Ein Mann niest auf einer Sommerwiese: Allein in Deutschland leiden 20 bis 30 Millionen Menschen an Allergien. © picture alliance / dpa-tmn | Zacharie Scheurer
  • Von Joachim Haid
  • 23.07.2021 um 09:20
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Welche Vorerkrankungen im Antragsprozess für Biometrieprodukte machen Ihnen als Vermittler das Leben schwer? Das wollten wir im Rahmen einer Kurz-Umfrage von Ihnen wissen. Am häufigsten nannten Sie dabei psychische Erkrankungen/Stress, gefolgt von Rücken- und Skelettproblemen, Übergewicht und Allergien. In einer dieser Serie erklärt Gesundheitsexperte Joachim Haid, wie diese Herausforderungen abgemildert werden können.

Im letzten Teil dieser Serie beschäftigen wir uns mit einem Thema, das für viele Menschen zumindest lästig, für einige aber auch so ernsthafte Probleme nach sich zieht, dass das Leben im Frühling bis Herbst stark eingeschränkt sein kann: Allergien. Im schlimmsten Fall können diese sogar tödlich enden. Beispiele dafür sind die Erdnussallergie, bei der der Rachen so stark zuschwellen kann, dass man keine Luft mehr bekommt – oder auch der anaphylaktische Schock nach einem Insektenstich.

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Allein in Deutschland leiden 20 bis 30 Millionen Menschen an Allergien. Das ist etwa jeder Dritte. Bei etwa 30 Prozent der Patienten entwickelt sich innerhalb von zehn Jahren ein Asthma bronchiale. Das macht das Allergie-Thema im Versicherungsbereich natürlich erst recht relevant. Neben der saisonalen Allergie gibt es auch gänzjährige Formen.

Als Beispiele hierfür sind Tierallergene wie sie bei Hunden, Katzen, Pferden, aber auch Meerschweinchen auftreten können. Dabei geht es in der Regel weniger um die Haare der Tiere, als um eine allergische Reaktion auf deren Schweiß, Speichel und Urin. Weiterhin sind in diesem Bereich Allergien gegen Schimmelpilze, Hausstaubmilben und Nahrungsmittelunverträglichlichkeiten bis hin zu -allergien zu erwähnen. Im Folgenden nun ein paar Fragen und Antworten rund um das Thema.

Was ist eine Allergie eigentlich?

Eine Allergie ist eine unverhältnismäßige Reaktion des Immunsystems auf einen nicht infektiösen Stoff, der in der Regel von unserem Körper zu tolerieren ist. Beispielsweise eben bestimmte Lebensmittel oder die klassischen Gräser- und Birkenpollen. Das Wort Allergie stammt aus dem griechischen und leitet sich von „allo = verändert“ und „ergos = Aktivität“ ab.

Allergien werden in vier verschiedene Typen eingeteilt:

Typ I: Sofort-Allergie

Hier tritt die Reaktion innerhalb kürzester Zeit, teilweise innerhalb von Sekunden auf. Als Beispiel wäre hier die Erdnuss-Allergie zu nennen, bei der innerhalb kürzester Zeit nach dem Verzehr der Hals zuschwellen kann. Aber auch eine anaphylaktische Reaktion auf einen Insektenstich zählt hier dazu.

Typ II: Zytotoxischer Typ
Die Reaktion entsteht innerhalb weniger Stunden bis Tage. Deshalb wird ein Symptom nicht immer gleich mit einem entsprechenden allergieauslösenden Stoff, dem Allergen, in Verbindung gebracht. Als Beispiel wäre hier die Reaktion auf Medikamente zu nennen.

Typ III: Immunkomplex-Typ

Eine Reaktion des Körpers tritt bei diesem Typ meist nach mehreren – maximal aber sechs bis acht – Stunden auf. Bei diesem Allergietyp spielen Antigen-Antikörper-Komplexe mit entzündlichen Prozessen eine Rolle. Als Beispiele sind hier die Serumkrankheit (zum Beispiel eine Reaktion auf ein Schlangengift-Antiserum) oder bestimmte Nierenerkrankungen (Glomerulonephritis) zu nennen.

Typ IV: Spät-Typ

Wie es der Name bereits sagt, treten die Symptome hier erst relativ spät auf. Das können Stunden, aber auch Tage nach einem Allergenkontakt sein. Das kann die Herstellung eines Zusammenhangs beim Auftreten von Symptomen noch schwieriger machen, als beim Typ II. Beispiele sind hier Metall-Allergien (Nickel), Reaktionen auf Kosmetika, Desinfektionsmittel und bestimmte Medikamente.

Wie entsteht eine solche Allergie?

Auslöser einer Allergie kann ein übermäßig beschäftigtes Immunsystem sein. Beispielsweise, wenn ein leaky Gut (wir berichteten) vorliegt. Durch den krankhaft undichten Darm können beispielsweise unverdaute Proteine in den Organismus gelangen, auf die das Immunsystem reagiert, da sie als körperfremd erkannt werden. Hält dieser Zustand länger an, wird das Immunsystem durchgehend getriggert, was dazu führen kann, dass es außer Kontrolle gerät. Stille Entzündungen (wir berichteten ) spielen in diesem Zusammenhang ebenfalls eine Rolle. Aber auch Allergietests können der Auslöser für eine Allergie sein. Siehe dazu unten mehr.

Was ist eine Autoimmunerkrankung?

Bei einer Autoimmunerkrankung handelt es sich zwar nicht um eine Allergie im klassischen Sinn, allerdings ist auch hier das Immunsystem außer Kontrolle geraten. Es richtet sich gegen körpereigenes Gewebe, wodurch dieses beschädigt oder zerstört wird. Ein möglicher Auslöser kann auch hier der oben erwähnte leaky Gut sein. Sehr bekannte Beispiele sind Hashimoto Thyreoditis, bei der Autoantikörper das eigene Schilddrüsengewebe abbauen, oder Typ-I-Diabetes sowie Multiple Sklerose.

Welche Möglichkeiten eines Allergie-Tests gibt es?

Die Klassiker sind der Prick- und der Ritz-Test. Bei diesem wird ein kleiner Teil der Haut, meist eingeteilt in kleine Quadrate, leicht angeritzt (Ritz-Test) und dann einem Allergen ausgesetzt, oder dies geschieht in Tropfenform mit Allergenlösungen (Prick-Test). Nun wird beobachtet, ob es zu Reaktionen kommt. Besser ist jedoch die Durchführung eines Allergietests über das Blut. Hierbei wird Blut abgenommen und im Labor, also außerhalb des Körpers, verschiedenen Allergenen ausgesetzt. Das ist ein großer Vorteil, denn beim Ritz-Test wird das Blut im Körper Allergenen ausgesetzt. Handelt es sich dabei um einen Erstkontakt, bleibt eine Reaktion meist aus. Aus diesem Erstkontakt kann dann jedoch bei einem zweiten Kontakt eine Allergie entstehen. Das kann beim Kontakt des Blutes außerhalb des Körpers nicht passieren.

Seite 2: Was hat der Darm mit Allergien zu tun, warum können Allergien plötzlich auftreten – und was kann ich dagegen tun?

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Joachim Haid

Joachim Haid ist Gründer des Gesundheitsprogramms PaleoMental®, zudem Gesundheitscoach und Heilpraktiker in Ausbildung.

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