten Datenaustausch schaffen. © Smart Insurtech
  • Von Lorenz Klein
  • 23.11.2017 um 07:58
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Mit der Gründung von Smart Insurtech dringt der Finanzdienstleister Hypoport weiter in die Versicherungsbranche vor. Das einfach klingende Prinzip: Das erfolgreich praktizierte Modell, Kredite über eine Web-Plattform zu vermitteln, soll künftig auf den Versicherungsvertrieb übertragen werden. Wie das in der Praxis aussehen soll, darüber sprach Pfefferminzia mit Smart-Insurtech-Chef André Männicke.

Pfefferminzia: Mit Ihrer digitalen Versicherungsplattform wollen Sie die webbasierte Abwicklung der Geschäftsprozesse zwischen Versicherungsunternehmen und Versicherungsvertrieben ermöglichen. Wie schätzen Sie den Bedarf ein?  

André Männicke: Der Bedarf nach einer einheitlichen Lösung ist sehr groß, denn durch die Digitalisierung erfährt der gesamte Versicherungsmarkt eine grundlegende Veränderung. Vertriebe sind durch den zunehmenden Margendruck gezwungen, ihre Geschäftsmodelle anzupassen sowie IT- und Prozesskosten zu reduzieren. Zugleich kämpfen Versicherungsunternehmen mit dem Digitalisierungsdruck und sich wandelnden Kundenerwartungen. Aus der Branche selbst ist es bislang nur unzureichend gelungen, einheitliche Standards zum Datenaustausch und zur Verknüpfung der Geschäftsprozesse zu definieren.

Warum hakt es hier?

Für Vertriebe sind die Investitionen meist zu hoch, seitens der Versicherer sind die veralteten und fragmentierten IT-Lösungen ein offenbar zu großer Hemmschuh für technologische Innovationen. Und hier setzen wir an: Als Technologieanbieter können wir sowohl Versicherungsunternehmen als auch Vertriebe in dieser Umbruchsphase maßgeblich unterstützen und sie für die Zukunft sicher aufstellen.

Wie funktioniert das in der Praxis?

Mit der Plattform vernetzen wir alle Marktteilnehmer miteinander und schaffen eine gemeinsame Schnittstelle für den gesamten Datenaustausch. Von Bestandsübertragung über Policierung bis zur Provisionsabrechnung wird die gesamte Bandbreite aller Geschäftsprozesse und Funktionen zwischen Versicherungsunternehmen und Vertrieben abgedeckt. Ziel ist eine volldigitalisierte Abwicklung ohne Medienbruch. Für Vermittler bietet die Plattform außerdem alle vertrieblichen Funktionen, wie Beratung, Vergleich, Abschluss, Verwaltung und Abrechnung. Damit decken Vertriebsorganisationen ihren kompletten IT-Bedarf ab.

Nun dürften sie aber nicht das einzige Unternehmen sein, das um diese lukrativen IT-Schnittstellen buhlt. Mit welchen Vorteilen wollen Sie Versicherungsunternehmen und Vertriebe für ihre Plattformanbindung gewinnen?

Durch die optimale Vernetzung aller Marktteilnehmer auf der Plattform können Versicherungsvertriebe bis zu 50 Prozent ihrer Verwaltungs- und IT-Kosten einsparen. Fintechs lösen auf einen Schlag alle Fragen der komplexen Backend-Prozesse. Zudem können Versicherungsprodukte deutlich kostengünstiger angeboten, verkauft und verwaltet werden. Für Versicherungsunternehmen besteht die Möglichkeit, sich von veralteter und fragmentierter Technologie zu lösen und Produkteinführungen viel schneller umzusetzen.

Welche Rolle kommt dabei Ihrer Schwestergesellschaft Europace zu?

Durch Europace verfügen wir über langjährige Erfahrungen hinsichtlich der technologischen Herausforderungen und der Schaffung eines Marktplatzes. Deswegen konnten wir bei der Gestaltung des Geschäftsmodells auf umfassendes strategisches Know-how zurückgreifen. Uns kommt dabei auch zu Gute, dass viele langjährige Kunden der Plattform Europace mit Aktivitäten im Versicherungsgeschäft auch zur Zielgruppe der Versicherungsplattform gehören. Wir kennen ihre Erwartungen und Anforderungen an einen Service dieser Art. Nicht zuletzt profitieren wir von der finanziellen Stärke der Hypoport AG, die mittlerweile mehr als 1.000 Mitarbeiter beschäftigt.

Ihr Marktumfeld konsolidiert sich zunehmend. In welcher Position sehen Sie sich?  

Wir glauben, dass es langfristig einige wenige Plattform-Betreiber geben wird. Ähnlich verlief auch die Entwicklung bei den Kredit-Plattformen. Ein zu stark fragmentierter Markt schafft keinen ausreichenden Mehrwert, bei zu wenigen Anbietern fehlt der Wettbewerb. Mit unseren jüngsten Zukäufen von NKK, maklersoftware.com, Innosystems, Volz-Gruppe und IWM bündeln wir die auf dem Markt verfügbare Software, integrieren diese auf der Plattform und sichern uns gleichzeitig höchstqualifizierte Mitarbeiter.

In Zahlen gesprochen, wie messen Sie Ihren Erfolg?  

Der langfristige Erfolg der Plattform wird durch den wachsenden Marktanteil bezogen auf den verwalteten Bestand definiert. In den nächsten zehn Jahren wollen wir uns einen Marktanteil von zehn Prozent sichern – bei einem Gesamtmarktvolumen von 200 Milliarden Euro.

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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