Marc Thamm ist bei Hiscox für den IT-Bereich verantwortlich. © Hiscox
  • Von Achim Nixdorf
  • 22.10.2021 um 17:59
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IT-Dienstleister können sich seit Ausbruch der Pandemie über mangelnde Aufträge nicht beklagen. Trotzdem kann eine große Mehrheit von ihnen keinen corona-bedingten Digitalisierungsschub in Deutschland ausmachen, wie eine aktuelle Umfrage zeigt. Mehr noch: Bürokratie und fehlendes Know-how würden den digitalen Fortschritt weiter ausbremsen.

IT-Dienstleister sind die großen Gewinner der Corona-Krise. In einer repräsentativen Umfrage des Spezialversicherers Hiscox gab fast die Hälfte an, dass ihre Auftragslage besser als vor der Pandemie sei. Gleichzeitig äußerte aber auch eine große Mehrheit von 81 Prozent die Ansicht, dass Corona die Digitalisierung bei ihren Auftraggebern nicht vorangetrieben habe. Die Hauptgründe hierfür seien fehlende Fachkräfte sowie mangelndes Know-how auf Kundenseite (43,4 Prozent) und zu große bürokratische Hürden (42 Prozent).

„Die Corona-Pandemie hat viele Tätigkeiten in den digitalen Raum verlagert“, sagt Marc Thamm, Underwriting Manager Technology, Media & Communications bei Hiscox und damit verantwortlich für Versicherungslösungen für den IT-Bereich. „Allerdings stellen für viele Unternehmen bürokratische und gesetzliche Hürden einen bedeutenden Hemmschuh auf dem Weg zum digitalen Fortschritt dar. Hinzu kommen fehlende Expertise sowie finanzielle, personelle und zeitliche Ressourcenknappheit.“ Hier sei eine Gesamtanstrengung von Politik und Wirtschaft gefragt, um den internationalen Anschluss nicht zu verpassen und um den Weg in eine digitalere Zukunft zu ebnen.

Mangelndes Risikobewusstsein

Die Hiscox-Umfrage zeigt auch, dass IT-Dienstleister viel zu wenig Wert auf eine eigene Absicherung legen, obwohl sie zahlreichen Risiken ausgesetzt sind – angefangen von Projektverzug über Datenverlust bis hin zu Cyber-Angriffen. Nur knapp die Hälfte (48,8 Prozent) der IT-Unternehmen hat demnach eine IT-Betriebshaftpflichtversicherung abgeschlossen. Bei den kleineren Dienstleistern ist es sogar nur knapp ein Viertel (24,4 Prozent). 9 Prozent gaben sogar an, überhaupt keine IT-Versicherung zu haben.

„Herausforderungen und Risiken im IT-Bereich werden immer unberechenbarer und viele Unternehmen geben Verantwortung zentraler Projekte an externe Dienstleister ab. Für letztere ist es daher essenziell, sich gegen mögliche Schadenfälle abzusichern“, betont Thamm. „Kommt es durch einen Programmierfehler zum Ausfall des ganzen Systems, wird der Kunde den IT-Spezialisten verantwortlich machen. In letzter Zeit sehen wir, dass Schadenersatzansprüche tendenziell immer häufiger und eher gestellt werden und immer mehr Auftraggeber den Nachweis von IT-Versicherungen bei den IT-Dienstleistern fordern.“ Gerade kleineren Unternehmen könne das die Existenz kosten.

Über die Umfrage

Im Auftrag des Spezialversicherers Hiscox befragte das Marktforschungsunternehmen Techconsult der Heise-Gruppe im September 205 Entscheider in IT-Dienstleistungsunternehmen zu ihrer aktuellen Lage und der Wahrnehmung unternehmerischer Risiken sowie nach ihrer Ausstattung mit IT-Versicherungen.

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Achim Nixdorf

Achim Nixdorf ist seit April 2019 Content- und Projekt-Manager bei Pfefferminzia. Davor arbeitete er als Tageszeitungs- und Zeitschriftenredakteur mit dem Fokus auf Verbraucher- und Ratgeberthemen.

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