Maximilian Buddecke ist Leiter Partner- und Kooperationsvertrieb beim Versicherer die Bayerische; Christine Kiesenbauer ist bei den Münchnern als Expertin im Aktuariat Komposit tätig. © Die Bayerische
  • Von Lorenz Klein
  • 10.10.2022 um 11:48
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Infolge der Zerstörungen von Sturmtief „Bernd“ verzeichneten viele Versicherer eine erhöhte Nachfrage nach Elementarschutz – sowohl in der Wohngebäude- als auch in der Hausratversicherung. „Dennoch würden wir uns mehr Bewusstsein wünschen“, sagen die Naturgefahrenexperten Maximilian Buddecke und Christine Kiesenbauer vom Versicherer die Bayerische im Interview.

Pfefferminzia: Überschwemmungen, Erdrutsche & Co. können nicht nur den Hausrat von Hauseigentümern zerstören, sondern auch von Mietern. Inwieweit ist den Menschen das Risiko von Elementargefahren bewusst? Anders gefragt: Spüren Sie im Vertrieb, dass die Menschen seit der Flutkatastrophe im Ahrtal empfänglicher für das Thema sind? 

Maximilian Buddecke: Kurz nach dem Sturmtief „Bernd“ hatten wir eine hohe Nachfrage. Auch das Solo-Produkt „Elementar Solo“ über unsere Tochterfirma Asspario wurde verstärkt nachgefragt. Mittlerweile ist die Nachfrage aber abgeflacht, wenn auch auf einem höheren Niveau als vor dem Sturmtief – dennoch würden wir uns mehr Bewusstsein wünschen. Daher kann man unsere Wohngebäudeversicherung nur mit Elementar berechnen. Gemeinsam mit unseren Vermittlern müssen wir hier noch mehr Aufklärungsarbeit leisten. Darüber hinaus sollte der Staat nicht das Gefühl geben, dass er im Zweifel zur Stelle ist. Das ist ein Trugschluss.

Laut den Daten des Versicherungsverbandes GDV sind die Durchschnittschäden infolge von Elementarschäden in der Hausratversicherung vergleichsweise hoch. Sowohl bei den Leistungen als auch bei der Zahl der Schadenereignisse fallen allerdings andere Gefahren wie Feuer, Einbruchdiebstahl oder Leitungswasser deutlich stärker ins Gewicht. Lohnt sich der Elementarbaustein für die Versicherer rein betriebswirtschaftlich betrachtet also oder müssen sie auch hier künftig an der Preisschraube drehen?

Christine Kiesenbauer: Aus der vorliegenden Statistik lässt sich nicht pauschal ableiten, ob der Elementar-Baustein wirtschaftlich oder nicht für die Versicherer ist. Normalerweise sollte der Effekt, dass es hier wenige, dafür aber bezogen auf den jeweiligen Einzelschaden eher hohe Schäden gibt, bereits durch die aktuariell ermittelte Prämie widergespiegelt werden – und somit in die Profitabilitätsplanungen einbezogen worden sein. Außerdem  beruht eine Versicherung generell immer auf dem Prinzip des Ausgleichs im Kollektiv, welches gerade bei geringen Schadenfrequenzen und hohen Schadendurchschnitten sehr gut funktioniert. Wenn dieser Ausgleich gut funktioniert, ist dies im Regelfall auch für den Versicherer wirtschaftlich gut darstellbar.

Dem Klimawandel zum Trotz? 

Ein Effekt, der zukünftig in diese Überlegungen mit einbezogen werden muss – um auch weiter „betriebswirtschaftlich“ zu arbeiten –, ist die möglicherweise erhöhte Frequenz von Elementarschadenereignissen aufgrund des Klimawandels. Diese könnte sich dann gegebenenfalls auch auf den Preis des Produktes auswirken.

Der Klimawandel bleibt eines der beherrschenden Themen der Zeit, auch wenn die Deutschen derzeit vor allem mit den Sorgen um die Inflation beschäftigt sind. Haben Sie Sorge, dass die Deutschen dann lieber auf den Elementarschutz verzichten, um Geld zu sparen? Wie gehen Sie mit dieser Problematik im Vertrieb um, Stichwort: Opt-Out-Lösung?

Maximilian Buddecke: Natürlich versucht die Bevölkerung zu sparen, allerdings ist nun mal das eigene Haus häufig der größte Akitvposten und ein Elementarschaden damit schnell existenzbedrohend. Damit sollte und darf man nicht spielen. Daher muss es bei uns explizit abgewählt werden mit Begründung. In der Berechnung ist der Elementar-Baustein immer vorbelegt.

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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